Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

DOI Artikel:
Personal- u. Atelier-Nachrichten - Von Ausstellungen und Sammlungen - Vermischtes
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.12046#0398

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
«a-*Ö> PERSONAL-NACHRICHTEN - KLEINE AUSSTELLUNGEN

EUGEN WOLFF FLUSSLAUF
Aus der Frühjahr-Ausstellung der Münchener Sccession

langte, denn die übrigen beteiligten Künstler werden
sich jetzt mit Recht beklagen dürfen, dass man ihnen
Bedingungen für ihre Aufgabe vorgeschrieben hat, die
schliesslich als unhaltbar erkannt werden mussten. —
Die kgl. Kunst- und Kunstgewerbeschule, beging am
24. März die feierliche Einweihung des Neu- und
Umbaues, durch welchen die längst notwendig ge-
wordene Vermehrung und Verbesserung der Unter-
richtsräume endlich herbeigeführt worden ist. In
Verbindung damit tritt auch eine Erweiterung und
Vervollständigung ihrer gesamten Organisation ins
Leben, wie sie den gegenwärtigen Bedürfnissen des
Kunstunterrichts entspricht. Bei der Feier wurden
mehrere staatliche Auszeichnungen verkündigt, unter
anderen erhielten die Lehrer Maler Wislicenus und
Bildhauer Werner-Schwarzburg den Professor-
titel. Am Abend desselben Tages fand ein von dem
Lehrkörper arrangiertes Kostümfest in den Sälen
des Palast-Restaurants statt, das den Charakter einer
„Frühlingsfeier" trug. Die künstlerische Ausgestal-
tung der Festräume und des Festspiels — aus der
Feder von Professor Dr. Max Koch —, um welche
sich Professor Kämpffer, Maler Josef Langer
und Professor Irmann besonders verdient gemacht
hatten, schuf den glänzenden Rahmen für ein froh-
bewegtes, an farbigen Anregungen reiches Bild. Für
einige Stunden mochte man sich fast der angenehmen
Illusion hingeben, dass auch Breslau eine Kunst-
stadt werden könne. [427]

= BROOKLYN. James Tissot's Bilderreihen
zum Leben Jesu sind um den Preis von 60000
Dollars von dem hiesigen Institute of Arts erworben
worden. Sie umfassen etwa fünfhundert Darstel-
lungen des Lebens Jesu und der heiligen Stätten,
die der Künstler in Palästina eingehend studiert hat.

= MAGDEBURG. Das Städtische Museum er-
warb zwei Bilder Ludwig von Hofmanns: 'Gott-
vater, Adam und Eva im Paradies« und Badende
Frauen am Meeresstrand<. [412]

VON AUSSTELLUNGEN

UND SAMMLUNGEN

v V. WIEN. In der Galerie Miethke ist auf Uhde
eine Doppelausstellung Marold-Kunz gefolgt. Sie
bringt nicht weniger als einundachtzig zumeist wenig
bekannte Blätter des frühverstorbenen Pragers und
zweiunddreissig Stillebenstücke von Adam Kunz,
des hier verhältnismässig wenig bekannten Wieners,
welcher im Münchener Kunstklima ein erster Still-
lebenmeister unserer Tage geworden ist. Die Marold-
Ausstellung ist um so dankenswerter, als die Wenigsten
von der Vielseitigkeit dieses für uns nahezu uner-
setzlichen lebensprühenden Talentes einen Begriff
haben. Hätte sich Marold, in dem ein bestes
Stück PariserTreffsicherheit und zugreifender Frische
steckte, ausleben können, er wäre ein allererster
Sitten- und Menschenmaler der Moderne geworden.
Der mondäne Reiz und der elegante Chic seiner
Pariser Scenen ist nur eine Seite seines Talentes,
das viel tiefer geht, als sonst malende Schilderer
der Gesellschaft und ihrer typischen Lebefiguren
und sStützent. Raschheit und Feinheit der Beobach-
tung, flotte Momentwiedergabe, Schilderungskraft
und koloristische Empfindung erinnern bei Marold
bisweilen an Menzel und dann wieder an Petten-
kofen. Im Kunz-Kabinett leuchtet und funkelt es
nur so. Man ist wie in einer Welt der nieder-
ländischen Stillebenmeister des siebzehnten Jahr-
hunderts verzaubert. Hier ein Snyders, dort ein
De Heem, ein Breughel, ein De Bequeren! Doch
das scheint nur so, Adam Kunz ist weder ein
Nachahmer, noch ein Nachempfinder. Er hat seinen
stark persönlichen Zug, seine eigene flüssige durch-
scheinende Technik mit ganz erstaunlichen Wirk-
ungen. Er ist ein Monumentalmaler des Stillebens.
Manches erinnert an Makart, der mit Lenbach und
Tilgner ein Förderer des jungen Wieners gewesen.

381
 
Annotationen