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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Von Ausstellungen und Sammlungen - Kunstlitteratur - Vermischtes
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https://doi.org/10.11588/diglit.12046#0426

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-j4g> KUNSTLITTERATUR VERMISCHTES <&s^

vi. Franz Otto, Das städtische Museum für
Kunst und Kunstgewerbe zu Halle a. S. (Halle, Nie-
meyer. 1900). Unter diesem unscheinbaren Titel
und in dem ebenso unscheinbaren Büchlein macht
der Verfasser uns bekannt mit den überraschend
glücklichen Erfolgen des zähen Eifers, durch den
die Bevölkerung der Stadt Halle sich aus langjähriger
künstlerischer Inferiorität zu befreien suchte. Vor ge-
rade fünfzehn Jahren fasste der Magistrat einen Be-
schluss, der damals von manchem wohl etwas lächer-
lich gefunden worden sein mag, nämlich vier Zimmer
in einem eben errichteten städtischen Gebäude tür
eine Kunstsammlung einzurichten. Die Herrlich-
keiten, die in diesem originellen Museum ausgestellt
waren, bestanden in zehn Kunstvereinsgewinnsten,
einigen mehr alten als wertvollen kunstgewerblichen
Arbeiten, die sich bis dahin im vorher genugsam
geplünderten Rathause noch vorgefunden hatten
und endlich aus ein paar dekorativen Gipsfiguren.
Gewiss, diese Anfänge waren so bescheiden, dass
es den Nörglern nicht verargt werden dürfte, wenn
sie von Bildungsphilisterei gesprochen haben. Aber
es kommt alles auf den guten Willen an. Die
Museumsverwaltung wusste auch recht gut, wie ge-
ring der Wert des faktischen Besitzstandes war; sie
suchte darum durch praktische Thaten den Hallensern
Interesse am Besuche der kleinen Sammlung zu er-
wecken und veranstaltete Ausstellungen von Kon-
kurrenzen, von Handzeichnungen grosser Meister
wie Menzel — im Original oder in Reproduktion,
von photographischen Prachtwerken: kurz, die Ver-
waltung regte sich. Die Stadt selbst nahm zur gleichen
Zeit einen grossen industriellen Aufschwung und die
Mittel wie die Lust der Privatpersonen wuchsen zu
Gunsten des Museums. Zahlreiche Zuwendungen
vermehrten den Bestand. Man Hess beim Abbrechen
schöner alter Häuser die Holzschnitzereien nicht
mehr verkommen, vor allem aber vergass man
nicht, durch zum Teil sehr beträchtliche Geldge-
schenke das kühne Unternehmen zu kräftigen. So
wandte der edle Patriotismus der Familie Ribeck dem
Museum die noch immer stattlichen und wertvollen
Reste der bedeutenden Sammlung des Forschungs-
reisenden Emil Ribeck zu. Geschmackvolle Erzeug-
nisse des orientalischen Kunstgewerbes und inter-
essante Ethnographica waren in Masse darunter vor-
handen; die Stadtgemeinde sah ein, dass es ihr nur
ehrenvoll sei, wenn sie jährlich einige tausend Mark
für Ankäufe zur Verfügung stelle, die Berliner
Nationalgalerie lieh Gemälde, die für Halle be-
sonderen Wert haben, man sammelte Hallensia,
darunter auch die Werke von noch lebenden, aus
Halle gebürtigen Künstlern, z. B. von dem tüch-
tigen Karlsruher Landschafter Hans von Volkmann,
gründete eine kleine Bibliothek und so ist in dem
kurzen Zeitraum von fünfzehn Jahren aus der Samm-
lung, die mit zehn Kunstvereinsgewinnsten begonnen
hatte, ein nützliches Provinzmuseum von fast sieben-
tausend Nummern hervorgegangen, die nächstens
in der Moritzburg zu würdiger Aufstellung gelangen
sollen. Wer ein Herz hat für ausharrende und
kräftig arbeitende Tüchtigkeit, wird dem unschein-
baren Büchlein von Franz Otto nicht mit Gleich-
gültigkeit gegenüberstehen können. I462!

= Unter den Titeln „Einiges über Kunstgenuss"
und „Kunsturteil und Kunstgefühl" hat Gustav
Pauli, der neuernannte Direktor der Kunsthalle in
Bremen, zwei im dortigen Künstlerverein gehaltene
Vorträge dem Druck übergeben (Bremen, G. A. von
Halem, je 1 M.). Die Schriftchen beanspruchen
nicht dem Kenner der künstlerischen Entwicklung
der letzten Jahrzehnte Neues mitzuteilen, es hat
aber, wie der Leser erkennen wird, ein gewisser

Mut dazu gehört, in einer Stadt wie Bremen, die
trotz ihrer demokratischen Staatsform in ihrem
öffentlichen Leben konservativeren Anschauungen
huldigt, als sie in anderen gleich grossen nord-
deutschen Gemeinwesen zu Tage treten, Meinungen
vorzutragen, wie sie hier mit aller Entschiedenheit
geäussert werden. Und da in künstlerischen
Dingen in vielen anderen Städten die Verhältnisse
ähnlich gelagert sind, so können die Vorträge
auch anderwärts nicht nur mit Interesse, son-
dern auch mit Nutzen gelesen werden. Die ein-
sichtigeren Kreise der Bremer Bürgerschaft werden
es Gustav Pauli, dem jetzt in die Heimat Zurück-
gekehrten, zweifelsohne Dank wissen, wenn er auch
fürderhin bestrebt sein wird, frischen Zug in die
Kunstverhältnisse der alten Hansestadt zu bringen
und dem Publikum Auge und Seele für das Ver-
stehen und Geniessen künstlerischen Schaffens zu
schärfen. [«2J

VERMISCHTES

tz. DÜSSELDORF. Der Kunstverein für die
Rheinlande und Westfalen hat auch im verflossenen
Verwaltungsjahr wieder eine erfreuliche Zunahme
seiner Mitgliederzahl zu verzeichnen. Die Zahl der
Aktionäre betrug am Schlüsse des Jahres 7944 gegen
7399 im Vorjahre. 47607 M. wurden zu Ankäufen
von Kunstwerken zur Verlosung an die Mitglieder,
37 100 M. für Kunstwerke zu öffentlicher Bestimmung
und 21 564 M. für Vereins-(Nieten-)blätter verwendet.
Der Verein durfte mit Recht an der Wende des
Jahrhunderts auf seine segens- und fruchtreiche
siebzigjährige Wirksamkeit zurückblicken: aus be-
scheidenen Anfängen ist er zu einer mächtigen
Korporation geworden. Im Laufe der siebzig
Jahre hat der Rheinisch-westfälische Kunstverein
über hundertfünfzig öffentliche, der Allgemeinheit
gewidmete Kunstwerke ganz oder zum Teil aus
Mitteln des Vereins gestiftet und hiebei die religiöse
wie die profane Kunst stets mit gleich freigebiger
Unterstützung bedacht. Fünfundsiebzig Kirchen
danken dem Verein künstlerischen Schmuck, selbst
die Geburtsstätte des Heilandes in Bethlehem hat
er mit einem Gemälde ausgestattet. Von den Kunst-
werken zu öffentlicher Bestimmung brauchen wir nur
Alfred Rethel's Fresken im Kaisersaal zu Aachen,
Peter Janssen's Wandgemälde im Krefelder Rat-
hause, die Ausschmückung des Chores der Lieb-
frauenkirche in Trier, die Bilder im Schloss Burg
an der Wupper von den vielen, die der Verein ge-
stiftet hat, zu nennen, um zu erweisen, welcher Art
seine Förderung der bildenden Kunst war. Mehr
als eine Million Mark ist für diese Zwecke ver-
wendet worden. Durch die Ankäufe von Kunst-
werken zur Verlosung sind der Künstlerschaft über
zwei Millionen Mark zugeflossen und zur Herstel-
lung von Werken der vervielfältigenden Kunst,
namentlich von Kupferstichen der hervorragendsten
Düsseldorfer Meister eine und eine Viertelmillion
Mark. Grosse Unternehmungen, wie Joseph
von Keller's Platte nach der Disputa Raffael's,
an welcher der Künstler über zehn Jahre arbeitete,
konnten nur durch den Auftrag des Kunstvereins
entstehen. Seine grossen Erfolge verdankt der Ver-
ein dem Umstand, dass er sich nie von der idealen
Kunstrichtung seiner Gründer entfernte und sich
zu keiner Zeit in den Dienst einseitiger Richtungen
und Parteien gestellt hat.

= BERLIN. Rudolf Lepke versteigert am
29. Mai I. J. u. a. den künstlerischen Nachlass des
f Historienmalers Prof. Julius Schräder. I481)

Redaktionsschluss: 5. Mai 1900. Ausgabe: 17. Mai 1900.

Herausgeber: Friedrich Pf.cht. — Verantwortlicher Redakteur: Fritz Schtartz.
Verlagsanstalt F. Bruckmann a.-o. in A^ünchen, Nvmphenburgerstr. 86. — Bruckmann'sehe Buch- und Kunstdruckerei in München.
 
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