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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Denkmäler - Die Thoma-Ausstellung in Frankfurt - Vermischte Nachrichten - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.12046#0132

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-sr-s^> VERMISCHTE NACHRICHTEN — VOM KUNSTMARKT

= PARIS. In einer Beilage dieses Heftes geben
wir eine Ansicht des deutschen Repräsentations-
gebäudes auf der Weltausstellung 1900, wie es nach
dem Entwürfe des Bauinspektors Johannes Radke
am Quai d'Orsay aufgeführt wird. Das im Rohbau
bereits vollendete Haus erregt schon jetzt, wie
zahlreiche Urteile der französischen Presse er-
geben, in hohem Masse die Anerkennung der Be-
schauer. Mit seinem über 60 m hohen schlanken
Turm, seinem reichen Giebelwerk und seinen steil
ragenden Dächern zeichnet sich das Bauwerk in
seiner Silhouette reizvoll und charakteristisch deutsch
vom Seineufer ab. Etwas künstlerisch Eigenartiges
oder in irgend welchem Sinne Neues ist allerdings
nicht geleistet worden. Doch ist zu hoffen, dass wenn
erst der reiche, malerische Schmuck der Hauptfronten,
die Holzarchitektur der Westfacade, die mit Ziegeln
im kräftigen Rot gedeckten Dächer, die vergoldeten
und patinierten Teile des in Kupferbedachung aus-
geführten Turmes vollendet sein werden, d. h. die
farbige Wirkung die rein konstruktive ersetzen wird,
dann das deutsche Haus in der Reihe der stromauf-
und -abwärts sich anschliessenden Bauten der übrigen
Nationen einen hervorragenden Platz behaupten kann.
In erster Reihe wird das Gebäude den Zwecken der
Repräsentation Deutschlands auf der Ausstellung
dienen. Auf die Gestaltung und Ausstattung der in
seinem Hauptgeschoss nach der Seine zu gelegenen
Räume wird daher auch das Hauptgewicht gelegt
werden. Die kostbarste Ausschmückung werden diese
dadurch erfahren, dass, einer Entschliessung des
deutschen Kaisers gemäss, in ihnen die hervor-
ragendsten Werke der französischen Kunst des
vorigen Jahrhunderts, die sich im königlichen
Besitz befinden, Aufnahme finden sollen. Die
in den Schlössern zu Berlin und Potsdam vor-
handenen Meisterwerke Watteau's Lancret's,
Pater's, Chardin's werden für die Dauer der
Weltausstellung in ihr Heimatland zurückkehren
und von dem hohen Kunstverständnisse des
grossen Königs, der sie gesammelt, sichtbares
Zeugnis ablegen. Das Mobiliar der Räume wird
aus den erlesensten kunstgewerblichen Stücken
des Potsdamer Stadtschlosses, Sanssouci und des
Neuen Palais zusammengestellt werden, ebenso
sollen die Säle, soweit es ihre vorübergehende
Bestimmung zulässt, eine architektonische Aus-
bildung im Stile der genannten Potsdamer Schlösser
erhalten.

= FRANKFURT a. M. Kommerzienrat Dr. L.
Gans hat der Stadt 150000 Mark gestiftet zur Be-
gründung eines städtischen Kunstfonds, aus welchem
vornehmlich zur öffentlichen Aufstellung geeignete
Skulpturen erworben werden sollen. P35]

tz. DÜSSELDORF. Herr Chr. L. Leven hat hier-
selbst unter dem Namen -Neues Kunsthandwerk' in
den sehr geschmackvoll eingerichteten und umge-
stalteten Räumen eines Hauses an der Elberfelder-
strasse einen neuen Kunstsalon begründet, dessen
Bezeichnung das umschreibt, was er bieten wird.
Zweifelsohne wird diese Etablierung lebhaftestem
Interesse im hiesigen kunstsinnigen Publikum be-
gegnen. Gegenwärtig sind neben französischen
Bronzen und Fayencen, dänischer Keramik, Zier-
gläsern von Tiffany, Köpping u. a., interessante und
künstlerisch wertvolle Kupfertreibereien, hervorge-
gangen aus den Münchner Vereinigten Werkstätten,
sowie bemerkenswerte moderne Lederwaren (Wiener
Secession) zur Ausstellung gelangt. l109l

= DÜREN. Die Erben des Geh. Kommerzien-
rats Leopold Hösch schenkten der Stadt 250000 M.
zur Errichtung eines Museums. l102!

— ZÜRICH. Die Kunstgesellschaft erwarb für

ihr neues Museum des Münchener Bildhauers Pro-
fessor Chr. Roth's Gruppe Im Sterben«. Eine
Nachbildung des 1897 auf der Münchener Aus-
stellung mit der zweiten Medaille ausgezeichneten
Bildwerks brachte die »K. f. A.< in H. 21 d.
12. Jahrg. ['9]

= AACHEN. Für die Gemälde-Sammlung des
städtischen Suermondt-Museums wurde von dessen
Direktor Dr. Kisa ein Oswald Achenbach >Via
San Giovanni in Laterano mit Blick auf das Colosseum
in Rom- erworben. ['24]

= BERLIN. Die amtlichen Berichte aus den
preussischen Kunstsammlungen verzeichnen als käuf-
liche Erwerbungen der Nationalgalerie für das
erste Vierteljahr 1899: ein Selbstbildnis Anselm
Feuerbach's aus dem Jahre 1873, eine Porträt-
skizze Richard Wagner's von Franz von Lenbach,
das Bildnis Theodor Fontanes und zwei weitere
Kreidestudien von Max Liebermann, sowie fünf
Pastelle von Ludwig von Hofmann. Die bei
Professor Fritz Schaper in Marmor bestellte Por-
trätbüste des verstorbenen General von Goeben ge-
langte zur Ablieferung. Als Geschenke wurden der
Galerie überwiesen: die Gemälde Der h. Georg
von Hans von Marees, -Argenteuil- von Claude
Monet, sowie ein sechsteiliger Wandschirm, von
der Hand eines unbekannten japanischen Künstlers.
Neuerdings erwarb die Galerie ein Interieur von
Professor Wilh. TrCbner in Frankfurt. l78)

= LEIPZIG. Das Städtische Museum erwarb
auf der Münchener Jahresausstellung im Glaspalast
ein Gemälde In Wisby von Otto Strützel.

= WIEN. Siebenhundert DiEFENBACH-Bilder,auf
27000 Gulden geschätzt, sollten dieser Tage zwangs-
weise versteigert werden. Das Resultat war gering;
im ganzen wurden für mehr als dreihundert Bilder
lediglich siebenhundert Gulden eingenommen. Für
den grossen Fries Per aspera ad astra , von Dieffen-
bach auf 50000 Gulden bewertet und auf wenigstens
10000 Gulden geschätzt, wurde der Spottpreis von
3000 Gulden geboten. [137]

= MÜNCHEN. Die am 23. Oktober und den
folgenden Tagen abgehaltene Auktion der Sammlung
Schubart ergab ein Gesamtresultat von über800000M.,
ein Beweis dafür, dass auch kostbare deutsche Privat-
sammlungen mit gutem Erfolge im eigenen Lande
ausgeboten werden können. An Gemälde-Preisen
notieren wir: Amberger Mathaeus Schwartz und
Barbara Schwartz zusammen 51000 M.; Cranach

Madonna mit dem Kuchen 9000 M.; derselbe

Ruhende Nvmphe 9150M.; Dou Die Haushälterin
37000 M.; Hobbema -Wassermühle- 86000 M. (er-
worben von der Dresdener Galerie); Metsu >Herr
und Dame am Spinett 45000 M.; Aert van der Neer

Mondscheinlandschaft 21000 M.; Rembrand Brust-
bildnis eines Greises 31000 M.; Ruben's Schule

Das Bad der Diana 126000 M. (das höchst bezahlte
Stück); Jacob van Ruisdael Eichengruppe 17600M.;
Salomon van Ruvsdael Winterlandschaft 10150 M.;
Steen - Wein, Weib und Tabak 18000 M.; Watteau
i Musikalische Unterhaltung 23000 M.; Wouwermann
?Hufschmiede 19000 M. [125]

= BERLIN. Rudolph Lepkes Kunstauktions-Haus
versteigert am 5. und 6. Dezember eine erlesene
Sammlung erstklassiger Bilder moderner in- und
ausländischer Meister. Neben einer grossen Anzahl
von Gemälden Max Liebermanns verzeichnet der
vom Auktionshaus zu beziehende, reich illustrierte
Katalog Werke von Arnold Böcklin, W. Leibi, Adolf
Menzel, Julius Exter, Robert Fowler, Walter Crane,
Max Klinger, Franz von Lenbach, Fritz von Uhde,
Frank Brangwyn, F. P. Michetti und vielen anderen
bedeutsamen Meistern.

Redaktionsschluss: 4. November 1899. Ausgabe: 16. November 1899.

Herausgeber: Friedrich Pecht. — Verantwortlicher Redakteur: Fritz Schwartz.
Verlagsanstalt F. Bruckmann a.-o. in München, Nymphenburgerstr. 8G. — Bruckmann'sche Buch- und Kunstdruckerei in München.
 
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