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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 50.1934-1935

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Max Kraus, räumliche Landschaften: Ausstellung bei Ferdinand Möller, Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.16482#0269

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Max Kaus. Seeschwalben und rosa Wolken

Max Kaus, räumliche Landschaften

Ausstellung bei Ferdinand Möller, Berlin

Es scheint bei Max Kaus. wie bei manchen anderen
Malern, die sich etwas darauf zugute tun. den Im-
pressionismus nicht mitgemacht zu haben, so zu
sein, daß sie doch selbst etwas als fehlend empfin-
den und durch Intensität nach einer anderen Seite
auszugleichen versuchen. Früher übte man diesen
Ausgleich durch Betonung des direkten Gegensat-
zes, wie man ihn damals empfand, nämlich des
Geistigen oder Seelischen. Wer von daher gekom-
men war und seinen Weg konsequent verfolgt
hatte, blieb mit dem eigenen Ich in Übereinstim-
mung. Aber die Späteren sahen nur noch diesen
Weg und nicht mehr seinen Ursprung; jene innere
Entwicklung ersetzten sie durch ein zuweilen etwas
zu lautes Wesen, im harten, wenig durchdachten
Nebeneinander der Dinge, denen die, einzig durch
Licht zu schaffenden Übergänge fehlten. So ein-
fach ging es aber doch nicht, daß man das, was der
Impressionismus etwa zuviel getan hatte, nun nur
durch ein Minus ersetzen konnte; die fehlende Mit-
leistung der Farbenbrechung bei der räumlichen
Gestaltung sollte jetzt durch wuchtige Abgrenzung

der Formen mit unterschatteten Umrissen ersetzt
werden. LTnd dies führte bis hart an die Grenze des
Dekorativen, ja oft des Plakatmäßigen. Die Gefahr
der damit verbundenen Primitivität der Palette
darf nicht unterschätzt werden, und Ungeistigkeit
strafte sich bereits in vielen Fällen, wo es um ein
ursprüngliches Maltalent schade war. Ein Ver-
gleich etwa mit erfolgreich noch immer zu weite-
rer Verfeinerung strebenden, von jenen als Führer
verehrten Künstlern, wie Heckel und Schmidt-
Rottluff, erklärt, was hier gemeint ist.
Max Kaus steht, wie es scheint, im Augenblick im
Stadium der Besinnung und Erkenntnis, worin
man ihn nachdrücklich bestärken soll. Er hat einen
sicheren Blick für das Bildmäßige seiner Motive
und weiß gut zusammenzurücken. Man möchte ihm
nur wünschen, daß er die Empfänglichkeit seines
Auges für die Vorgänge des Lichtes mehr ent-
wickle, was ihn ganz von selbst zur Minderung der
„Intensität" und damit zur Verfeinerung der Dar-
stellung führen würde.

f. h.

Kunst f. Alle, Jahrg. SO, Heft 10, Juli 1935

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