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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

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Fitger, Arthur: Aus meinem Leben, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12046#0122

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-^Ssg> A. FITGER. AUS MEINEM LEBEN <§S^

A. HILDEBRAND PETTENKOFER

sowie drei Bücher Gedichte: „Fahrendes
Volk", „Winternächte", „Requiem". Ge-
legentlich habe ich die Freude, das eine oder
andere Lied, von einem Komponisten in Musik
gesetzt, zugeschickt zu bekommen; ein paar
humoristische sind in studentische Kommers-
bücher übergegangen. Der Rest aber, der
grosse Rest ist Schweigen, und wie man ein
Paar alte Schuhe beiseite wirft, so habe ich
seit langem die Poeterei abgethan, namentlich
diejenige, die mit Coulissen und ersten Lieb-
haberinnen zusammenhängt.

Dennoch verdanke ich meinen dramatischen
Versuchen einige der wichtigsten und förder-
samsten Beziehungen. Zu der Premiere der
Hexe in Meiningen hatte mich der Herzog
eingeladen ; und ich darf sagen, dass von jenem
ersten Tage an der hohe Herr nicht abgelassen
hat, mir die schönsten Beweise seines Wohl-
wollens zu geben. Es vergeht kein Jahr, dass
nicht irgend eine künstlerische Angelegen-
heit mich als Gast nach Meiningen, nach Alten-
stein, nach Heldburg, nach der Villa Carlotta
führte; ja: ich hatte den Vorzug, in Begleitung
des Herzogs und seiner Gemahlin ein paar
Wochen in England zuzubringen. Ich bin
eigentlich ein abgesagter Feind des Reisens,
und finde keineswegs, dass ich für meine
Person der jetzt so unumgänglich nötigen
Sommerfrischen, Erholungskuren, Ferien-
touren u. s. w. bedarf; ich fühle mich vor

meiner Staffelei oder auf meinem Gerüst stets
am wohlsten; aber diese englische Reise konnte
doch auch ich mir gefallen lassen. Im täg-
lichen Umgang mit den gebildetsten Menschen,
eine Herrlichkeit nach der andern, die dem
gewöhnlichen Touristen ewig verschlossen
bleibt, zu geniessen, die Parks, die Schlösser,
die unbeschreiblich reichen Sammlungen der
alten Lords, der gesellschaftliche Verkehr in
diesen sonst so exklusiven Kreisen, Liebhaber-
theater der höchsten Aristokratie (Shake-
speares „Wie es euch gefällt" unter freiem
Himmel im Park von Combe-House), von
Lord Salisbury in Person durch die Schätze
von Hatefield, von Lord Sackville durch das
museumsartige Schloss Knowle, vom Prinzen
Edward von Weimar durch Schloss Windsor,
von würdigen Professoren durch die herr-
lichen Colleges von Cambridge geführt und
von den Damen des Hauses an der Früh-
stückstafel bewirtet werden, während die
Abende noch für das eine oder andere Theater,
vorzugsweise für Irwing und Ellen Terry
frei blieben, das lohnte schon die Ueberfahrt
über den Kanal, zumal ich bei dieser auch
noch obendrein als Gast des Norddeutschen
Lloyd auf den schönsten Schiffen der Welt
fuhr. Niemals im Leben bin ich so arg ver-
zogen und verhätschelt worden, wie auf dieser
ersten englischen Reise; selbst nicht auf einer
zweiten, die, bis in den Norden Schottlands
ausgedehnt, unter ganz anderen Umständen,
unter den Auspicien des grossen Bremer
Rheders und Kaufmannes Andreas Rickmers
mit ganz anderen Personen erfolgte und gleich-

A. HILDEBRAND K, A. VON HASE

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