-a-4^> PERSONAL-NACHRICHTEN - AUSSTELLUNGEN -CS^
räumen des Hauses Karlsstrasse 6 eine ständige
Ausstellung und Verkaufsstelle eröffnet, die als ein
neuer, eigenartiger Faktor im Münchener Kunst-
handel aufs dankbarste zu begrüssen ist. Ein Rund-
gang durch die hübsch arrangierten Lokalitäten gab
einen erfreulichen Ueberblick über die Bestrebungen,
welche die rührige Gesellschaft mit ihrer neuesten
Einrichtung verfolgt. Da fand man neben Original-
werken christlicher Kunst von Georg Busch, Balth.
Schmitt, Schädler, Wehle, Zimmermann, Feuerstein,
Nüttgens, Glötzle, Fugel, Schiestl, Samberger,
Harrach etc., (n. b. passieren alle zur Ausstellung
kommenden Werke eine Jury), die besten Repro-
duktionen nach religiösen Meistern alter und neuer
Zeit, teils gerahmt, teils ungerahmt und alles das
in einer so geschmackvollen Form der Darbietung,
dass es dem neuen Unternehmen an Zuspruch ge-
wiss nicht fehlen wird. Gilt es doch gerade bei
einer Kunst, die so in das Volk dringt, wie die
religiöse, auch in kunsthändlerischer Beziehung
manchem Schlendrian zu begegnen, um nach und
nach auch in der Altgemeinheit des kaufenden
Publikums die künstlerischen Ansprüche mehr und
mehr zu dessen eigenem Besten zu steigern. Nicht
unerwähnt sei, dass die Verkaufsstelle sich auch
mit der Vermittlung von Aufträgen kirchlicher Kunst
befassen wird. — Die am Schluss des Semesters
an der hiesigen Akademie der bildenden Künste
veranstaltete Ausstellung von Schülerarbeiten gab
Anlass zu folgenden Auszeichnungen: Die grosse
silberne Medaille erhielten: von den Studierenden
der Radierschule Halm: Akademiker Wolff für seine
Gesamtleistung, die Studierenden der Bildhauer-
elise goebeler bildnis
Jahres-Ausstellung im Münchener Glaspalast
schule Eberle: Lipp für seine Figur ■>Gefesselter ,
Maniguet für seine Figur 'Schwertträger« und
Vierthaler für seine Figur j Tänzerin«. Die kleine
silberne Medaille wurde zuerkannt: den Studierenden
der Radierschule Halm: Aichinger und Einschlag
für ihre Gesamtleistung, dem Studierenden der Kom-
ponierschule Raupp: Josef Sauer für sein Bild
> Abend« und dem Studierenden der Komponierschule
Wagner: Radl für sein Bild ^Traurige Stunde«.
= GESTORBEN: Am 18. Juli in Warnemünde
Senator Dr. Karl Eggers, der bekannte Rauch-
Biograph.
VON AUSSTELLUNGEN
E. H. DRESDEN. Im Salon von Ernst Arnold
verdient das seltene Ereignis einer Ausstellung von
sechzig Gemälden und fünfzig Aquarellen englischer
Künstler besondere Aufmerksamkeit. Whistler hat
Radierungen und fünf Aquarelle gesandt. Arbeiten
von höchster Kraft bei der denkbar grössten Knapp-
heit der Mittel. Zum erstenmale in Deutschland
stellen B. Brabazon und W. Steer aus. Brabazcn,
ein meisterlicher Aquarellist, bringt dreissig Land-
schaften. Die vollendete Schönheit dieser kleinen
Arbeiten ist einzig. Jeder Strich ist letztes Können;
jedes Bildchen ausserordentlich in Harmonie der
Farbe, Wiedergabe der atmosphärischen Wirkungen,
ausserordentlich in Komposition und Poesie. Auch
Steer ist eine auffallende Kraft. Von seinen Werken
sei eine ruhige Baumlandschaft unter hochgewölbtem,
heissem Himmel hervorgehoben, in der das wechsel-
volle Farbenspiel winddurchrieselter Kronen zu reiz-
vollster künstlerischer Wirkung bezwungen ist. Von
Burne-Jones sind vier farbige Zeichnungen da,
charakteristisch für seine technische Meisterschaft.
Y. Cameron sandte eine grossgeschaute Landschaft
von ergreifendem Naturausdruck, besonders an-
ziehend durch eine herbe Weichheit des Farben-
tons. Drei Aquarelle auf Seide von C. Conder, ent-
zückend in ihrer unnachahmlichen silbrigen Zartheit
der Farbe und der individuell stilisierten Zeichnung
einer reichen Formenphantasie seien besonders er-
wähnt. Neben den anderen englischen Bildern, die
alle von einer guten malerischen Kultur zeugen,
schmücken reife Werke von H. Thoma, Zügel,
Leistikow und W. TrObner diese äusserst ge-
schmackvoll hergerichtete Ausstellung. [?"1
H. LEIPZIG. Im neuen „Deutschen Buchge-
werbe-Museum" eröffnete am 4. Juli der Maler
Richard Grimm eine Sonderausstellung. Dieselbe
lässt ihren Veranstalter als einen vielseitig ver-
anlagten eigenartigen Künstler erkennen. Die Aus-
stellung umfasst buchgewerbliche Arbeiten, Original-
lithographien, Entwürfe für Holzschnitt und Teppich-
weberei und eine Reihe von Bildern und Skizzen
in Tempera, Pastell, Feder und Blei. Die buchge-
werblichen Entwürfe sind frisch in der Erfindung
und offenbaren ein feines Gefühl für Linie und
Flächenverteilung. — Von kunstgewerblichen Ar-
beiten seien noch zwei Teppichentwürfe für Scherre-
becker Weberei genannt, die in Leipzig eine ge-
teilte Aufnahme gefunden haben. Die lithographier-
ten, in Tempera oder Kreide ausgeführten Land-
schaften sind bei aller Einfachheit der Motive
stimmungsvoll. Unter den Lithographien interessiert
vor allem ein mit besonderer Verve direkt auf den
Stein gearbeiteter impressionistischer Kopf. — Die
Zahl der Phantasiebilder ist gering, auch sind die-
selben nur als Ansätze zu betrachten, freilich als
Ansätze, welche darauf hinweisen, dass in der
Phantasiekunst die eigentliche Begabung Grimm's
zu suchen ist. (595J
550
räumen des Hauses Karlsstrasse 6 eine ständige
Ausstellung und Verkaufsstelle eröffnet, die als ein
neuer, eigenartiger Faktor im Münchener Kunst-
handel aufs dankbarste zu begrüssen ist. Ein Rund-
gang durch die hübsch arrangierten Lokalitäten gab
einen erfreulichen Ueberblick über die Bestrebungen,
welche die rührige Gesellschaft mit ihrer neuesten
Einrichtung verfolgt. Da fand man neben Original-
werken christlicher Kunst von Georg Busch, Balth.
Schmitt, Schädler, Wehle, Zimmermann, Feuerstein,
Nüttgens, Glötzle, Fugel, Schiestl, Samberger,
Harrach etc., (n. b. passieren alle zur Ausstellung
kommenden Werke eine Jury), die besten Repro-
duktionen nach religiösen Meistern alter und neuer
Zeit, teils gerahmt, teils ungerahmt und alles das
in einer so geschmackvollen Form der Darbietung,
dass es dem neuen Unternehmen an Zuspruch ge-
wiss nicht fehlen wird. Gilt es doch gerade bei
einer Kunst, die so in das Volk dringt, wie die
religiöse, auch in kunsthändlerischer Beziehung
manchem Schlendrian zu begegnen, um nach und
nach auch in der Altgemeinheit des kaufenden
Publikums die künstlerischen Ansprüche mehr und
mehr zu dessen eigenem Besten zu steigern. Nicht
unerwähnt sei, dass die Verkaufsstelle sich auch
mit der Vermittlung von Aufträgen kirchlicher Kunst
befassen wird. — Die am Schluss des Semesters
an der hiesigen Akademie der bildenden Künste
veranstaltete Ausstellung von Schülerarbeiten gab
Anlass zu folgenden Auszeichnungen: Die grosse
silberne Medaille erhielten: von den Studierenden
der Radierschule Halm: Akademiker Wolff für seine
Gesamtleistung, die Studierenden der Bildhauer-
elise goebeler bildnis
Jahres-Ausstellung im Münchener Glaspalast
schule Eberle: Lipp für seine Figur ■>Gefesselter ,
Maniguet für seine Figur 'Schwertträger« und
Vierthaler für seine Figur j Tänzerin«. Die kleine
silberne Medaille wurde zuerkannt: den Studierenden
der Radierschule Halm: Aichinger und Einschlag
für ihre Gesamtleistung, dem Studierenden der Kom-
ponierschule Raupp: Josef Sauer für sein Bild
> Abend« und dem Studierenden der Komponierschule
Wagner: Radl für sein Bild ^Traurige Stunde«.
= GESTORBEN: Am 18. Juli in Warnemünde
Senator Dr. Karl Eggers, der bekannte Rauch-
Biograph.
VON AUSSTELLUNGEN
E. H. DRESDEN. Im Salon von Ernst Arnold
verdient das seltene Ereignis einer Ausstellung von
sechzig Gemälden und fünfzig Aquarellen englischer
Künstler besondere Aufmerksamkeit. Whistler hat
Radierungen und fünf Aquarelle gesandt. Arbeiten
von höchster Kraft bei der denkbar grössten Knapp-
heit der Mittel. Zum erstenmale in Deutschland
stellen B. Brabazon und W. Steer aus. Brabazcn,
ein meisterlicher Aquarellist, bringt dreissig Land-
schaften. Die vollendete Schönheit dieser kleinen
Arbeiten ist einzig. Jeder Strich ist letztes Können;
jedes Bildchen ausserordentlich in Harmonie der
Farbe, Wiedergabe der atmosphärischen Wirkungen,
ausserordentlich in Komposition und Poesie. Auch
Steer ist eine auffallende Kraft. Von seinen Werken
sei eine ruhige Baumlandschaft unter hochgewölbtem,
heissem Himmel hervorgehoben, in der das wechsel-
volle Farbenspiel winddurchrieselter Kronen zu reiz-
vollster künstlerischer Wirkung bezwungen ist. Von
Burne-Jones sind vier farbige Zeichnungen da,
charakteristisch für seine technische Meisterschaft.
Y. Cameron sandte eine grossgeschaute Landschaft
von ergreifendem Naturausdruck, besonders an-
ziehend durch eine herbe Weichheit des Farben-
tons. Drei Aquarelle auf Seide von C. Conder, ent-
zückend in ihrer unnachahmlichen silbrigen Zartheit
der Farbe und der individuell stilisierten Zeichnung
einer reichen Formenphantasie seien besonders er-
wähnt. Neben den anderen englischen Bildern, die
alle von einer guten malerischen Kultur zeugen,
schmücken reife Werke von H. Thoma, Zügel,
Leistikow und W. TrObner diese äusserst ge-
schmackvoll hergerichtete Ausstellung. [?"1
H. LEIPZIG. Im neuen „Deutschen Buchge-
werbe-Museum" eröffnete am 4. Juli der Maler
Richard Grimm eine Sonderausstellung. Dieselbe
lässt ihren Veranstalter als einen vielseitig ver-
anlagten eigenartigen Künstler erkennen. Die Aus-
stellung umfasst buchgewerbliche Arbeiten, Original-
lithographien, Entwürfe für Holzschnitt und Teppich-
weberei und eine Reihe von Bildern und Skizzen
in Tempera, Pastell, Feder und Blei. Die buchge-
werblichen Entwürfe sind frisch in der Erfindung
und offenbaren ein feines Gefühl für Linie und
Flächenverteilung. — Von kunstgewerblichen Ar-
beiten seien noch zwei Teppichentwürfe für Scherre-
becker Weberei genannt, die in Leipzig eine ge-
teilte Aufnahme gefunden haben. Die lithographier-
ten, in Tempera oder Kreide ausgeführten Land-
schaften sind bei aller Einfachheit der Motive
stimmungsvoll. Unter den Lithographien interessiert
vor allem ein mit besonderer Verve direkt auf den
Stein gearbeiteter impressionistischer Kopf. — Die
Zahl der Phantasiebilder ist gering, auch sind die-
selben nur als Ansätze zu betrachten, freilich als
Ansätze, welche darauf hinweisen, dass in der
Phantasiekunst die eigentliche Begabung Grimm's
zu suchen ist. (595J
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