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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 50.1934-1935

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Kuhn, Alfred: Polnische Kunst von heute: anläßlich der in deutschen Städten stattfindenden Wanderaustellung
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Stolze, Gustav: Kleines Kunstgespräch
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https://doi.org/10.11588/diglit.16482#0230

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Wladyslaw Skoczyias. Städtchen

die Sagen" der Vorfahren, die die Vorwürfe ab-
gaben, das Leben der märchenumwobenen Bergvöl-
ker, daneben der religiöse Bilderschatz des katho-
lischen Volkes, alles einfach, ernst, stark, dabei mit
jener Pathetik. die den Äußerungen der polnischen
Kunst immer eigen ist.

Skoczvlas hat eine fruchtbare Schule hinterlassen.
Marja Duninowna, Bogna Krasnodebska. Tadeusz
Kulisiewicz, Edmund Bartlomiejczyk, Janina Ko-
narska mögen für andere hier genannt werden.
Auch die Plastik hat in Polen den Einfluß des neuen
Ethos erfahren. Hier vor allem die Holzplastik.
Xawerv Duminowski hat im V awelschloß zu Kra-
kau die alten holzgeschnitzten Köpfe an der Decke
ergänzt und weitergebildet. Jan Szczepkowski hat
unter Aufnahme kubistischer Elemente und im An-
schluß an die gorale Volksholzscfmitzerei einen
neuen kirchlichen Schnitzstil geschaffen. Auch die
traditionale Technik der Kilimweberei hat eine Er-
neuerung erfahren.

So bietet die polnische Kunst von heute ein eigenes,
aber kein willkürliches, sondern ein gewachsen eige-
nes Gepräge, das sie einer näheren Betrachtung
doppelt würdig macht.

Kleines Kunstgespräch

Von Gustav Stolze

Gespräche dürfen nicht zur Dehatte ausarten, der
Streit macht ohnehin Geschrei aus ihnen. Aber zu
einem rechten Gespräch gehört der feine Wider-
spruch, es muß einer ..wieder-sprechen"". damit wil-
den Faden weiterspinnen können. Nichts ist lang-
weiliger als Gespräche, bei denen alle Beteiligten
sich einig sind: nichts köstlicher als solche, bei denen
alle dasselbe, aber von verschiedenen Seiten her.
lieben und eifersüchtig darauf achten, daß ihre
Seite nicht ohne Bespekt bleibt.

Weise Leute sprechen deshalb gern eine im Leben
erhärtete Erfahrung aus und lauschen dann schwei-
gend dem. was die Jugend daran anknüpfend sagt.
Johannes V. Jensen ist so ein Weiser. Er stellt, ge-
legentlich einer Schilderung über Eindrücke vom
Besuch der Xational-Portrait-Galery fest, daß man
in der Jugend vor allen anderen Bildern eher als
vor den Porträts haltmacht. Mit den Jahren aber,
so stellt er weiter fest, wird man fast ausschließlich
von Porträts gefesselt.

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