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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 50.1934-1935

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Nasse, Hermann: Die Wandgemälde der deutschen Romantiker im Casino Massimo zu Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.16482#0293

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Schnorr von Carolsfeld. Die Roland-Geschichte

Ausschnitt aus dem Wandgemälde im Casino Massimo zu Rom

Die Wandgemälde der deutschen Romantiker im Casino Massimo zu Rom

Es war eine Tat "bemerkenswerten Kunstverständ-
nisses und persönlicher Vorurteilslosigkeit, als der
Marchese Carlo Massimo im Februar 1817 drei
führenden deutschen Künstlern: Cornelius, Over-
beck und Schnorr von Carolsfeld den hochherzigen
Auftrag erteilte, drei Räume seines Gartenhauses
in der Nähe des Laterans mit Wandgemälden aus-
zuschmücken. Cornelius und Overbeck hatten schon
im Laufe des Jahres 1816/17 zusammen mit Veit
und Schadow bei der Ausmalung der sogenannten
,,Casa Bartholdi'" im Palazzo Zuccari die Feuer-
probe ihrer künstlerischen Eignung bestanden.
Schnorr war unter Zustimmung Massimos von den
beiden Erstgenannten auserwählt worden. An Cor-
nelius' Stelle, der 1818 nach München berufen
wurde, trat Philipp Veit, trat der alte Koch. Over-
beck mußte aus Gesundheitsrücksichten drei Bilder
Führich überlassen. Der Umwelt wurde mit diesem
Werk der Beweis erbracht, welche neuen künstleri-
schen Werte diese sogenannten ,,Nazarener" und
Romantiker an die Stelle der oft frivolen, äußer-
lichen Rokokokunst und an Stelle der Künstlichkeit
der reinen Klassizisten zu schenken vermochten.
Für uns aber ist ein 1954 vom deutschen Verein

für Kunstwissenschaft verlegtes Prachtwerk*) will-
kommener Anlaß, in aller Kürze von diesem Werke
zu sprechen.

Gegenständlich handelt es sich bei der Ausschmük-
kung jener genannten drei Räume um Dantes
Göttliche Komödie, um Tassos Heldenlied des be-
freiten Jerusalems und um des Ariosts Rasenden
Roland. Im linken Eckzimmer, dem Dantezimmer,
führte Veit, vom Weltgericht ausgehend, die Bil-
der zum Paradies mit ihren acht Himmeln, Koch
das Vorspiel zur Hölle, die Hölle, die Ankunft der
Sühneseelen und die Buße der sieben Todsünden,
ausgehend von Dantes Traumgesicht der wilden
Tiere, aus. Cornelius, dessen großartig geistvoller
Paradiesentwurf leider nicht zur Ausführung kam.
hatte für Blumen und Fruchtgirlanden sich die
Mitarbeit des hochbegabten, 18 Jahre alten Horny
gesichert. Veits Tätigkeit liegt zwischen 1818 bis
1824, Kochs zwischen 1827—1829.
Die Fresken im Tassozimmer, die mit der himm-
lischen und irdischen Berufung Gottfried von

*) Kurt Gerstenberg und Paul Orrwin Rare: Die Wandgemälde
der deutschen Romantiker im Casino Massimo zu Rom. Jahres-
gabe des Vereins für Kunstwissenschaft, Berlin.

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