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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 50.1934-1935

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Rümann, Arthur: Alfred Rethel: zu seinem 75. Todestag am 1. Dezember 1934
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https://doi.org/10.11588/diglit.16482#0085

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Alfred Rethel. Aus dem Zyklus „Auch ein Totentanz". (Zum Jahre 1848)

Alfred Rethel. Von Dr. Arthur Rümann
Zu seinem 75. Todestag am 1. Dezember 1934

Alfred Rethel, dessen 75. Todestages wir Deutsche
am 1. Dezember 1954 gedenken, steht am Ende
einer Reihe von Künstlern, die man unter dem
Namen ..Heroische Romantiker" zusammenfassen
möchte. Mit Peter Cornelius beginnt diese Reihe,
setzt sich dann über Friedrich Overbeck und Joseph
Führich fort und endigt im südlichen Deutschland
mit Moritz von Schwind, im nördlichen mit Alfred
Rethel. Trotz der Gemeinsamkeit der beiden letzten
auf dem romantischen Gebiete bilden sie gewisser-
maßen Gegenpole, Schwind ist der rein lyrische,
Rethel der dramatische Vertreter dieser heroischen
Romantik. Das mag mit der gegensätzlichen Land-
schaft, mit Klima und Volks Charakter zusammen-
hängen. Die liebenswürdige Wiener Luft mußte
einen Künstler wie Schwind der Dramatik wohl
entraten lassen, hier der rauhere Norden mit sei-
nem gewaltigen Horizont der Tiefebene, mit den
großen Linien des Rheinstromes mochte Rethel zu
einem gesteigerten Pathos führen, das aber nie zur
Pathetik herabsank.

Alfred Rethel wurde 1816 in der Nähe Aachens
auf einem Landgut geboren, also auf einem Boden,

auf dem sich viel deutsche Geschichte abgespielt
hatte, der noch von Erinnerungen an bedeutende
Taten bewegter Vorzeit getränkt war. Hier mag
wohl der Keim zu seiner historischen Einstellung
gelegen haben, die dann in seinem populärsten
Werke, den Karlsfresken des Aachener Rathauses,
gipfelte.

Die frühen Knabenzeichnungen beschäftigten sich
mit den täglichen Abenteuern des frischen Jungen,
der in der Schule nicht allzuviel taugte. Auf seine
Weise interessierte er sich für die Abenteuer und
Irrfahrten des Odvsseus, indem er nämlich den Ho-
mer mit Bleistiftzeichnungen illustrierte: ein frü-
hester Beweis für seine Liebe zum Heldischen, zum
bewegt Dramatischen. Mit dreizehn Jahren, 1829.
bezog der Knabe bereits die benachbarte Akademie
von Düsseldorf, die damals unter Leitung Wilhelm
von Schadows stand.

Die Kunstgeschichte rechnet Rethel kurzerhand der
Düsseldorfer Schule zu. Es ist wahr, er hat auf der
dortigen Akademie den soliden Grund zu seinem
technischen Können gelegt, aber geistig stand er der
Düsseldorfer Akademie recht ferne, seine Zeich-

Kunst f." Alle. Jahrg. 50. Heft 2, Dezember 1934

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