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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Pecht, Friedrich: Die Münchener Jahres-Ausstellung im Glaspalast, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0428

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Die Münchener KahreF-AuMeilung nn Glaspalast.

von Friedrich pccht.

killst die Landschaft Heuer im ganzen vortrefflich vertreten, ja, zeigt sie einen unbestreitbaren großen Fort-
schritt gegen früher, so gilt das vielleicht noch mehr vom Porträt, wo auch neben den alles überbietenden
genialen Werken Lenbachs noch Fr. Aug. von Kaulbach ein ganzes Kabinett mit schönen Bildern gefüllt hat.
Dann haben besonders die Berliner noch eine Reihe vortrefflicher Werke von Koner, Vilma Parlaghy,
Kiesel, Biermann, Schanß, Scheurenberg u. a., die sonderbarerweise nur ein Gemeinsames haben: ein
wenig allzu sichtbar für den Absatz berechnet zu sein. Von den sehr zahlreichen Münchenern sind Echtler
(Luitpold-Gruppe*), Flesch-Brunningen, Doubek, Nauen, Ondrusek, Radl, Thor (L.-G.), Ernst
Zimmermann u. a. durch mehr oder weniger treffliche, immer aber sehr selbständige Arbeiten vertreten, wie
von den Karlsruhern Propheter, Ritter, Schräg; dann wären noch Laszlo in Pest, Heckert in Osnabrück,
Berenp und Elkan in Frankfurt, Borchardt in Dresden, Cercha aus Krakau zu nennen. Unstreitig steckt
unter diesen Namen eine Masse echten Talents, dem wir nur leider nicht mehr Raum widmen können, obwohl
gerade ihresgleichen am meisten dazu beitragen, unserer Ausstellung das auffallend gesunde, wenn auch vielleicht
etwas zu prosaische Aussehen zu geben, wie es vom herrschenden Naturalismus unzertrennlich. Denn weder die
nur mehr etwas dürftig durch Grimm, Egger-Lienz (L.-G.) u. a. repräsentierte Profangeschichte, noch die fast
noch weniger sich breit machende Schlachtenmalerei, die jetzt auf die Darstellung der immer nüchtern, kühl und
bunt anmutenden Paraden geraten, wie es die der Münchener Garnison von dem sonst so begabten Brauch
zu allgemeinem Entsetzen geworden, können uns sonderlich erwärmen, obwohl des Düsseldorfers Grimm
„Begegnung der Margarethe von Parma mit flüchtigen Calvinisten" wenigstens sehr pikant gemacht ist, was
man von des Engländers Davidson „Nelson in der Schlacht von Trafalgar" wahrhaftig nicht sagen kann.
Interessanter bleiben da immer noch die Schilderungen aus dem heutigen bürgerlichen Leben, wo denn ganz
besonders Seilers (L.-G.) Diner bei einem modernen Bankier ein wahres Meisterstück pikanter Schilderung

*) Bei weiteren Anführungen mit „L.-G." gekennzeichnet.

Die Kunst für Alle XIII,

15. August 1898.
 
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