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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

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Voll, Karl: Die internationale Kunstausstellung 1900 der Münchener Secession, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12046#0525

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DIE INTERNATIONALE KUNSTAUSSTELLUNG 1900
DER MÜNCHENER SECESSION

Von Dr. Karl Voll
(Schluss aus dem vorigen Hefte)

(Nachdruck verboten)

Kehren wir nach Deutschland zurück! Die werden können. Ferdinand Götz hat den Zug
Reihe der noch nicht genannten Kunst- der heiligen drei Könige (Abb. i. vor. H.), wie
werke ist ziemlich bunt und schwer nach be- das auch die alte Kunst mitunter gethan hat, in
stimmten Gesichtspunkten zu gliedern. Sie sehr wörtlicher Auslegung des biblischen
hält sich zwischen den Polen einer rein Textes als einen eiligen Marsch aufgefasst.
malerischen Kunst einerseits, wie sie Robert Die kecke, wenn auch etwas barocke Farbe
Breyer's zwei Bilder verfolgen, bei denen und die weite Entwicklung der Landschaft ver-
trotz einiger unerfreulichen Derbheit sich helfen dem interessanten Bilde zu einem nicht
ein feiner künstlerischer Geschmack bekundet, unberechtigten Ansehen. Paul Schröter
und einer leider Gottes immer wieder auf- hat einige grosse Porträts ausgestellt, bei denen
tauchenden Gedankenmalerei anderseits, wie die aufdringliche häufige Wiederkehr von rot
sie sich in Sascha Schneider's grosser und grün schon sehr nahe an Manier streift.
Maschine „Ungleiche Waffen" so unverständ- Eine beachtenswerte Erscheinung sind die
lieh „ausspricht". Es wird so viel davon Musikerbildnisse von Korzendörfer (eines
geredet, dass wir nur dann eine neue grosse derselben ist im vor. Hefte abgebildet); die
Kunst bekommen, wenn die monumentale sorgfältig durchgeführte Charakteristik fällt
Malerei wieder mehr gepflegt wird. Sascha angenehm auf. Robert Haug's „Sekundant"
Schneider pflegt sie mit dem grössten Nach- ist ein neues recht unübersichtlich abge-
druck. Was wir aber von solchen auf der fasstes Kapitel aus einem modernen Totentanz.
Folterbank unberechtigter künst-
lerischer Aspirationen langge-
streckten Figuren zu erwarten
haben, darüber kann keinen
Augenblick Zweifel bestehen:
nichts; nichts Gutes und nichts
Schlimmes. Dem gegenüber freut
uns Böcklin mit seiner echten
künstlerischen Empfindung immer
wieder, selbst wenn er wieder ein-
mal wie heuer mit der kleinen
Madonna (Abb. a. S. 513) in Be-
zug auf seine malerischen Quali-
täten ungünstig vertreten ist. Bei
Brandenburg^ „Märchen" (s.
S. 521) unterliegt man insofern
einer ähnlichen Empfindung, als
auch hier, gerade wie bei L. v.
Hofmann sich bei aller Wunder-
lichkeit der Form ein gesund
poetisches Gefühl äussert. Bor-
chardt (von dem das vor. Heft
das „Zwiegespräch" abbildlich
brachte), Nissl und Niemeyer
geben liebe Genrestücke, bei
denen mit wechselndem Erfolg
die Schilderung des Zustandes
in eigentlich malerischer Weise
versucht wird. Pottner's Toi-
lettenstück (Abb. i. vor. H.) ent-
hält viel Pikantes im Vortrag,
so dass einige Schwerfälligkeiten
daneben nicht lästig empfunden leo samberger bi ldnisstudie

Die Kunst filr Alle XV. 32. 15. August 1900.

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