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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

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Fitger, Arthur: Aus meinem Leben, [7]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12046#0140

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B Kunstbibliothek
zu Berlin

-sHsg> A. FITGER. AUS MEINEM LEBEN -CSs*^

MARTIN FEUERSTEIN ST. HUBERTUS

wunderbaren Künstlerrepublik von Architekten,
die zusammengetreten sind, den stolzen Pracht-
bau des Hamburger Rathauses mit vereinten
Kräften auszuführen. Ich würde viel zu weit
gehen, wollte ich hier auch nur in groben
Zügen eine Charakteristik dieses eminenten
Mannes versuchen; was die deutsche Archi-
tektur an ihm besitzt, braucht nicht erst durch
mich ausgesprochen zu werden; was ich per-
sönlich an ihm besitze, kennzeichnet sich viel-
leicht am besten dadurch, dass ich mir einmal
eigens für meine Korrespondenz mit ihm Brief-
bogen habe anfertigen lassen mit dem stereo-
typen Anfang: „Liebster Freund Haller! Wiede-
rum herzlichen Dank zuvor!" denn mir ver-
sagte gegenüber seiner unermüdlich fürsor-
genden Freundschaft die Erfindung neuer Wen-
dungen des Dankes, und so Hess ich es mit
dem gedruckten Formular bewenden. Freilich
sind die Bogen längst verbraucht; aber die
Erfindung neuer Wendungen habe ich nichts-
destoweniger nicht wieder versucht; unter
Umständen ist das Schweigen, das keiner
Worte mehr bedarf, der glänzendsten Eloquenz
vorzuziehen. Haller habe ich es zu danken,
wenn mir mit der Zeit Hamburg eine zweite
Heimat geworden ist; auch nur wie Bremen
eine Stiefmutter, aber eine Stiefmutter, die
wie Bremen, manche Mutter beschämt.

Hier halte ich es indessen für angezeigt,
auch der Heimkehr zu meinem eigentlichen
engeren Vaterlande Oldenburg mit herzlicher
Befriedigung zu gedenken. Es hatte mir weh
gethan, dass dort, obgleich ich doch in un-
mittelbarer Nachbarschaft wohnte, so lange
Jahre hindurch keine Seele je Notiz von mir
genommen hatte; da erteilte mir ganz un-
erwartet der Grossherzog den ehrenvollen
Auftrag, einen neu erbauten Festsaal seines
Schlosses künstlerisch auszuschmücken. Ich
machte mich mit allem Eifer und meiner
besten Kraft an meine Aufgabe und hatte
die grosse Freude, nicht nur den Beifall eines
so ausserordentlich kundigen Kunstfreundes,
als welcher bekanntlich der Grossherzog sich
von je bewährt hat, zu erringen, sondern mit
ihm auch den zahlreicher übriger Landsleute.
Es war mir eine wahre Feier, bei der fest-
lichen Einweihung des Saales von so vielen
alten Bekannten, teilweise ehemaligen Mit-
schülern, die es nun zu hohen Aemtern und
Würden gebracht hatten, so freundlich begrüsst
zu werden. Es kam eine Stimmung über mich,
wie ich sie ebenso kurze Zeit vorher im
Hafen von Antwerpen erlebt hatte. Nach
einem Zwischenraum von fünfunddreissig
Jahren hatte mich nämlich mein Weg einmal
wieder an die geliebte Stätte meiner ersten

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