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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 50.1934-1935

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Witthaus, Wernher: Carl Mense
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https://doi.org/10.11588/diglit.16482#0013

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B Kunstblbllothek
staatliche Museen
zu Berlin

Carl Mense. Umbrische Landschaft

Nationalgalerie, Berlin

hatte kubistisch gemalt — keineswegs trocken: die die Anschauung siegt über zerflatternde spekulative
romantische Empfindsamkeit verrät sich immerhin Gelehrsamkeit, die Weite über das kurzsichtig All-
in den frühen Arbeiten. Wir sind uns mit ihm einig. zunahe, das Ganze über das Spezialisierte. Und ist
wenn wir behaupten, daß hei Mense der Kubismus der Raum nicht feierlich geschlossen in Menses
ein notwendiges Erlebnis gewesen ist. eine Schulung. Malerei? Die Bewältigung des Raums — soweit sie
die zur Erkenntnis des Raums hinführte. Und der den Menschen möglich ist: die Grenzen liegen am
Raum ist denn auch in den reifen Schildereien des Rande des Jenseitigen — ist Eins mit der Entdeckung
Meisters vorhanden und klar gestimmt, ohne daß es der Landschaft.

noch einer Hilfskonstruktion bedürfte. Die räum- Hier nun gelangen wir zu einer weitern Eigenart,
liehe Eroberung — nicht auf dem Wege des Xatura- Die Entdeckung der Landschaft darf übereinstim-
lismus. vielmehr als Bestätigung eines natürlichen und men mit höchster Genauigkeit in der malerischen
weltbewegenden Gesetzes, als etwas vom Zufall Un- Schilderung. Menses Tafeln und die feinen Zeich-
abhängiges und schließlich wundersam Einfaches — nungen sind bis in das Letzte, soweit es die Land-
mag bei der Betrachtung dieses malerischen Werks schaft angeht, genau: sie sind trotzdem poetisch. —
vorangestellt sein. Die räumliche Eroberung gehört Wir haben es vermieden, von Sachlichkeit zu reden,
voll und ganz zu seinem Inhalt! Sachlichkeit ist bei den in Menses Schaffen erfüllten
Wir halten sie für überaus wichtig und zeitgemäß in handwerklichen und ideellen \ oraussetzungen selbst-
einem Jahrhundert, welches durch seine technischen verständlich. Dagegen scheint uns ein anderes be-
Künste die Perspektiven fast überwindet. Carl Mense merkenswert: die Realität, die Wirklichkeit dieser
bekennt sich zur Romantik—aber zu einer Roman- Romantik. Diese Wirklichkeit gibt sich nur aus
tik, die der Mann im Flugzeug erleben kann. Diese einem innerlichen, totalen Erfassen, und die Bereit-
Romantik möchte, so widersinnig das auch klingt. schaft zu solcher Aufnahme ist gepaart mit einer
am Ende doch die Erfüllung eines goetheschen Ideals Hingabe, welche vor allem das zu opfern vermag,
sein, insofern als mit ihr endlich wieder das Auge. was vielen Malern so wertvoll ist: Zeit. Menses

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