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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909

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Schleinitz, Otto von: Die Begründer der modernen Landschaftsmalerei: Crome, Constable und Turner
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https://doi.org/10.11588/diglit.12503#0061

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-^4^> DIE BEGRÜNDER DER MODERNEN LANDSCHAFTSMALEREI <^^~

J. M.W. TURNER SONNENAUFGANG BEI NEBEL

mit schimmernden Palästen, getragen von Re- so darstellte, wie er sie zu sehen wünschte,
naissancesäulen, steigt zauberhaft aus dem mag die wundervolle, phantastisch-kaleidosko-
Meere empor. —Alles, nur nicht Carthago! pische Komposition „Ulysses verspottet den
Dieses ist ihm sympathisch als Vormacht und Polyphem" (Abb. S. 49) dienen. Auf das Ge-
Beherrscherin des Meeres, allein gleichzeitig mälde fällt von allen Seiten Licht, und voll-
will er vor Rom (Frankreich) warnen. Ebenso ster Sonnenschein läßt die herrlichsten phos-
historisch und topographisch unrichtig ist das phoreszierenden Farben entstehen. Drei Jahre
Bild „Agrippina landet mit der Asche des später (1832) kommt eine Gruppe von Wer-
Germanicus" (Abb. S. 47) erfunden, in welchem ken zustande, deren Mittelpunkt die Schwester-
der Meister das in einen poetischen Licht- bilder „Childe Harolds Pilgrimage" und die
hauch gehüllte alte Rom vor unseren Augen „Bai von Bajae" (Abb. S. 33) bildet, beide in
entstehen läßt. Die Gesamtstimmung, nicht Schönheit ruhende und in goldenem Sonnen-
die Personen bilden bei ihm, gleich wie schein gebadete italienische Landschaften,
bei Claude, den Schwerpunkt im Gemälde, Nachdem der Meister Italien verlassen, sehen
allein er übertrifft diesen in den feinen Ab- wir ihn wiederum mit nationalen Sujets be-
stufungen des Lichts und auch dadurch, daß schäftigt. In seinem 1839 vollendeten Werk
er die Schatten nicht schwarz, sondern in „The fighting Temeraire" (Abb. S. 51), einem
Farben gibt. Ferner erkannte Turner den außer Dienst und zum Verkauf gestellten
Vorteil einer prismatischen Farbenzerlegung Schlachtschiffe Nelsons, erhalten wir, unter
und gab infolgedessen keine gemischten Farben, Beiseiteschiebung aller historischen Nebenum-
sondern ließ den Mischungsprozeß durch kom- stände, ein prachtvolles Seestück in herrlich-
plementäre Farben sich auf der Netzhaut des sten Farben, und in tiefstem Kontrast mit der
Auges vollziehen. schwermütigen, in silbergrauen Tönen gemal-
Als ein Beispiel aus der Zeit, da der Mei- ten Marineszenerie „Das Seebegräbnis David
ster in eigner Manier sich betätigte, der Natur Wilkies in der Höhe von Gibraltar" (Abb. S. 53).
als Vorwand nicht mehr bedurfte, sondern sie Den bezüglichen Kommentar liefert Turner

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