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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Von Ausstellungen und Sammlungen – Vermischtes - Kunstlitteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.12046#0520

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-^sg5> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN

K. K. PRAG. Jahresausstellung des Kunst-
vereines für Böhmen. Mit Befriedigung kann auch
heuer wieder eine Besserung in der Anordnung der
Ausstellung festgestellt werden. Man verschliesst
sich nicht mehr so ganz modernen Anregungen und
thut Recht daran. Einmal bricht sich das Neue ja
doch Bahn, also warum sich dem Fortschritt, der
doch nicht aufzuhalten ist, verschliessen. Und es
giebt bei uns noch so vieles anders zu machen,
will man die Ausstellung auf die Höhe bringen, die
ihr, als einziger, grösseren jährlichen Unternehmung,
zukäme. Die Ausscheidung aller dilettantischer
Sachen, das Herabdrücken der Anzahl ausgestellter
Werke auf ein Minimum ganz wertvoller Arbeiten,
würde das ermöglichen. Zum Teil ist in dieser
Beziehung heuer eine Besserung zu spüren und
die vorteilhafte Art der Unterbringung der Kunst-
werke in einigen Sälen, die ermöglicht, ungestört
durch Danebenhängendes sich in ein Werk zu ver-
tiefen, machte einen guten Eindruck. Wenn nun
auch noch manches zu wünschen übrig bleibt, so
liegt die Schuld an dem Mangel an passenden Räum-
lichkeiten und die Leitung wird zu dieser Frage
doch einmal ernstlich Stellung nehmen müssen.
Die Herstellung eines eigenen, modernen Anforde-
rungen entsprechenden Ausstellungsgebäudes, wird
sich als notwendig erweisen, wenn man nicht gegen
andere Städte immer mehr und mehr zurückbleiben
will. Ein besonderes Verdienst erwarb sich die Aus-
stellungsleitung dadurch, dass es ihr noch im letzten
Augenblick gelang, eine grössere Anzahl von Werken
Fritz von Uhdes zu gewinnen. Dadurch wurde
das Niveau unserer Ausstellung bedeutend gehoben
und dem Teile unseres Publikums, welcher nicht
so leicht Gelegenheit hat, auswärtige grosse Samm-
lungen zu besuchen, Gelegenheit geboten, diesen
grossen, so sympathischen deutschen Meister kennen
zu lernen. Seine Arbeiten, worunter Prachtstücke, wie
die Predigt am See, die Würfler, die Grablegung,
die Heilung von Kranken sich befanden, die bei
einer souveränen Beherrschung der Darstellungs-
mittel echt deutsche, tiefe Empfindung, höchstes
inneres Leben mit grösster Freiheit der Ausdrucks-
weise verbinden, erregten auch allseitige Bewunde-
rung. Hier hätte sich der Leitung unserer Aus-
stellung leicht Gelegenheit geboten, durch Ankauf
eines solchen Werkes die ständige Galerie um eine
Arbeit von bleibendem künstlerischen Wert zu be-
reichern. So viel Verständnis Uhde entgegen-
gebracht wurde, auf so wenig konnte Frank Bran-
gwyn mit seinen türkischen Bootsleuten rechnen.
Diese rein malerisch-dekorative Auffassung, deren
Endziel, das Nebeneinandersetzen verschiedener
Farbenflecke in rythmischer Anordnung, dem Bild
eine Flächenwirkung in der Art eines kostbaren
orientalischen Teppichs verleiht, kann nur von
Kundigen genossen und gewürdigt werden. Der
grösste Teil unserer Ausstellungsbesucher sucht im
Bilde immer noch den Inhalt, die Anekdote, den Witz.
Der rein malerische Teil ist ihm nur bei der Landschaft
verständlich. Max Wislicenus zeigt viel farbige
Empfindung in seiner Elisabeth, obwohl die Nach-
ahmung des englischen Frauentypus der Präraffaeliten
ganz unnötig ist. Dem Geschmack des Publikums
kommen eine ganze Reihe sogenannter Genrebilder,
auf denen recht viel oder recht wenig geschieht,
entgegen. Je mehr auf so einem Bilde ist, um so
mehr gefällt es, und wäre es ein ganzes Museum
alten Trödels, wie bei Chierici; da kann man be-
wundern, wie alles so fein, so natürlich gemacht
ist. Die Landschaft weist, wie überall auch bei uns,
die meisten Nummern auf und der aufmerksame
Beobachter hatte, obwohl kein Werk von über-

wältigender Wirkung vorhanden war, doch reichlich
Gelegenheit, die Entwicklung der Naturauffassung
in der Landschaft seit sechzig Jahren zu studieren.
Es sind Vertreter aller Richtungen vorhanden von
der Schule von Barbizon bis zu den jüngsten Poin-
tillisten. Erwähnenswert sind Arbeiten von Otto
Modersohn, Feldmann, Sartorelli, Fischer,
Wirkner, Dettmann, der heuer besonders gut ver-
treten, J. Marak, Hudecek, Honsa, Brezina,
Zoff, mit nicht weniger als zwanzig interessanten
Arbeiten, u. a. m. Im Porträt trat insbesondere Knirr,
mit seiner Dame und Hund, in den Vordergrund.
Die bereits an den Plakatstil streifende Einfachheit
der dekorativen Anordnung im Verein mit der lapi-
daren Mache sichern dem Bilde seine Wirkung.
Sehr lebensvoll erscheinen uns die Arbeiten von
R. Pollak und Fr. Ondrusek, Jakesch's Bild-
nisse zeigen starke koloristische Wirkung, wenn
auch in etwas derber Weise, G. Hellmessen's
Kinderporträt viel Naturbeobachtung. Horowitz
konnte an dem Gegenstand seiner Darstellung seine
Fähigkeiten nicht zur Geltung bringen. Eine gute
Arbeit ist auch Svabinsky's Dame in Rot. Wiesner's
Porträts sind gut gemacht, jedoch etwas nüchtern.
Den anziehendsten Teil der ganzen Ausstellung
bildeten vielleicht die graphischen Arbeiten. Kamp-
mann und Volkmann zeigten hier Lithographien
von so künstlerischer Auffassung und wundersamen
Farbenwirkungen, dass man staunen musste, was
mit so ganz einfachen Mitteln erreicht werden kann.
Hans Thoma fesselt immer wieder mit seinen von
heimatlichem Geiste erfüllten Blättern, Hermann
Vogel ist der Wirkung seiner Zeichnungen, mit
der an Schwind und L. Richter erinnernden Poesie
und dem gemütlichen Humor, bei jedem Deutschen
sicher. Ein vorzügliches Blatt lieferte Max Sva-
binsky mit der Originallithographie des tschechischen
Dichters Svatopluk Cech. Die Radierungen Ferdi-
nand Schmutzer's, Doris am Ende, die Tondrucke
von Heinrich Jakesch, Michaleks u. a. zeigen
uns, welche Höhe diese edle Kunst im Laufe der Jahre
wieder erreicht hat. Besonders hervorragend er-
schienen uns die zwei Blätter von Doris am Ende.
Die Plastik, nur mit wenigen Nummern vertreten,
weist köstliche Arbeiten von Paul du Bois, die ihre
Entstehung von Menschenhand ganz vergessen lassen,
gute Plaquetten von Heinrich Kautsch, eine her-
vorragende Pferdestudie von V. Myslbeck und eine
ganz tüchtige Arbeit eines jüngeren Talentes, »Stein-
wälzer-, von KarlWilfert. Der Besuch der Aus-
stellung war im ganzen ein guter, der Verkauf Hess
manches zu wünschen übrig. 15231

= MÜNCHEN. Ankäufe des Bayerischen Staates
auf den Jahres-Ausstellungen 1900. Im Glaspalast :
Fr. Aug. von Kaulbach, »Kinderbildnis« und 'Damen-
bildnis-; Olga Beggrow-Hartmann, Stilleben-;
Wilhelm Löwith, >Im Vorzimmer des Ministers«;
Georg Busch, Heiliger Antonius« (Plastik); Karl
Seiler, »Kircheninterieur-; Henry Morley (Glas-
gow), »Vieh auf der Weide<. In der „Seces-
sion": Leo Samberger, »Bildnis des Bildhauers
J. Flossmann« und »Bildnis des Bildhauers Balth.
Schmitt--; Hugo Frh. von Habermann, Bildnis seiner
Mutter ; Eugene Dekkert (Glasgow) Schottisches
Fischerdorf-; Alfred Withers (London), - Die Mühle -;
Angelo Jank, Aus einer alten Stadt« (farbige Zeich-
nung). — Das Bureau der für 1901 von der
Künstler-Genossenschaft- und der Secession« ge-
meinschaftlich zu veranstaltenden „Internationalen
Kunstausstellung" hat sich wie folgt konstituiert:

I. Präsident: Prof. F. v. Uhde, II. Präsident: Dr. Fr.
v. Lenbach, I. Schriftführer: Prof. Hans Petersen,

II. Schriftführer: Benno Becker. [5~3]

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