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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Matthies-Masuren, Fritz: Zur Entwicklung der Kunst-Photographie
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0476

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Zur Entwicklung der Knust-Photographie, von F. Math! es-Masuren.

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hier solche, die ebenfalls die Technik absolut beherrschen,
aber nur die Handlanger ihres Apparates bleiben, weil
ihnen natürliche Begabung und der Begriff für die
Schönheit fehlt.

Unter den deutschsprechenden Amateurphotographen
sind es einige Mitglieder des bekannten Wiener Camera-
Clubs, die mit als erste für die Bewegung und die
Entwicklung künstlerischer Photographie zu nennen sind —
ja soweit ich gehört habe, waren diese auf dem Kontinent
überhaupt die ersten, die den schlagenden Beweis dafür
brachten, daß die Photographie in den richtigen Händen
mit Geist, Verständnis und Veranlagung sich auf die
freie Höhe der Kunst bringen ließe. Lange bevor mau
in den übrigen Vereinen daran dachte, daß es noch etwas
Besseres geben könne, als die Bilder unserer ersten
Berufsphotographen, als die Wiedergabe einer Landschaft,
auf der der vorderste Grashalm nicht weniger scharf und
deutlich wie die entferntesten Berge erschienen, hatten sich
die Wiener von solcher Arbeit, die nur die Güte des
Apparats, Objektivs und der Platte pries, frei gemacht
und sich an eine objektivere Anschauung der Natur ge-
macht. Zwar sah man seiner Zeit bei ihnen auch noch
den Typus des Ansichtsbildchens vorherrschen, er hatte
jedoch schon einen eigentümlichen Reiz, der für die Ver-
fasser eine gewisse Charakteristik ihrer Arbeiten war.

Das Streben des Wiener Camera-Clubs konzentrierte
sich ini Verein, die Mitglieder kamen mit ihren Leistungen
kaum aus dem Verein heraus, von selbst bildete sich eine
Konkurrenz, einer wollte den anderen übertreffen und
neben dem außerordentlichen Eifer entwickelte sich eine
künstlerische Anschauung, Kunstverständnis — so daß schon
nach ein bis zwei Jahren die Periode des Ansichts-
bildchens überwunden war.

Heute hat der Verein Vertreter in seiner Mitte,
deren Arbeiten mit zum besten gehören, was je in der
künstlerischen Photographie geleistet wurde. Nach künst-
lerischer wie nach technischer Richtung hin haben diese
sich als erste Förderer erwiesen; einige Bilder von
Heinrich Kühn, Or. Henneberg und Professor Watzeck
tragen den Stempel der Vollendung, sie würden die Nähe
der besten Leistungen auf dem Gebiete der bildenden Kunst
gut aushalten können.

In der Ausbildung der Technik gipfeln ihre neuesten
Errungenschaften in der verschiedenartigen Anwendung
des Gummidruck-Kopier-Verfahrens. Die Kombinations-
gummidrucke der drei genannten Mitglieder der Wiener
Gesellschaft erregten auch auf der in Berlin wiederholten
Ausstellung des Camera-Clubs Aufsehen, ja sie bildeten,
wie mir geschrieben wurde, den Glanzpunkt der Aus-
stellung. Würde der naive Beschauer diese Bilder sehen,
ohne ihren Werdegang zu kennen, so würde er sie unbedingt
für die willkürlichen Erzeugnisse eines Künstlers halten.
Der übliche photographische Ton hat sprechenden Farben
Platz gemacht, die kleinen scharfen Bildchen großen For-
maten in lockerer Technik; und nicht nur in Einfarben-
oder Schwarzweiß-Drucken haben sie ihre Leistungsfähigkeit
bewiesen, sondern auch in Dreifarbendrucken, deren Ent-
stehungsgang ein sehr komplizierter und schwieriger ist.

Wir werden bei günstigerer Gelegenheit näher auf
diese Vervollkommnung des Verfahrens zurückkommen, für
heute beschränken wir uns darauf, die Lobsprüche, die
den photographischen Erzeugnissen Frankreichs gewidmet
wurden, auch auf die genannten Mitglieder des Wiener

Camera-Clubs und einige Deutsche, die die Leser in der
„Kunst für Alle" mit der Zeit auch kennen lernen werden,
zu erweitern, da sie an Erfindung und Können den Aus-
ländern zum wenigsten Nachkommen, an Empfindung und
Tiefe sie vielleicht übertreffen.

Jedenfalls ist aber der Aufsatz in der »llevue ckes
cksux monäes« jedem, der sich für die Entwickelung

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