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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 50.1934-1935

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Hellwag, Fritz: Zu Erich Heckels neuen Bildern
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https://doi.org/10.11588/diglit.16482#0056

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Erich Heckel. Der Rhein bei Andernach. 1933

phetischen Pessimismus" Heckels gesprochen. Ich
möchte nicht Pessimismus sagen, sondern gütige und
ergebene Melancholie, die dennoch nicht verzagt,
weil sie naturgläubig ist.

* *
*

Das Jahr 1955. in dem Heckel sein halbes Säkulum
vollendete, und die Vorläufer waren besonders er-
tragreich, weil der Künstler — sein stetes Ziel von
Anbeginn: vor der Natur die Räumlichkeit bis zu sel-
tener Vollendung steigerte und mit einer Gelassen-
heit die ^Yelt „anschauen" lernte, daß uns zuweilen
der Atem stockt und beschreibende "Worte sich nicht
einfinden wollen. Alles lebt, wächst und „waltet" so
selbstverständlich, daß Xichtgleichgestimmte viel-
leicht an diesen Bildern achtlos vorübergehen, weil
sie derzeit mehr Pathos verlangen und einen Herois-
mus, der nicht schmettert, unverständlich finden.
Gleichwohl sind Heckeis Bilder heroisch, weil sie

Gegenwart und Ewigkeit. Harmlosigkeit und Schick-
sal verbinden.

Auch ohne die hier fehlende, besonders wichtige Stu-
fung der Farbe soll das Wesentliche an einigen der
beigegebenen Bilder erwiesen werden.

* *
*

Das heranflutende Meer ist ein altes Symbol der
Ewigkeit: auf den beiden „Strandbildern'" wird es
zum dramatischen Mittel. Der braune Knabe hat ihm
den Rücken zugewendet, er ahnt nichts von der zün-
gelnden, ziehenden Gewalt, das Spiel zu seinen Füßen
beherrscht das Dasein des seligen Augenblicks. Uber
seiner Schulter, weit zurück, überschneiden und ver-
lieren sich vier wichtige Raumlinien in unsichtbare
Ferne, aus der. zum Teil schon jenseits des Horizon-
tes fußend, unter drohendem Gewölk ein anderes
Lebensalter sichtbar wird und den Jungen schützend
ins Auge faßt. Auf dem anderen Bild rollt unter hell-
blauem Lichtstreif eine mächtige dunkelgrüne Wolke

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