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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Von Ausstellungen und Sammlungen - Neue Denkmäler - Vermischte Nachrichten - Kunstlitteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.12046#0299

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-^ö> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN -C^^

jugendlich herbe Form der weiblichen Gestalten,
wie sie der Meister mit Vorliebe malt, der
brünette und rosige, in dem Sonnenlicht schmelzende
Teint, die silberartig getönten Draperien, die
reizvolle Erfindung des leichtprickelnden Inhaltes
der Allegorien, welche in ganz leiser Satyre die Kunst
mit emblemtragenden Amoretten die Wissenschaft
mit der ungestillten Wissbegierde, die Antithesen der
Macht und des Fortschritts, der Inspiration und
der Kunst darstellen; dies alles nimmt den Be-
schauer auf den ersten Blick für sich ein und man
vergisst auf eine Weile — die inhaltlose Umgebung.
Technisch sind die Zwickelbilder von Hynais eine
wunderbar leichte Ueberwindung der Schwierigkeiten,
unter denen sie zustande gekommen sind und von
welchen die gelblich alterierte, unmittelbare Beleuch-
tung durch die Glasdecke gewiss nicht die kleinste
war. — In zwei Rudolphinumsälen ist gegenwärtig eine
von dem Kunstvereine arrangierte und auch recht
sehenswerte Sonderausstellung der Werke von Emil
Holarek zu sehen. Dem Inhalte der an achtzig
Nummern zählenden Federzeichnungen nach konnte
die Ausstellung als eine moderne Sensation gelten,
denn der junge Künstler stellt sich als ein Stürmer,
als Revolutionär dar, welchem die Kunst höchstens
als ein Mittel der Tendenz gilt. Durch seine, fünfzig
Blätter zählenden »Studien zum Katechismus« ironi-
siert er die ganze christliche Moral der Gesellschaft,
zwar witzig genug, aber doch etwas einförmig, da
die Darstellungen ihre Wirkung durchwegs nur durch
den Kontrast zwischen Inhalt und Titel ausüben.
Weit höher stehen Holareks cyklusartige Feder-
schilderungen Der Cyklus ohne Ende und die wirk-
lich prächtige »Nacht«. Aber alles ist gut und mit
souveräner, die getönte Radierung imitierenden Feder-
technik gezeichnet. l362!

KÖNIGSBERG. Im Januar fanden wir hier
in Bon's Kunstsalon eine Kollektion von Hans
Herrmann und meyer-LöBEN-Berlin ausgestellt.
Hans Herrmanns Werke verfehlten nicht, wie immer,
einen durchwegs bedeutenden Eindruck zu machen.
Die Bilder von Meyer-Lüben suchten sich daneben
zu behaupten. Jetzt im Februar führt uns derselbe
Salon eine grössere Kollektion von Originalzeich-
nungen etc. für die in München erscheinende
-Jugend' vor, welche durch ihre ungemeine Frische
und Charakteristik allgemein anziehen. Es ist
dankenswert, diese Werke so viel genannter Künstler
hier zur Anschauung gebracht zu sehen, da man
nach den Vervielfältigungen in dem genannten Blatte
doch kein Urteil über ihren Wert oder Unwert er-
hält. Nach diesen Wiedergaben in der »Jugend« ist
manches Blatt falsch beurteilt, wenigstens nicht so
beachtet worden als es verdient. — In Teicherts Kunst-
handlung waren in dieser Zeit ein'-je achtbare Land-
schaften der hiesigen Maler Krauskoff und
Dägling ausgestellt. l3"0]

= BERLIN. Das Ausstellungsgebäude der »Se-
cession wird weiter ausgebaut werden. Die Eröffnung
der diesjährigen Ausstellung ist wiederum auf den
1. Mai festgesetzt worden. — Die »Amtlichen Be-
richte aus den kgl. Kunstsammlungen«: verzeichnen
für die Kgl. National-Galerie in der Zeit vom 1. Juli
bis 30. September 1899 folgende Ankäufe: Die Oel-
gemälde »Nach dem Sturm von Hans Gude, Eifel-
dorf« von Eugen Kampf, Eröffnung der Berlin-Pots-
damer Bahn von Adolf von Menzel, Schusterwerk-
statt« von Max Liebermann, Auf dem Kanapee« von
Wilhelm Trübner, Landschaft mit badenden Kindern •
von Eugen Jettel und »Abendmahlsfeier in Hessen«
von Karl Bantzer, des weiteren Aquarelle, land-
schaftliche und architektonische Darstellungen aus
dem Orient von Ad. Seel, sowie diverse Handzeich-

nungen von Menzel und Benj. Vautier und das Pastell
Meine kleine Freundin von Juliette Wagner. Ueber-
wiesen wurden der Galerie sechsunddreissig Entwürfe
zur malerischen Ausschmückung des Festsaales im
Rathause zu Altona von K. Becker d.J. und F. Klein-
Chevalier, O. Marcus, L. Dettmann, H. Olde und
A. Kampf. Der Fabrikbesitzer A. Flinsch-Berlin
schenkte den Entwurf für den i Fries in der Aula der
Universität zu Halle« von Friedr. Geselschap. Für
die Skulpturensammlung wurden erworben: ein
-Weiblicher Studien köpf (Marmor) von Ludw. Manzel
und eine Kleinplastik E. M. Geygers; die auf der
Berliner Ausstellung 1898 bestellte Bronzegruppe
-Pelikane« von A. Gaul gelangte zur Ablieferung.
— Im p'reussischen Staatshaushalt für 1900 finden
sich an Forderungen für Kunstzwecke u. a. die
nachstehenden Positionen: Zur Erwerbung des sog.
Akademie-Viertels Unter den Linden für die Kgl.
Bibliothek und die Akademien der Künste und
Wissenschaften 7300000 M., Museums-Neubauten
vierte Rate 1 100000 M., Neubau der beiden aka-
demischen Hochschulen dritte Rate 750000 M.,
Erweiterungsbau der technischen Hochschule zweite
Rate 500000 M. [363]

= MÜNCHEN. Aus einer jetzt veröffentlich-
ten offiziellen Mitteilung über die »Neuerwer-
bungen für die kgl. bayer. Staatssammlungen im
Jahre 1899« notieren wir, dass u. a. aus dem Fonds
für die Erwerbung neuerer Werke insgesamt zwanzig
Gemälde deutscher Künstler angekauft wurden. Die
teilweise bereits früher im einzelnen hier mitge-
teilten Erwerbungen sondern sich für die Jahres-
ausstellung im Glaspalast in: Hans Petersen, »Das
Meer«; Franz Hoch, Landschaft; Adam Kunz, Still-
leben ; Adolf Eberle, »Jagdproviant«; Gilbert v. Canal,
i Abendfriede«; J. B. Hofner, Stilleben; Victor Tob-
ler, »Der Sammler«; Otto Seitz, -Falschspieler;
Franz Simm, »Malstunde«; Georg Papperitz, weib-
licher Kopf; Johann Herterich, »Himmlisches Wieder-
sehen- ; Karl Ludwig, Auf dem Hohen Frassen bei
Bludenz . Auf der Ausstellung der Secession kamen
zum Ankauf: Benno Becker, »Toskanische Land-
schaft«; Charles Tooby, -Nach dem Regen«; Wil-
helm Trübner, »Im Atelier«; Hans v. Hayek, >An
der Amper«; Hans Borchardt, »Der Brief ; Adam
Hengeler, »Hornbläser-; Leo Samberger, Selbstbild-
nis; Paul Höcker, -Ave Maria«; ausserdem in eben
dieser Ausstellung von D. Y. Cameron in London,
-Die Brücke . Ausserhalb der Ausstellungen wurden
erworben : F. Courtens, i Herbst ; R. Ribarz, »Nieder-
österreichische Dorfstrasse mit Gänsen«; Wilhelm
Leibi, Bildnis des Frhrn. Max v. Perfall auf Greifen-
stein; Adam Oberländer, »Resignation« und Franz
v. Lenbach, Bildnis des Malers Karl v. Piloty, die
beiden letzteren aus der Lang-Puchhof'schen Stiftung.
An Geschenken gelangten in die kgl. Neue Pinakothek:
Hubert Herkomer, Bildnis des Prinz-Regenten Luit-
pold von Bayern; Konrad Reinherz, > Baumland-
schaft ; Joseph Resch, Bildnis des Malers K. F.
Moritz Müller und Franz Schmid-Breitenbach, >Im
Hexenwahn«. — Das kgl. Kupferstichkabinett er-
fuhr im Jahre 1899 ankaufs- und schenkungsweise
eine nicht unbedeutende Vermehrung an Handzeich-
nungen. An Künstlern der neueren und jüngsten
Zeit sind dabei vertreten Daniel Chodowiecki, Fer-
dinand Rothbart, Rudolf Ribarz, Friedrich Gesel-
schap, Bernhard Pankok, Richard Riemerschmid,
Rudolf Wilke, Konrad Weigand und Otto Vautier.
An graphischen Blättern finden sich in dem Zu-
wachs u. a. Werke von Emil Lugo, Heinrich Wolff,
Georg Mayr, Max Dasio, Otto Keitel, A. Wildstosser,
A. Menzel, C. Th. Meyer-Basel, Richard Müller,
Wilhelm Volz, M. Borrel und A. Legros. I366)

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