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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 50.1934-1935

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Deusch, Werner R.: Ein Familienbild von Philipp Otto Runge, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16482#0250

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Kein anderer Maler als Runge, auf den sämt-
liche Einzelheiten des Bildes immer wieder
nachdrücklich verweisen, zeigt um 1800 einen
so zur Monumentalität gesteigerten Realismus,
eine so bewußte subjektive Empfindung, eine
in ihrer menschlichen Spannung so verhaltene
Größe. Der starke Klassizismus, der aus dem
Familienhilde spricht, läßt an eine Entstehung
des Werkes in jenen Jahren denken, da das
klassische Element in Federzeichnungen auch
äußerlich seinen stärksten Niederschlag im
Werk Runges fand: um 1800—1805, wobei
aus dem ersichtlichen Zusammenhang mit den
seit 1805 hintereinander entstehenden Gemäl-
den eher an ein Datum am Ende des genann-
ten Zeitraumes zu denken wäre. Das Bild der
deutschen Kunst um 1800 wird jedenfalls mit
diesem großartigen Familienbild um ein
wesentliches Werk bereichert.

Grabkreuz, Eisen geschmiedet und montiert

Entwurf: Städtische Handwerkerschule Erfurt

Ein Familienbild von Ph. O. Runge

(Fortsetzung von Seite 218)

Der flockige Baumschlag gibt der Landschaft
etwas Bewegtes, Wachsendes und Lebendiges,
der Efeu in der linken Bildecke wie das Farn-
kraut im Vordergrund haben, in ihren Um-
rissen, ebenfalls weiß gehöht, jenes Sprießende,
Treibende. Eigenlebige, wie es, seit den Zeiten
der Hochblüte deutscher Kunst am Anfang
des 16. Jahrhunderts, nur Runge als seine
eigenste Errungenschaft buchen darf: man
denkt unwillkürlich an das Blattwerk auf dem
Bilde der Huelsenbeckschen Kinder (1805/06).
Natur und Mensch sind in ihrem inneren
Wesen zu einer ganz neuen Einheit verwoben:

die Seele der Natur offenbart sich in den Au- Grabkreuz, Eisen geschmiedet

gen des menschlichen Geschöpfes. Entwurf: Städtische Handwerkerschule Erfurt

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