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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 50.1934-1935

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Kroll, Bruno: Hans Reinhold Lichtenberger
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https://doi.org/10.11588/diglit.16482#0206

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Hans Reinhold Lichtenberger. Nach Sonnenuntergang

Hans Reinhold Lichtenberger. Von Bruno Kroll

Das Graphische Kabinett in München hat sich das
Verdienst erworben, in einer wirklich köstlichen
Schau erschöpfend und eindeutig das bisherige
Lebenswerk des Münchner Malers Hans R. Lichten-
berger, der zeitweilig Präsident der Münchner Neuen
Secession war. herauszustellen. Natürlich kannten
ihn bereits vorher schon Eingeweihte: der breiteren
Kunstwelt aber war er bisher wenig vertraut. Doch
seltsam: mehr als einen Achtungserfolg konnte auch
diese Ausstellung nicht erzielen. Boten sich die Bilder in
ihrem Reiz der Intimität und der malerischen Kul-
tur zu bescheiden, zu anspruchslos? Oder liegt hier
das Problem tiefer?

Lichtenberger wurde in Berlin 1876 geboren: be-
suchte das Gymnasium und ging, weil die Eltern den
Künstlerberuf als eine zu unsichere Zukunft emp-
fanden, zur Technischen Hochschule. Er ..belegte''
Architektur. Aber 1898 schon siedelt er nach Mün-

chen über. Er geht zu E. Knirr in die Privatmal-
schule. Hier konnte jeder nach seiner Fasson selig
werden. Lnd der Erfolg seiner ersten Bilder bestimmt
den jungen Maler, überhaupt auf den Besuch der
Akademie zu verzichten. Das Leben nimmt nun den
so Verwöhnten und mit Glücksgütern dieser Welt
Gesegneten in den Bann. Er genießt es in vollen
Zügen. Lnd so sitzt er allabendlich in den Revuen,
im Theater, in den Kabaretts. Diese märchenhafte
"Welt feenhaften Prunkes fesselt ihn. Lnd — er ent-
deckt sein künstlerisches Problem.
Sollten die andern nur das schöne glitzernde Licht
der Sonne, die schwimmende, gleitende Farbigkeit
des Tages malen; sein Ziel sollte es sein: die in
künstliches Licht gebadete farbenrauschende Welt
des Balletts und der Bühne bildmäßig zu gestalten.
Tag für Tag sitzt er nun unten im Parkett mit Blei-
stift und Skizzenbuch. "War solches Tun nicht auch

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