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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

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Die " Jugendgruppe" auf der Jahresausstellung im Münchener Glaspalast
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https://doi.org/10.11588/diglit.12046#0063

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•^S> DIE MUNCHENER JUGENDGRUPPE

dekoration, als Wandschmuck behandelt, gement, Tonwahl, Kostüm absorbieren das
Schattenhaft flächig steht die Figur als dunkle eigentlich malerische Interesse an diesem
Silhouette auf dem feinen Grau eines be- Werk, das in seiner dekorativen Qualität als
stimmt als Wand charakterisierten Hinter- Flächenschmuck stilistisch etwa auf der
grundes, und sie wirkt im Gesamteindruck gleichen Linie steht wie die hochkünstlerischen
fast ornamental, kaum anders als die bizarre Wandbekleidungen der Japaner, ihre gemalten
Arabeske am oberen Abschluss des Bildes, Tapisserien.

die mit so viel Geschmack ein, mit dem Den Gegenpol hierzu bildet EiCHLER'samü-

grauen Grunde fein harmonierendes Rosa sante Schilderung „Ein Beethovenquartett"
verwendet. Zwar entbehrt das pikante Ge- (s. S. 79). Statt der gedämpften Tonwirkung
sichtchen der Dargestellten keineswegs eines herrscht hier ein Kolorit von einer Lebhaftig-
lebendigen Ausdrucks, aber dabei ist nicht zu keit, die von Buntheit nicht weit entfernt ist.
übersehen, dass dieser weniger auf lebens- Gelb und Grün, Rot und Blau übertönen sich
wahrer Wiedergabe der farbigen Erscheinung gegenseitig, und die Farbenflecke wirken um
beruht, als vielmehr einer, mit wenigen so lebhafter als sie nicht in dunkler Tiefe
warmen und kalten Tönen arbeitenden Model- verschmolzen, sondern auf lichtem Grund
lierung entspringt. Kein volles greifbares keck nebeneinander gesetzt sind. In allem
Leben soll aus diesem Bilde unmittelbar erkennt man den geübten Titel- und Um-
sprechend heraustreten, nein, Geschmack und Schlagzeichner wieder, der den Pinsel nur
Geschick ist hier die Losung, und Arran- ausnahmsweise zur Hand nimmt und lieber

mit dem Farbstift hantiert. Kommt
es ihm doch nicht so sehr auf
harmonisch ausgeglichene Farbe
an, als vielmehr auf kräftige,
kontrastreiche Fleckenwirkungen,
wie sie sich aus der Technik des
modernen Farben - Plattenüber-
drucks entwickelt hat. Ganz in
der Weise der Illustration hält
sich denn auch der Gegenstand
des Bildes. In einem, mit liebens-
würdiger Ausführlichkeit geschil-
derten Raum, der die spiess-
bürgerliche Behaglichkeit der
Biedermaierepoche atmet, sitzt
das musikalische vierblättrige
Kleeblatt zusammen im Kampfe
mit einem Beethoven'schen Quar-
tett. Gross ist der Eifer; der
Alte mit dem weissen Schopf,
vermutlich der Herr Stadtrichter,
ist schon ganz echauffiert, wäh-
rend sein Nachbar mit der kriti-
schen Brille und dem bitterlichen
Zug um den Mund (woran ich den
Apotheker zu erkennen glaube)
das Cello nicht minder nach-
drücklich bearbeitet, wie jener
die Geige. Lustig kontrastiert zu
dieser schweisstriefenden Kunst-
begeisterung die tiefsinnige Pose
des dünnbeinigen Enthusiasten im
Hintergrund, mit der er, offenbar
in einer Anwandlung von E. Th.
HoFFMANNSchem Dämonismus,
seiner Kongenialität Ausdruck zu
verleihen sucht. Indes den Grund-
npp iRFNn zug des Ganzen, die feiste Be-

Vi'ALTHER CEORGI DER ABEND S I

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