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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 50.1934-1935

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Eberlein, Kurt Karl: Der Bauer in der deutschen Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.16482#0268

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der Graphik der Schiestl, Taschner u. a. die von
Gotthelf vorgeahnte einfache Größe heroischen
Daseins mächtiger und überzeugender auf als etwa
in dem monumentalen Pathos eines Egger-Lienz.
Was aber sollte der Bauer in der großstädtischen
Ichkunst des Expressionismus. Kubismus. Kon-
struktivismus, wo er doch höchstens eine Formel,
eine Masse, ein Vorwand sein konnte. Abgesehen
von den Unbeirrten, welche sich abseitig zum
Lande bekannten und in Bild und Blatt die heimat-
liche Bauernwelt erschauen ließen, war vor dem
Erstarken des Neurealismus der Bauer in der Kunst
vergessen. Daß heute bäuerliche wie städtische
Künstler dies ewige Thema wieder heroisch erleben
und gestalten, gehört mit zu den neuen Hoffnun-

gen des erwachten Deutschland. Es ist, wie wenn
man endlich zu den tiefsten Quellen der Heimat
und des Volkes und damit zu dem zurückgefunden
hätte, was der arme Van Gogh „das Herz der mo-
dernen Kunst" nannte, als er seinem Bruder be-
kannte: ,,Die Bauerngestalt in ihrer Arbeit zu ge-
ben, siehst du, das ist — ich wiederhole es — das
eigentlich Moderne, das Herz der modernen Kunst,
das, was weder die Renaissance, noch die alte hol-
ländische Schule, noch die alten Griechen getan
haben. Mit den Bauern- und Arbeiterfiguren hat
man als Genre begonnen — aber augenblicklich,
mit Millet, dem unvergeßlichen Meister, an der
Spitze, ist sie das Herz der modernen Kunst selbst
geworden und wird es bleiben.""

Rudolf Schiestl. Kartoffelsammelnde Bauern. Radierung

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