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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 50.1934-1935

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Tietze, Hans: Amerikanisches Kunstsammeln von heute, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16482#0290

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Leo Samberger. Professor Dr. Edelmann

Abteilung Bildnis-Ausstellung der Großen Münchener Kunstausstellung 1935

einem finis Americae verzerrt, schien auch die
Schicksalsstunde des sich so stolz blähenden Sam-
melwesens zu bedeuten.

Es ist kein Zweifel, daß ein solcher Pessimismus
dem Sachverhalt nicht entspricht. Einzelne Bilder
haben ihre Besitzer gewechselt, im ganzen ist die
Substanz des amerikanischen Kunstbesitzes unbe-
rührt geblieben; selbst die Sammlungen, die zu
jener Panik den Anlaß boten, sind keineswegs in
völliger Auflösung. Morgans schönes Männerbild-
nis von Castagno und Mackays ausgezeichnete pri-
mitive italienische Porträts waren im Mai in der
Bildnisausstellung der Galerie Knoedler, das Hals-
sche Gruppenporträt aus dem Otto Kahnschen
Nachlaß — der als Mogmar Art Foundation ver-

waltet wird — kurz vorher auf der Frans-Hals-
Ausstellung in Detroit zu sehen. Obwohl um wich-
tige Stücke verkleinert, bestehen die genannten
Sammlungen weiter; dafür haben andere in der
gleichen Zeit nicht minder bedeutenden Zuwachs
erfahren.

Allerdings ist jene Verkleinerung, die eine der ge-
samten Lebensführung ist, ein nicht zu übersehen-
des Symptom der Veränderung, die sich in der Ge-
sellschaftsschichte der Sammler vollzieht. Wie im-
mer sich die wirtschaftliche Weiterentwicklung ge-
stalte, es ist kein Zweifel, daß die Zeit der gigan-
tischen Vermögensbildung vorbei ist; jene Millio-
nen- und Milliardenvermögen, deren rasend rasche
Anhäufung die soziologische und wirtschaftliche

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