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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 50.1934-1935

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Hellwag, Fritz: Zu den Arbeiten von Joachim Karsch
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https://doi.org/10.11588/diglit.16482#0204

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ihr Licht, das ein böses Weltgeschehen ihr weigerte,
im Innern suchte. Es ist ihr Zeichen gewesen, daß
die gemalten und geformten Gestalten kränklich ver-
kümmerten und dafür der physiognomische Ausdruck
des Kopfes übertrieben wurde. Wer mit dem Herzen
hören konnte, hat diese Not verstanden. Schelten
soll man die, die aus ihr ein billiges Rezept gemacht
haben; ihre Spreu hat längst der Wind verweht.
Aber das Echte hat — wie bei manchen anderen, so
auch bei Joachim Karsch — seine Früchte getragen.
Aus dem seelischen Erlebnis jener Jahre ist ihm
— die Betrachtung seiner neueren hier gezeigten Ar-
beiten beweist es — eine tiefe Religiositä.t erwachsen.

Der Mensch ist ihm ein Geschöpf Gottes, das m
Verbindung mit dem Transzendentalen Kraft und
endliche Erlösung findet. Der gläubige Ausdruck,
das Lauschen in die Sphären ist hier so schön ver-
wirklicht, wie es wahrer kaum gedacht werden kann.
Die 5 m hohen, in Kunststein ausgeführten Figuren
am Friedhofsportal in Teltow sind herrlich. Es ist
kraftvoll gestaltete Vision, wie die männliche Gestalt
schwebend vom irdischen Dasein sich löst und bereits
etwas zu hören scheint, was die Zurückbleibenden
erschüttert nur zu ahnen vermögen. Schön, daß der
gereifte Künstler an dieser Aufgabe sich beweisen
durfte.

Joachim Karsch. Hockende

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