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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 50.1934-1935

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Hildebrandt, Hans: Zur künstlerischen Photographie: der Lichbildner Adolf Lazi, Stuttgart
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https://doi.org/10.11588/diglit.16482#0142

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Adolf Lazi. Zitronen

ihr allein widmen zu können. Den Menschen in
seiner einmaligen Wesensart und äußeren Erschei-
nung, im Bau seines Körpers und seiner Züge, in
seiner naturgeforderten Haltung getreu bis in die
letzten Einzelheiten, die das körperumspielende
Licht hervorlockt, wiederzugeben, ist das Ziel, dem
der Lichtbildner Lazi zustrebt. Er selbst sagt von
seiner Arbeitsweise: „Will ich Bilder höchster Aus-
geglichenheit erhalten, so geht der Aufnahme eine
denkbar eingehende Beschäftigung mit dem Mo-
dell voraus. Mit aller Leidenschaftlichkeit der Hin-
gabe suche ich mich in ein fremdes Sein einzufüh-
len, spüre ich nach dem Lebendigen hinter der
konventionellen Maske des Gesichts, der angelern-
ten Haltung, und fast immer erlebe ich es dann,
daß die Begeisterung, die während der Arbeit in
mir wächst, auf den Menschen da überspringt, der
sein .getreues' Bild von mir erwartet."" So könnte
auch ein Bildnismaler, ein Bildnisplastiker reden.
Dies Herauskristallisieren des Wesentlichen, des
Dauernd-Geprägten an einem Menschen ist nicht
zu erzielen, wenn eine flüchtige Bewegung, eine
flüchtige Stimmung festgehalten wird. Lazi be-
schreitet daher niemals den gleichfalls für den

Photographen gangbaren und sicher auch manch
glücklichen Einblick erschließenden Weg der Au-
genblicksaufnahme mit der Kleinkamera. Er macht,
um nicht mit Vergrößerungen arbeiten zu müssen,
grundsätzlich nur Kopfaufnahmen in Lebensgröße.
Als Fanatiker der Wahrheit verschmäht er jede
Retusche. Negative, bei denen nicht jede Pore, je-
des Haar, jedes kleinste Licht auf der Oberfläche
mit aller Schärfe herauskommen, werden ver-
worfen.

Aufnahmen solcher Art, die nichts mit ..maleri-
scher'" Auffassung zu tun haben, kein ..Bild" im
fruchtlosem Wettstreite mit der Malerei erstreben,
vielmehr alle Wirkungen aus den dem Lichtbildner
gegebenen Mitteln herausholen, verlangen sorgfäl-
tigste Vorbereitung, die eben ein Teil des künst-
lerischen Gestaltens ist. Das wichtigste Ausdrucks-
mittel, über das der Phtograph selbstherrlich ver-
fügt, ist die Wahl der Beleuchtung und die Füh-
rung des Lichtes. Lazi arbeitet nicht nur bei Bild-
nisaufnahmen, sondern auch bei den meisterlichen,
sicher zum Besten gehörenden Aufnahmen, die er
von sogenannten ..toten Dingen" — sogenannt:
denn für ihn sind sie voller Leben — fertigt, meist

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