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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Die Jubiläumsfeier des Künstlervereins "Malkasten"
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0416

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Die Jubiläumsfeier des Aiinftlervereins „Malkasten".

goldene Hochzeit des edlen Paares, die zugleich, um die un-
verwüstliche Jugendlichkeit des Bundes zu verkünden, mit
der hochzeitlichen Einigung des jungen Ritters Humor
und der Prinzessin Phantasie verbunden ward.

So gelangte denn zur Einleitung der Feier ein
„goldenes Jubiläums-Vorspiel-Polterabendscherz-Bummel-
stück in einem Akt", betitelt „Mars und Venus oder ihr
neuester Sieg", verfaßt von E. Daelen, „op der Bühn"
zur Aufführung, das in glücklicher Vorausahnung der
sich durchbrechenden Stimmung entgegenkam und somit
einen großen Lacherfolg davontrug. Der als L-lars
Imperator figurierende „echte Rheinkadet" war einfach
unwiderstehlich und riß nicht nur schließlich die einiger-
maßen spröde Frau Venus, sondern auch die ganze Fest-
versammlung zur unbedingten Heeresfolge mit. Hatte
doch auch der junge akademische Künstlerverein „Lactitia"
seine bewährtesten schauspielerischen Kräfte zur Verfügung
gestellt.

i< i Der folgende, der erste Haupttag, brachte nun ein
im besten Sinne des Wortes schönes Familienfest. Im
Bankettsaale des Malkastens fand am Mittag der feier-

widmungsblatt. A. Frenz sec.

verkleinerte Nachbildung einer Griginal-Litbograpbie für die
Festschrift des „Malkastens".

liche Festakt mit der Ueberreichung von zahlreichen und
prächtigen Geschenken, sowie der Ueberbringung von Glück-
wünschen für den Jubilar statt. Die gehaltvolle Festrede
hielt W. Spatz, während als Vertreter des Vorstandes
O. Erd mann die vielen Gratulationen cntgegennahm
und auf das herzlichste erwiderte. Bei der darauffolgenden
Festtafel riefen namentlich die durch den Vertreter der
Regierung, Geh. Ober-Regierungsrat Müller von Berlin,
verkündigten Auszeichnungen freudige Erregung hervor;
der rote Adlerorden 4. Klasse wurde Otto Erdmann,
A. Flamm und G. Oeder verliehen, während C. Jrmer
und H. Mühlig den Professortitel erhielten. Nach auf-
gehobenem Mahl reihte sich ein von H. Deiters ver-
faßtes Festspiel an, das auf der neu erbauten Bühne im
Garten zur Aufführung gelangte und ebenfalls die innige
Verbindung der Phantasie mit dem Humor feierte. Zugleich
wurde in der Folge von lebenden, durch Deklamation mit
einander verbundenen Bildern, die sich zu kleinen dra-
matischen Scenen erweiterten, die Geschichte des Mal-
kastens von seiner Gründung bis zur Gegenwart ver-
anschaulicht. Die „Kunst für Alle" hat bereits in H. 10
d. IX. Jhrg. einen Rückblick auf die Vergangenheit des
Jubilars gebracht aus der Feder Eduard Daelens,
derselben, die jetzt auch die Festschrift „Aus der Geschichte
des Künstlervereins Malkasten. Zur Jubelfeier seines
fünfzigjährigen Bestehens. 1848 — 1898. (Gedruckt bei
Aug. Bagel.)" verfaßte.

Zu diesem herrlichen Aufbau sollte der zweite Tag
die Krönung des Gebäudes werden und das schien auch
dem Himmel einzuleuchten; vom frühesten Morgen lachte
er mit dem heitersten Angesicht darein und weckte ringsum
von Stunde zu Stunde wachsende jubelnde Festesstimmung.
Am Nachmittage verdichtete sich der Zuzug wahrhaft zu
Völkerscharen, die in das Festlokal strömten, um nicht
sobald wieder hinaus zu kommen. Durch die Verkündigung
der glanzvollen Doppclhochzeitsfeier angezogen, hatten sich
im Garten viele der Unterhaltung dienende Schaustellungen
eingefunden. Nicht weit vom Eingang lnd zunächst die
humoristische Kunstausstellung unter Ehr. Kröners
Leitung zu erheiterndem Besuche ein, rechts winkte unter
natürlichen Rosenhecken eine spanische Feria mit be-
zauberndem Spiel und Tanz, von Max Volk hart
künstlerisch arrangiert; gegenüber hatten die indischen
Fakire, angeführt von Degode, ihr Zelt aufgeschlagen,
während nebenan ein interessantes Raritätenkabinett dem
Unternehmcrpaar Frische und Fleischer Gelegenheit
bot, ihre witzigen Einfälle beim Brillantfeuerwerkschein
vorzuzeigen. Ein Aquarium von F. von Wille und eine
Sportausstellung von A. Lins boten gleichfalls reichen
Stoff zur Erheiterung, an der es auch in den ver-
schiedenen Schenkstuben, dem Klostcrkeller von Cl. Buscher
und C. Hempel, der malerischen Pfahlbaucrnkneipe von
Hacker u. a. nicht fehlte. Buntestes Treiben wogte
lebhaft auf und ab, bis es am Abend seinen Sammel-
und Ruhepunkt in der Bühnen - Festaufführung von
Eduard Daelen fand, die die glänzende Feierlichkeit
der Doppelhochzeit zur Darstellung brachte. Eine Aufgabe
wurde darin gelöst, die ein kühnes Wagestück bot, das
nur von einem unternehmungslustigen Künstlermut, der
das Fürchten noch nicht gelernt hat, in Angriff genommen
und ausgeführt werden konnte.

Nachdem zum Beginn die Hochzeitsgäste in pomp-
hafter Prachtentfaltung ihren Einzug gehalten, entwickelte
 
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