140« A. FITGER. AUS MEINEM LEBEN -CÖ*^
aller erdenklichen Mühe und Redlichkeit,
eines Sieges rühmen zu können. Weiter
aber kommt zu dem Mangel des einen
Auges auch noch ein Mangel der Hand.
Ich bin links. Zwar ist meine rechte
Hand völlig normal und zu jeder Ver-
richtung geschickt, aber sobald ich Kohle
oder Pinsel ergreifen soll, muss die
Linke dran. Zahllose Ohrfeigen habe
ich in der Schule darum zu leiden ge-
habt, besonders von meinem Rechen-
lehrer, der meine absolute Unfähigkeit
für die vier Species auf die Angewohn-
heit der linken Hand schob und an den
Ohren rächen zu müssen glaubte, was
ein fehlender Zahlensinn und eine ana-
tomische Laune der Natur verschuldet
hatten. Linkshändig, d. h. linkisch bin
ich all mein Leben lang geblieben, und
die kleinen oder grossen technischen
Witze mir anzueignen, den Pinseldruck
fortissimo hier, das leichte Geschummer
pianissimo dort, all diese zahllosen
Nuancen der Virtuosität sind mir ver-
sagt gewesen; nichts blieb mir übrig, als
in linkischer Biederkeit herauszustottern,
was ich gemeint hatte. Aber mit Stottern
wird man kein Cicero, und ohne dass
Hand und Pinsel dem leichtesten Impuls
der Seele mit selbstverständlichem Ge-
horsam Folge leisten, wird man kein
nennenswerter Maler. Kann ich also
unter deutlichster Betonung dieser Natur-
fehler und der aus ihnen resultierenden
Fehler meiner Arbeiten dennoch von
meinen Erfolgen zu reden wagen, so
wird es wohl keinem Zweifel unter-
liegen, dass ich diese weit mehr auf
Güte und Nachsicht der Malherren als
auf die Qualitäten des Malers zu schieben
weiss.
(Fortsetzung im nächsten Hefte.)
... .. — -- ■____ _ .
F. A. v. KAULBACH STUDIE
Die Kunst für Alle XV.
41
6
aller erdenklichen Mühe und Redlichkeit,
eines Sieges rühmen zu können. Weiter
aber kommt zu dem Mangel des einen
Auges auch noch ein Mangel der Hand.
Ich bin links. Zwar ist meine rechte
Hand völlig normal und zu jeder Ver-
richtung geschickt, aber sobald ich Kohle
oder Pinsel ergreifen soll, muss die
Linke dran. Zahllose Ohrfeigen habe
ich in der Schule darum zu leiden ge-
habt, besonders von meinem Rechen-
lehrer, der meine absolute Unfähigkeit
für die vier Species auf die Angewohn-
heit der linken Hand schob und an den
Ohren rächen zu müssen glaubte, was
ein fehlender Zahlensinn und eine ana-
tomische Laune der Natur verschuldet
hatten. Linkshändig, d. h. linkisch bin
ich all mein Leben lang geblieben, und
die kleinen oder grossen technischen
Witze mir anzueignen, den Pinseldruck
fortissimo hier, das leichte Geschummer
pianissimo dort, all diese zahllosen
Nuancen der Virtuosität sind mir ver-
sagt gewesen; nichts blieb mir übrig, als
in linkischer Biederkeit herauszustottern,
was ich gemeint hatte. Aber mit Stottern
wird man kein Cicero, und ohne dass
Hand und Pinsel dem leichtesten Impuls
der Seele mit selbstverständlichem Ge-
horsam Folge leisten, wird man kein
nennenswerter Maler. Kann ich also
unter deutlichster Betonung dieser Natur-
fehler und der aus ihnen resultierenden
Fehler meiner Arbeiten dennoch von
meinen Erfolgen zu reden wagen, so
wird es wohl keinem Zweifel unter-
liegen, dass ich diese weit mehr auf
Güte und Nachsicht der Malherren als
auf die Qualitäten des Malers zu schieben
weiss.
(Fortsetzung im nächsten Hefte.)
... .. — -- ■____ _ .
F. A. v. KAULBACH STUDIE
Die Kunst für Alle XV.
41
6