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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Die Jubiläumsfeier des Künstlervereins "Malkasten"
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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Kunstlitteratur u. vervielf. Kunst - Vermischte Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0418

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Die Jubiläumsfeier des Aünstlervereins „Malkasten". — Personal- und Atelier-Nachrichten.

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Aus der Festschrift zur 50-jährigen Jubelfeier.

sich auf dem Vorplatze ein unheimlicher Verschwörungs-
anfchlag, den der Todfeind des Humors, der krankhaft
verbitterte Griesgram ersonnen hat. Mit seinen höllischen
Genossen, der ganzen wilden Jagd, den apokalyptischen
Reitern und den entfesselten Dämonen der Unterwelt
saust er wie ein dräuendes Ungewitter in finsterer Nacht
heran, wird aber von dem Welt-Imperator Humor mit
seinen heiteren Lichtgestalten glänzend besiegt und zum
tiefsten Höllenabgrund zurückgeschleudert. In ungestörter
strahlender Freude nimmt nun die Hochzeitsfeierlichkeit ihren
glücklichsten Verlauf, von dem jubelnden Triumphgefühl aller
Festteilnehmer getragen, bis zum frühesten Morgen.

Und wahrlich, wie dieser würdige Abschluß so darf
auch das ganze Fest als ein Triumph betrachtet werden,
ein Triumph des Wahren und des Schönen, hochgehalten
von dem Banner der Kunst, ein Triumph über die
Misere des verknöcherten Philistertums und der niederen
Alltäglichkeit. Mit seinem trutzigkühnen Wahlspruch:
„Durch komm' ich doch!" hat der „Malkasten" seit seiner
Gründung jenes ruhmvolle Banner stets siegreich ent-
faltet. Möge der edle Jubilar es auch in aller Zukunft
den jauchzenden Scharen seiner Freunde und Genossen
in unverwüstlicher Jugendfrische vorantragen.

— München. Wilhelm Volz ist zur Zeit mit der Vol-
lendung eines höchst eigenartigen Werkes beschäftigt. Zu einem
Singspiel, dessen Gegenstand Albrecht M. Barlholdy einer alten
Maler Müllerschen Idylle entnahm und zu einer heiter an-
mutigen Dichtung umgestaltete, hat Bolz die Musik geschrieben
und eine Reihe von Zeichnungen in Lithographie ausgesührt.

Die Aunst für Alle XIII.

Ein Teil derselben ist in der diesjährigen Secession ausgestellt.
Das Werk selbst wird unter dem Titel „Mopsus, eine Fauns-
komödie" Prächtig ausgestattet zum Herbst d. Js. bei I. A. Pecht
in Konstanz erscheinen. l«2ssl

— Dresden. Nunmehr sind auch die beiden letzten von
den Gemälden, die Professor Prell für den deutschen Botschafts-
palast in Rom gemalt hat, vollendet. Sie waren Ende Juni
in Dresden ausgestellt, gingen dann zur großen Ausstellung nach
Berlin und werden im Oktober d. I. nach Rom gebracht, wo
Professor Prell ihre Aufstellung im Caffarellischen Palaste leiten
wird. Die gesamte Bilderfolge veranschaulicht die Sage von
Freyr und Gerda nach der Edda in ihrer Umdeutung als Jahres-
mythus. Die Sage ist kurz folgende: Der Ase Freyr sieht eines
Tages von Hlidskialf, dem Hochsitze Odins, wohin er sich frevent-
lich gewagt, Gerda, die Tochter des Riesen Gymir, die in einem
Hause gefangen gehalten, um das zu ihrer Sicherung Feuer-
flammen brennen, während wütende Hunde am hölzernen Zaun
Wache halten. „Ihre Arme leuchteten und Luft und Meer
schimmerten von dem Schein." Er wird von Liebe zu der
„Schönsten aller Frauen" ergriffen. Sein Genosse Skirnir (oder
er selbst in dessen Gestalt) zieht mit Freyrs Roß, das durch das
Feuer zu gehen vermag, und mit Freyrs Schwert, das von selbst
ficht, aus, gelangt zu Gerda und wirbt um sie für Freyr. Seine
Geschenke (elf Aepfel und Draupnirs Ring) werden abgewiesen,
aber Skirnirs mächtiger Fluchbeschwörung und seinem Runen-
zauber giebt Gerda nach und verspricht, Freyrs Weib zu werden.
Die Sage wird als Jahresmythus gedeutet: Gerda ist die Erde,
die von dem Sturm- und Frostriesen d. i. vom Winter im
Banne gehalten wird, bis der Sonnengott Freyr sie im Früh-
jahr zu neuem Leben erweckt. Die beiden ersten Bilder Prells
haben wir in Heft 5 d. l. Jhrg. d. „K. f. A." geschildert. Das erste
zeigte Freyr und Skirnir, die von drei Schwanenjungfrauen
ausgefordert werden, die gefangene Gerda, die man im Hinter-
gründe sieht, zu befreien. Das zweite Bild zeigt den Kamps
Freyrs mit den Walküren auf Wolkenrossen gegen die Sturm-
und Frostriesen, dabei die befreite Gerda mit ihren Gefährtinnen
auf begrüntem Felsen. Das dritte Bild nun veranschaulicht die
Wiedergewinnung Gerdas durch den Winter. In diesem Falle
hat der Künstler die Naturmächte nicht als Riesen verkörpert,
sondern er hat das Meer gemalt, welches mit seinen Wellen

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