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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 50.1934-1935

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Pels-Leusden, Hans: Der Maler Christian Rohlfs: zum 85. Geburtstag
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https://doi.org/10.11588/diglit.16482#0105

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Christian Rohlfs. Schloßbrücke bei Weimar. 1888

Der Maler Christian Rohlfs. Zum 85. Geburtstag. Von Hans Pels-Leusden

Christian Rohlfs. der holsteinische Bauernsohn, der in
Westfalen, mitten im Industrierevier, seine zweite
Heimat fand, vollendet am 22. Dezember sein 85. Le-
bensjahr. Er ist ein Künstler, der die Weisheit
und Abgeklärtheit des Alters hat und gleichzeitig
über eine Jugendkraft verfügt, wie sie für sich ge-
nommen einzig dastehend erscheint. Im hohen Al-
ter schafft er mit einem Feuer und einer Verve, die
an ein Wunder grenzen. Während des größten Teils
seines Lebens unbekannt, nur von ganz wenigen,
u. a. Karl Ernst Osthaus, gefördert, arbeitete er in
der Stille, zuerst in Weimar, dann in Hagen, un-
beirrt durch schwere Not und Krankheit, unbeküm-
mert um Gunst und Urteil der großen Öffentlich-
keit. Auch jetzt noch, nachdem seine Kunst die ver-
diente Anerkennung findet und er durch den kürz-
lichen Ankauf des Louvre weit über Deutschlands
Grenzen bekannt wurde, ist er der alte einfache
Maler geblieben, der nur seiner Kunst lebt und in
einem ganz bescheidenen Malerheim in Hagen in
Westfalen ununterbrochen schafft. — Alan spürt:
Hier schafft einmal einer, der zur vollen Klarheit

gelangt ist, die keinerlei Zweifel hemmt. Eine jahr-
zehntelange strenge Selbstkritik schuf erst die Ba-
sis für eine solche Sicherheit, für solch überzeugen-
den Pinselschwung. Dieser Mann und sein Werk
verkörpern in bester Weise deutsches Wesen: tiefe
Innerlichkeit und starke Lebensfreude. Seine Kunst
verschmilzt diese scheinbar polaren Seelenzustände
zu einem klassisch deutschen Gleichnis. Unbe-
grenzte Phantasie gesellt sich zu diesen Kompo-
nenten seines Schaffens. Er ist ein Künstler, der
das Zwischenreich zwischen Wirklichkeit und Phan-
tasie liebt, ein Künstler, der dem Boden verbunden
ist und dem Himmel, der das Wunder der ewigen
Jugend ergründet hat und davon mitteilt.
Ein Gigant der Formen, ein Zauberer der Farbe
ist Rohlfs. So malt er Städteblicke; in heller Glut
aus dem Dunkel gen Himmel wachsende Kirchen:
von geheimnisvollem Leben erfüllte große Blu-
mendolden. Und dann wieder malt er in einem
Hang zum Spielerischen Blumen in den betörend-
sten Farben, flockig und schwebend in der Bild-
fläche verstreut, in zeitloser Geste. Oder in schim-
 
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