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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

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Grolman, v.: Emil Lugo
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https://doi.org/10.11588/diglit.12046#0124

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EMIL LUGO <öä=s-

scharfen Farbenkontrasten der trockenen Luft der am Meere liegende Pinienhain, in dem
Toscanas, dem hellen Grün der Wiesen, dem der Sänger sich niedergelassen hat, in goldig-
tiefblauen Himmel und den blendendweissen roten Tönen. Seliger Friede und wonnige
Wolken, Töne, die bei uns der Natur nur im Freude, erzeugt durch die göttliche Macht der
Frühling eigen sind. Musik, das ist es, was uns dies Werk mit
Gleich Tho.ma hält Lugo vielfach — wenn unvergleichlicher Eindringlichkeit verkündet,
auch durchaus nicht immer — an einer zeich- Leicht vergisst man darüber die auffallenden
nerischen, uns jetzt veraltet erscheinenden Nachlässigkeiten in der Zeichnung z. B. der
Pinselführung fest, so dass er im Laubwerk Tiere im Vordergrund, eine Schwäche, der
gelegentlich geradezu an den alten Jos. Ant. man ja auch bei Thoma und selbst bei Böck-
Koch gemahnen kann; aber zugleich ist er lin so häufig begegnet.

in der seelischen Durchdringung des Stoffes, Gleich bedeutend ist das Gegenstück „Moll",

in der Auffassung von Licht und Farbe von dem freilich die Schwarz-Weiss-Wiedergabe

höchster Feinfühlig- kaum gerecht zu wer-

keit. Während die ISSSSSjSBfififiBSBSBBBBEEBB1 ^en vermag- Hechts
alte, klassizistisch- vorndiehoheGestalt
romantische Schule f|| des Sängers, der voll
über der Komposi- sfreudigen Siegesge-
tion, zum Teil auch fühls die wiederge-
aus Mangel an Kön- wonnene, von den
nen, nicht zur inti- Schauern des Er-
meren Belebung des ' ''■ L*. lebten noch bebende
Ganzen gelangte und - Gattin dem Lande
so häufig coulissen- dersie begrüssenden
artig nebeneinander- 4 '• Sonne zuführt; links
gestellte Theater- die wehklagenden
dekorationen mit Schatten im düste-
willkürlich hinein- ren Höllenthor, auf
gesetzter, novelli- m immer durch die un-
stisch - interessanter überschreitbare Flut
Staffage schuf, ge- M von der scheidenden
langt Lugo zu einem . / Genossin getrennt;
völlig eigenartigen V J: ^gk dasGanze einSinnbild
Stil, in dem sich -jgjfi der Macht des alles-

Form und Farbe zu ,___^.y^y- besiegenden Genies

einheitlichem Gan- 1-!-4 und der unerbitt-

zenverbindenundder a. Hildebrand hans von bülow liehen Härte mensch-

seine idealistischen liehen Schicksals.

Landschaften innerlich den Schöpfungen unse- Völlig ist das Gedankliche überwunden durch

rer Neuromantiker verwandt erscheinen lässt. die eminente Kraft der Versinnlichung, und

Schon durch die Wahl des Titels seiner der Beschauer ist nicht genötigt, erst an

Werke beweist er sein modernes Fühlen, die Lösung eines Bilderrätsels heranzu-

selbst da, wo er scheinbar klassizistische treten, eine Aufgabe, mit der uns z. B.

Stoffe behandelt. Klinger so häufig den Genuss seiner Werke

„Moll" und „Dur" nannte Lugo ursprüng- erschwert,
lieh die beiden Darstellungen aus der Orpheus- Ein andermal schildert Lugo, gleich er-
sage, jetzt als „Dekoration eines Musiksaales" greifend, die erhabene Einsamkeit des Ana-
bezeichnet, Schöpfungen, die für unser Ge- choreten oder er lässt uns wie Böcklin im
fühl zu dem Bedeutendsten gehören, was Schatten der Cypressen den römischen Früh-
deutsche Kunst in den letzten Jahrzehnten ling geniessen, er führt uns mit Schwind
geschaffen hat. Ein Maler und Dichter zu- ins „alte, romantische Land" und „weltfern"
gleich, spricht der Künstler in diesen Werken unter mächtigen Bäumen vergnügen sich an-
zu uns. Noch in der farblosen Wiedergabe mutige Gestalten seiner Phantasie. Alle diese
vermag uns wenigstens „Dur" eine Ahnung Werke sind in gleicher Weise ausgezeichnet
von der Wirkung des Originals zu geben: durch den grossen Zug ihrer Linien, die vor-
Orpheus hat durch sein Saitenspiel Natur nehme Auffassung, die Kraft ihrer Farbe
und Tiere bezaubert. Vom milden Licht und die niemals fehlende Einheitlichkeit der
der untergehenden Sonne umflossen, erstrahlt Stimmung.

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