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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 50.1934-1935

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Witthaus, Wernher: Carl Mense
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https://doi.org/10.11588/diglit.16482#0011

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Carl Mense. Küste bei Anzio. Zeichnung

nocli nennen, nämlich Köln und Siena. Honnef
würde dabei nicht übergangen, denn Honnef ist
landschaftlich gesehen — Köln. Nicht nur weil man
aus den Bergen über Honnef den allzu brüchigen
Stein brach, mit dem der Bau des gotischen Kölner
Doms begonnen ward. — Es liegt über der Rhein-
landschaft hier — dem Gebirge, wie sie der Schiffer
nennt — eine unendliche Heiterkeit und eine stille
Verklärung, die man aufgespeichert und übertragen
im Goldenen Köln wiederfindet. Und dieser unver-
gleichliche abendländische Weg — der Rhein —
den ein kaiserlicher Herr vor etlichen Jahrhunder-
ten ernsthaft die Pfaffengasse getauft hat. führt un-
fehlbar nach Köln, wo ihm uralte Straßen aus "West
und Ost, aus Antwerpen und Westfalen zulaufen. In
Honnef und seiner Nachbarschaft wohnen übrigens
etliche Maler und Bildhauer, von denen die meisten
Charakter haben.

Mense wuchs in Köln auf. Man kann ihn, wenn etwas
daran gelegen sein sollte, getrost zu den rheinischen

Malern rechnen. Ja, er gehört zu einem Typ, den
man in Köln des öftern findet und der sich schon
äußerlich durch eine gewisse Eleganz und Weltlich-
keit ausweist. Aber solche Haltung schließt ein gera-
dezu kindliches Verhältnis zu frommen Dingen nicht
aus. Eben das fehlt auch bei Carl Mense nicht. Es
verbindet sich mit Farbensinn, einer unkomplizierten
Art, sich gestaltend mitzuteilen und mit aufgeweck-
tem Verständnis für das Pastorale. Just darum wird
die ländliche Musik und der stille Raum am Rhein
sowohl wie in Italien groß und lief empfunden. Darum
ist auch das Handwerk auf seine einfachsten Ele-
mente zurückgefürt. — Mense malt wie die alten
Niederländer. Seine Bilder sind wirkliche Tafeln, in
klaren Farben auf Holz hingewirkt. Das Schaffen
beginnt hier damit, daß der Meister sich die Farben
selbst bereitet.

In Italien fand Carl Mense die klassische, höchst
protektionierte Heimat des Kubismus. Er fängt also
nicht gleich mit der Romantik an. Mense selber

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