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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

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Habich, Georg: Friedrich August von Kaulbach, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12046#0012

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skizze zu einem fries*)

FRIEDRICH AUGUST VON KAULBACH

Von Dr. Georg Habich

(Nachdruck verboten)

Der Lauf der der Zeitgenossen die ragende Höhe, die er,
Zeiten, wie nicht ohne Widerstand zu finden, mit Ein-
man so sagt, die Setzung seines ganzen, früh vollendeten
grossen Um- Könnens eingenommen hat, unbestritten ge-
wälzungen der blieben. Das Erbe eines grossen Namens,
letzten Jahre für manchen ein Danaergeschenk, ist ihm
auf dem Ge- zum Segen ausgeschlagen; es kostete ihn
bietederKunst keine Ueberwindung, das von den Vätern Er-
haben es mit erbte täglich neu zu erobern, um es zu be-
sieh gebracht, sitzen und — mehr als das — es zu mehren,
dass so man- Als Sohn eines Künstlers, des hannoveri-
^^^^^ eher glänzende sehen Hofmalers Friedrich Kaulbach, eines
^^Ztf* ^fl Name in die Neffen Wilhelms, geboren, wird er schon in
^/HL \M ' Vergessenheit früher Jugend mit dem äusseren Handwerks-
hinabsinken zeug eines Malers vertraut geworden sein.
H musste. Nicht Die freie Beherrschung der Mittel verdankt
%■ l . ' ; j nur rasch em- er jedoch der ausgezeichneten Schule von
j^^^^B^M^B^^^^^M porsteigende, Wilhelm Diez auf der Münchener Akade-
fr. aug. von kaulbach blendende mie; die auf zeichnerisches wie malerisches

Sterne tauch- Können gleichmässigen Wert legende Aus-
ten meteorgleich rascher noch als sie ge- bildung ist auch ihm zu gute gekommen,
kommen in Nacht und Dunkel hinab, auch Wenn er in dieser und noch in der Folge-
manches scheinbar unerschütterliche Gestirn zeit eine gewisse Vorliebe für das altdeutsche
sah man nicht nur vorübergehend ver- Kostüm an den Tag legt, und selbst im
dunkelt, sondern jählings über Nacht ver- Porträt Verwendung dafür findet, so ist dies
bleichen, um nie wieder aufzugehen. Zu weniger auf den Einfluss der damaligen
den Fixsternen am Himmel deutscher Historienmalerei zurückzuführen, als vielmehr
Kunst gehört der Name, der dieses Blatt mit der allgemeinen Vorliebe für die deutsche
ziert. Fritz August von Kaulbach ist Renaissance zu erklären, die damals von den
von den Strömungen der modernsten Kunst Gedon und Seitz als Alleinherrscherin auf
kaum sichtbar berührt worden, und den festge- den Thron der Mode gehoben worden war.
gründeten Platz, auf dem er steht, vermochten Die Eigenart spricht sich in diesen Sachen,
die Wellen des anfänglich so ungebärdig von denen der „Maientag" in Dresden viel-
daher schäumenden Wildwassers nicht zu leicht das Bedeutendste ist, schon in der
unterwaschen. Er hat nie, auch nur einen liebenswürdigen Auffassung aus, die mit der
Fingerbreit, einer ihm fremden Richtung Kon- derben Drastik seines Lehrers Diez nichts
Zessionen gemacht, dennoch oder vielleicht gemeinsam hat. Schon hier tritt ein selb-
gerade deshalb ist ihm in der Wertschätzung ständiger Sinn für den feinen, zarten Umriss

*) Sämtliche Illustrationen dieses Heftes sind, soweit nicht anders bezeichnet, Wiedergaben von Werken Fr.Aug. von Kaulbachs.

Die Kunst für Alle XV. i. r. Oktober 1899.

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