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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Von Ausstellungen und Sammlungen – Vermischtes - Kunstlitteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.12046#0522

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-*-S^> AUSSTELLUNGEN — VERMISCHTES — KUNSTLITTERATUR -CS^

5 KARLSRUHE. Kunstverein. Professor Lud-
wig Dill, der gleich seinem nicht minder welt-
bekannten Akademiekollegen Hans Thoma nach
langer Abwesenheit von hier endlich wieder zu
den heimatlichen Penaten zurückgekehrt ist, erfreut
uns des öfteren, wie jener, durch die Vorführung
seiner Meisterwerke. Er sieht die Natur in einer
Feinheit und Intimität der Farbenstimmung, wie
sie anderen Sterblichen nicht verliehen ist, ver-
bunden mit einer wunderbaren Ruhe und Abge-
klärtheit in der Auffassung und Wiedergabe seiner
mit grösster Sorgfalt ausgewählten künstlerischen
Motive, die zu schauen für den Feinschmecker auf
dem Gebiete der Kunst ein ausgesuchter Genuss
ist. Auch Professor Fehr, der andere gleichfalls
von München hierher berufene Kollege des vorigen,
hat sich mit einem entzückend gemalten : ^Mädchen
mit Papagei , bestens in der hiesigen Kunstwelt
eingeführt, namentlich in technischer Beziehung ist
es ein ganz brillant gemaltes Werk, das uns für
die Zukunft noch sehr interessante Arbeiten von
dem trefflichen Künstler erwarten lässt. Professor
Ritter hat seinen längeren Pariser Aufenthalt
bestens dazu benützt, sich als eleganter Porträt-
und Salonmaler immer mehr zu vervollkommnen,
wie seine jüngst ausgestellten, meisterhaft gemalten
Werke schlagend beweisen. Unter den jüngeren
hiesigen Künstlern macht sich neuerdings der
früher in München thätig gewesene Hermann
Moest, ein Sohn des bekannten Plastikers Professor
Moest, in vorteilhaftester Weise bemerkbar. Er liebt
in seinen Zeichnungen und Farbenstudien die aus-
gedehnteste Verwendung weiblicher Akte, wobei es
ihm vorerst freilich noch nicht ganz gelingt, sich
vom Modell zu emanzipieren, das bisweilen noch
sehr deutlich aus seinen formenschönen, ziemlich
stark sinnlich veranlagten Schöpfungen herausguckt.
Da wandelt Karl Hofer, der früher bei Graf
Kalckreuth gewesen, und sich jetzt an Hans
Thoma angeschlossen hat, ganz andere, hoch-
moderne Bahnen. Er gehört mit E. R. Weiss
und einigen anderen jungen Secessionisten zu den
stark symbolisch veranlagten Weltenstürmern der
Karlsruher Schule; offenbar ein aufstrebendes,
denkendes und dichtendes Talent, dem Formen-
schönheit und andere ; altmodische Dinge« herzlich
wenig heutzutage zu bedeuten haben. Auch Walter
Conz und Albert Haueisen haben sich neuer-
dings Hans Thoma angeschlossen und schaffen,
gleich diesem, seelenvolle, intime Porträts und gleich
hochstehende Schwarzlandschaften von mächtiger
Stimmung, die in die Landschaftsmalerei der Karls-
ruher Schule einen ganz neuen, früher total unbe-
kannten Zug hineinbringen, den wir dem Genius
des grossen Meisters, dessen befruchtende, segens-
reiche Thätigkeit sich hier schon recht bemerkbar
zu machen beginnt, verdanken. Unter den Künstlern,
die sich Prof. Kallmorgen, der stets auf der
Höhe der errungenen Meisterschaft erfolgreich ver-
harrt, angeschlossen haben, nimmt Max Lieber,
der in unserem letzten Bericht irrtümlich als Kalck-
reuth-Schüler erwähnt wurde, eine hervorragende
Stellung ein. Er liebt es, nordische Motive in
düsterer Stimmung ganz eigenartig wiederzugeben.
Daneben verdient auch ein aufstrebender Schüler
Schönlebers, Ad. Wolf-Luntz, rühmlich erwähnt zu
werden, der, im Gegensatz zum vorigen, eine
grosse Vielseitigkeit in seinen durchaus künstlerisch
aufgefassten Motiven bekundet, was man auch ge-
trost von den farbensatten, flott aufgefassten Süd-
tiroler Landschaften Alexander Köster's in
Klausen, gleichfalls aus der hiesigen Schule her-
vorgegangen, behaupten kann. 15251

VERMISCHTES

= DRESDEN. Zur Erlangung von Entwürfen
für ein neues Rathaus der sächsischen Residenz er-
öffnet der hiesige Stadtrat einen Wettbewerb unter
deutschen Architekten und setzt einen ersten Preis
von 10000 M., zwei zweite von je 6000 M. und zwei
dritte von je 3000 M. aus. Zwei weitere Entwürfe
können vom Rate zu je 1000 M. käuflich erworben
werden. Das Preisrichterkollegium wird von elf
Dresdener und zwei auswärtigen Herren gebildet.
Einlieferung der Entwürfe bis zum 15. Februar 1901.
Das Preisausschreiben bietet ganz besondere Auf-
gaben, so die zweimalige Ueberbauung der Gewand-
hausstrasse; den Künstlern ist damit eine sehr
interessante Aufgabe zur Lösung vorgelegt. I569!

= MÜNCHEN. Die Begründung des Künstler-
haus-Vereines ist vollzogen. Der neugewählte Aus-
schuss trat am 23. Juni zum ersten Male zusammen,
um sich unter dem Vorsitz seines Präsidenten
Dr. F. v. Lenbach zu konstituieren. — Die „Deutsche
Gesellschaft für christliche Kunst" hält ihre dies-
jährige (achte) Generalversammlung in Münster i.W.
ab und zwar in den Tagen vom 31. Juli bis 2. August.

= BERLIN. Die Direktion der Secessions-
bühne: veranstaltet ein Preisausschreiben zur Er-
langung künstlerischer Entwürfe für Theaterzettel.
Einlieferungstermin 15. August d. J. Die näheren
Bestimmungen sind vom Bureau genannter Bühne
Berlin, Alexanderstr. 40 zu erfahren. Vier Preise,
250, 200, 150 und 100 M. [578]

= LONDON. Sir Joshua Reynolds >Lady
Cockburn und ihre Kinder«, das jahrelang zu den
Schätzen der Londoner Nationalgalerie zählte, und
das die Galerie jetzt nach gerichtlichem Beschluss
an die Hamilton-Familie hat herausgeben müssen,
ist für die Summe von 444400 M. in den Besitz des
südafrikanischen Millionärs Beit übergegangen. —
Ein Romney, das Bildnis der Tochter Henry
Peirse's wurde jüngst auf einer Auktion bei Christies
für 148400 M. verkauft. [576]

KUNSTLITTERATUR

= Unter dem Titel „Les Mahres du Dessin" er-
scheint, herausgegeben von Roger Marx, seit
mehr als Jahresfrist bei der Imprimerie Chaix zu
Paris (für Deutschland zu beziehen durch F. A.
Brockhaus Sortiment in Leipzig) eine höchst dankens-
werte Publikation, aus der wir in umstehend nach-
gebildeter Studie Puvis de Chavannes eine Probe
mitteilen. In Monatsheften (ä 2 M.) mit je vier
Blatt bietet sie gute Photogravüre-Wiedergaben von
Handzeichnungen moderner, d. h. neuzeitlicher
Meister und zwar einstweilen vorwiegend der fran-
zösischen Schule. Wer da weiss, welch intimer
suggestiver Reiz der zeichnerischen Studie inne-
wohnt, wie sie am ehesten uns die Gedanken des
Künstlers mitteilt und uns gleichsam zum Zeugen
des Werdeprozesses seiner Schöpfungen macht, der
wird ermessen, welch hohen Genuss das Durch-
blättern dieser Tafeln gewährt. Bot der unlängst
abgeschlossene erste Jahrgang eine Auswahl von
Blättern im Besitz des Luxembourg-Museums (wir
begegnen darunter Namen wie Dagnan-Bouveret,
Degas, Moreau, Rodin, Rops, Lhermitte, Bes-
nard, Detaille, Roll etc.), so giebt der zweite
jetzt eine Auswahl der Zeichnungen von franzö-
sischen Künstlern des neunzehnten Jahrhunderts,
die in der retrospektiven Abteilung der Weltausstel-
lung vereinigt sind. Wir werden noch des öfteren
Gelegenheit haben, auf das Sammelwerk zurück-
zukommen.

Redaktionsschluss: 7. Juli 1900. Ausgabe: 19. Juli 1900.

Herausgeber: Friedrich Pecht. — Verantwortlicher Redakteur: Fritz Schwärtz.
Verlagsanstalt F. Bruckmann a.-o. in München, Nvmphenburgerstr. 86. — Bruckmann'sche Buch- und Kunstdruckerei in München.
 
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