DOI Artikel:
Voll, Karl: Die Frühjahr-Ausstellung der Münchener Secession
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.12046#0368
DIE FRÜHJAHR-AUSSTELLUNG
RUDOLF SCHRAMM- ZITTAU TRUTHUHN ER AN DER MITTAGSONNE
an geschmackvoller Behandlung grosser Flä- kräftigen Selbständigkeit Hummel's Stilleben
chen gewonnen und sein Vortrag ist auch noch zu sein, das für meinen Geschmack das
leichter geworden; aber wenn wir damals best gemalte Bild der Ausstellung ist und
die Richtigkeit in der Beobachtung der Le- bei dem mich nur der nichtssagende Hinter-
bensäusserungen der Tiere, besonders unserer grund stört.
grossen Haus-und Ziervögel, rühmen mussten, Die Porträts sind heuer nicht gar zahlreich,
so scheint mir heuer diese Richtigkeit bereits Es ist zwar von Leo Samberger eine Kol-
etwas in prunkvolle, selbstbewusste Korrekt- lektion seiner bekannten Bildnisstudien zu
heit im Sinne der sogenannten akademischen sehen, von R. Breyer ein grosses, etwas
Malerei umgeschlagen zu sein. Einzelne schwerblütig gemaltes Damenporträt und von
Stücke, wie die hübschen Eisvögel, sind je- Winternitz und Würtenberger einige Bild-
doch nicht nur von dieser verhängnisvollen nisse; aber es fehlen doch die Arbeiten von
Eigenschaft frei, sondern sie sind es gerade, Kraft und Stil, die sonst gerade im Porträtfach
die den Fortschritt des Künstlers in Hinsicht bei der Secession so häufig sind. F. Melly's
des Geschmackes der Tönung und der Ge- Pastellstudie nach einer Tänzerin (Abb. a.
samthaltung verraten. S. 356) ist zwar, was die Charakteristik
Sehr anziehend wirken die kleinen Knaben- der Haltung anlangt, sehr gut, aber im übrigen
akte von Christian Landenberger, wirkliche von einem lebhaften Geschmack, der zwischen
Freilichtbilder von einfacher Anschauung, fein und barbarisch hin und herschwankt,
ernsthafter, wenn auch nicht durchaus kon- Marianne Geselschap's Porträtstudie zeugt
sequenter Durchführung und von grossem von überraschendem und erfolgreichem Ernste
Reiz in der Wiedergabe des Lichtspiels, des Studiums und steht weit über den ge-
Gröber's Knabenakte, die äusserlich nach wohnlichen Leistungen der Damenmalerei,
demselben Prinzip gearbeitet erscheinen, sind Die Landschaft ist ziemlich gut vertreten,
wesentlich flauer in der Form. Th. Hummel Die Dachauer sind zwar heuer fast ganz aus-
hielt seine schöne grosse Parklandschaft ganz geblieben; von ihnen kam nur Adolf Holzel
im Sinne der schottischen Landschafterei und mit sehr geschickten in Tempera ausge-
auch bei seinen übrigen Arbeiten, vor allem führten, allerdings ein wenig unklaren
bei seinem Selbstporträt kommt das Bestreben Nachbildungen von Ludwig Dills Gouachen,
zu Tage, den liebenswürdigen Ton und den Dagegen sind die jüngeren Landschafter der
Glanz der schottischen Farbe zu erreichen. Secession zahlreich erschienen. Besonderes
Weitaus bedeutender scheint mir in seiner Interesse finden wieder die stark in die Farbe
352
RUDOLF SCHRAMM- ZITTAU TRUTHUHN ER AN DER MITTAGSONNE
an geschmackvoller Behandlung grosser Flä- kräftigen Selbständigkeit Hummel's Stilleben
chen gewonnen und sein Vortrag ist auch noch zu sein, das für meinen Geschmack das
leichter geworden; aber wenn wir damals best gemalte Bild der Ausstellung ist und
die Richtigkeit in der Beobachtung der Le- bei dem mich nur der nichtssagende Hinter-
bensäusserungen der Tiere, besonders unserer grund stört.
grossen Haus-und Ziervögel, rühmen mussten, Die Porträts sind heuer nicht gar zahlreich,
so scheint mir heuer diese Richtigkeit bereits Es ist zwar von Leo Samberger eine Kol-
etwas in prunkvolle, selbstbewusste Korrekt- lektion seiner bekannten Bildnisstudien zu
heit im Sinne der sogenannten akademischen sehen, von R. Breyer ein grosses, etwas
Malerei umgeschlagen zu sein. Einzelne schwerblütig gemaltes Damenporträt und von
Stücke, wie die hübschen Eisvögel, sind je- Winternitz und Würtenberger einige Bild-
doch nicht nur von dieser verhängnisvollen nisse; aber es fehlen doch die Arbeiten von
Eigenschaft frei, sondern sie sind es gerade, Kraft und Stil, die sonst gerade im Porträtfach
die den Fortschritt des Künstlers in Hinsicht bei der Secession so häufig sind. F. Melly's
des Geschmackes der Tönung und der Ge- Pastellstudie nach einer Tänzerin (Abb. a.
samthaltung verraten. S. 356) ist zwar, was die Charakteristik
Sehr anziehend wirken die kleinen Knaben- der Haltung anlangt, sehr gut, aber im übrigen
akte von Christian Landenberger, wirkliche von einem lebhaften Geschmack, der zwischen
Freilichtbilder von einfacher Anschauung, fein und barbarisch hin und herschwankt,
ernsthafter, wenn auch nicht durchaus kon- Marianne Geselschap's Porträtstudie zeugt
sequenter Durchführung und von grossem von überraschendem und erfolgreichem Ernste
Reiz in der Wiedergabe des Lichtspiels, des Studiums und steht weit über den ge-
Gröber's Knabenakte, die äusserlich nach wohnlichen Leistungen der Damenmalerei,
demselben Prinzip gearbeitet erscheinen, sind Die Landschaft ist ziemlich gut vertreten,
wesentlich flauer in der Form. Th. Hummel Die Dachauer sind zwar heuer fast ganz aus-
hielt seine schöne grosse Parklandschaft ganz geblieben; von ihnen kam nur Adolf Holzel
im Sinne der schottischen Landschafterei und mit sehr geschickten in Tempera ausge-
auch bei seinen übrigen Arbeiten, vor allem führten, allerdings ein wenig unklaren
bei seinem Selbstporträt kommt das Bestreben Nachbildungen von Ludwig Dills Gouachen,
zu Tage, den liebenswürdigen Ton und den Dagegen sind die jüngeren Landschafter der
Glanz der schottischen Farbe zu erreichen. Secession zahlreich erschienen. Besonderes
Weitaus bedeutender scheint mir in seiner Interesse finden wieder die stark in die Farbe
352