Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur (50.1934-1935)

Adolf Lazi. Aufziehendes Gewitter

Zur künstlerischen Photographie

Der Lichtbildner Adolf Lazi, Stuttgart. Von Hans Hildebrandt

Entscheidet über die Frage, ob einer ein echter
Künstler ist. die Fälligkeit, künstlerisch zu fühlen
und zu gestalten — oder das Arbeiten mit bestimm-
ten Mitteln, das Hervorbringen eines Erzeugnisses,
das herkömmlicherweise der Gattung nach der
freien oder der angewandten Kunst zugerechnet
wird? Ich glaube, für jeden, dem es um das Wesen-
hafte zu tun ist. wird die Antwort selbstverständ-
lich lauten: Es kommt auf die Gabe zu fühlen und
zu gestalten an. Gewiß werden die meisten berufe-
nen Künstler sich der Architektur, der Malerei.
Bildhauerei oder einem Kunsthandwerk zuwenden.
Manchen hingegen mag es locken, sein Künstler-
tum abseits der eigentlichen Künste auf einem Ge-
biete zu bewähren, auf dem gemeinhin nur der ge-
schickte und vielerfahrene Techniker tätig ist.

Von einem Künstler dieser Art, dem Lichtbildner
Lazi in Stuttgart, sei hier die Rede. Es ist für die
Einschätzung seiner Persönlichkeit und ihres Wir-
kens wichtig, daß Lazi seine Laufbahn in seiner
Geburtsstadt München als freier Künstler, als Bild-
hauer, begann. Xicht Mangel an Begabung für
die Skulptur ließ ihn verzichten und die Photo-
graphie als Ersatz wählen — die Einsicht, daß er
selbst in diesem nur scheinbar mechanischen Schaf-
fen sein angeborenes Künstlertum reiner entfalten
könne, bestimmte ihn zu einem Wechsel der Ge-
staltungsmittel.

Im Grunde steckt in dem Lichtbildner von heute
noch der Bildhauer von einst. Denn keine Aufgabe
lockt Lazi so stark wie die Bildnisaufnahme und
sein Zukunftstraum kreist um die Möglichkeit, sich

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