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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

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Habich, Georg: Friedrich August von Kaulbach, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12046#0045

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-b-5S> F. A. VON

und Haar der Mandolinenspielerin hinge-
worfen, wie leicht und mühelos der Gesichts-
ausdruck festgehalten und das Ganze auf den
pikant behandelten Hintergrund gesetzt.
Ausserdem überrascht hier eine frische
Helligkeit, wie sie bei Kaulbach selten ist,
aufs angenehmste. Auf ganz künstlerische

WALDNYMPHE

AULBACH <SSnr-

Absicht ist nicht weniger die Violinspielerin
berechnet. Dem grosszügigen Arrangement
entspricht die breite, weiche Pinselführung,
die, alles überflüssige Detail übergehend, eine >
grosse Silhouettenwirkung erstrebt, wie denn
auch Licht und Dunkel in einfache Massen
gesammelt und wirkungsvoll gegeneinander-
gesetzt sind.

Ein musikalisches Thema behandelt auch
das halbfertige Gemälde, das wir im Atelier
zu sehen Gelegenheit hatten. Deuten wir
seine Absicht recht, so hat hier der Künstler
die musikalische Stimmung, welche er dem
seelischen Ausdruck der Figur zu Grunde
legt, mit Hilfe des magischen Beleuchtungs-
effektes der sinkenden Sonne zu steigern ge-
sucht, sich der geheimen Zauberfäden be-
dienend, die in der menschlichen Psyche
Töne und Farben unsichtbar verbinden.
Ganz in Ausdruck und Haltung dagegen liegt
die musikalische Idee bei den kleinen harfen-
spielenden Engelsknaben (Abb. a. S. 11), ein
durch Feinheit der Empfindung wie durch
Noblesse der Linie und der Farbe gleich
ausgezeichnetes Werk, das zu den glück-
lichsten und liebenswürdigsten Schöpfungen
aus Kaulbach's letzter Schaffenszeit zählt.

Unsere Schilderung bliebe lückenhaft,
wollten wir nicht der zahlreichen, zeich-
nerischen Leistungen unseres Meisters Er-
wähnung thun, denn nirgends bewährt sich
die Leichtigkeit seiner Hand so sehr, als
wenn sie die Feder oder den Stift führt.
Was in einem Band „Gedichte" die geist-
reichen Sentenzen, die koketten Aphorismen
und die vorwitzigen Epigramme, das sind
im Werke des Malers seine gelegentlichen
Zeichenentwürfe und Karikaturen. Von
Kaulbach haben wir eine ganze Reihe von
Feder- und Tuschzeichnungen, Entwürfen
zu Einladungskarten, Plakaten, Neujahrs-
karten u. s. w., reizende Kinder des flüch-
tigen Moments, alle voll echt Kaulbach-
scher Grazie und Eleganz. Eine besondere
Würdigung verdienten ferner seine Karika-
turen. Hätte man nur diese bescheidenen
Blätter und Blättchen, die ganz nebenbei
für die Kneipzeitung der „Allotria" ent-
standen sind, von Kaulbach's Hand, so
müsste man ihm den Titel eines Meisters
allein auf Grund solcher „Allotria" unbe-
dingt zuerkennen. Mag die hier entfaltete
Komik auch hinter der verblüffenden Drastik
eines Wilhelm Busch zurückstehen, und von
Oberländers gemütstiefem Humor ebenfalls
übertroffen werden, so stellt die Treffsicher-
heit des Witzes, die Schärfe der Ironie
Kaulbach dennoch auf die gleiche Stufe

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