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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 56.1940-1941

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Haftmann, Werner: VIII. Jahresausstellung der Deutschen Akademie in Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.16489#0018

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abklingen konnte. Mag es auch richtig sein, daß der schauung. seit vielen Jahren aus Notwendigkeiten der
Urboden beider Anschauungen ehemals in Rom ge- inneren deutschen Entwicklung entstanden (insofern
funden wurde und das diesmalige Zusammentreffen erhält Rom auch heute einen besonderen Bildungsw-ert
klassisch-romantischer Tendenzen auf klassisch-ro- wieder): der wohlverstandene Romantizismus als
mantischem Boden den Einklang der Ausstellung be- Rücknahme und Temperierung expressiver, ja ab-
stimmt, so sind doch beide Formen künstlerischer An- strakt-surrealistischer Tendenzen (die die Bezeichnung

„Magischer Bealismus" ehemals kulti-

____,r__ vierte), die Klassizität als Begründung

und Äußerung einer neuen theoreti-
schen Gesinnung. Beide Dinge also sind
. - „modern", entsprechen, sofern sie echt

sind, einem gegenwärtigen Grundge-
. Ifll fühl; sie sind keine historisierenden

* '• .'. jjjf \ Lösungen aus Verlegenheit, wie es dem

außenstehenden Beurteiler, angesichts
rJÜ0r der oft noch unbedeutenden Werke und

jM^T pik des forcierten und gesuchten Vortrages,

jES?" |P scheinen mag.

H Die „theoretische" Gesinnung scheint

mir das Wichtigste. Ich verwende das
'«tflfiftt B Wort Fheorie ganz im klassischen Sinne

des kontrollierten Etwas-Ordnen-Wol-
lens. Theorie ist etwas sehr Allgemei-
nes, sie ist der Zielpunkt einer klaren
B „ordentlichen" Anschauung, der Sinn

der geistigen Nachdenklichkeit. (Ich
V glaube, daß es unbekannt ist, daß man

im lateinischen Sprachgebrauch des
Mittelalters in der Antithese „vita
W-, i activa — vita contemplativa", das „con-

templativa" auch durch „theoretica"
ersetzen konnte. In dem Sinne möchte
ich das Wort Theorie aufgefaßt wis-
sen.) Es ist eine ungerechtfertigte, über-
aus oberflächliche und intellektuell un-
begründete Ablehnung, die das Wort
Theorie allenthalben erfährt. Das Nach-
denken über die Grundstruktur künst-
lerischer Tätigkeit erhebt diese erst aus
der Vagheit des künstlerischen Spielens
jap * zur geistigen Leistung. Die deutsche

Bildhauerei der Gegenwart arbeitet all-
eemein, wie mir scheinen will, an einer
solchen Grundlegung eines neuen, prä-
H - . zisen Kunstwollens.

Von den elf Künstlern, die diese Aus-
I Stellung beschickten, sind nicht weniger

als sechs Bildhauer. Fast alle aber zei-
gen jene so auffällige Bemühung um
überlegte klare bildhauerische Formen,
die sie in der Wahl der formalen Mit-
tel wieder zur Antike zurückführt. Der
Unbedingteste unter ihnen ist Ludwig
Kasper. Seine neue lebensgroße Figur
^^^(^■^-^^^^^B einer „Arethusa" — die vom Flußgott

,v .-^■fc-.': Alphaeos verfolgte Nymphe, die in Si-

zilien gerettet an Land stieg — hat in
->%äH&K^ ungewöhnlicher Klarheil in sich die

•**tfc ' '■ Erfahrung der frühgriechischen und

*■■ -■ äg}~ptischen Skulptur gesammelt (Abb.

'■~>--^- -^^^^^Smiäm^^Mfm^^U^^K^S^m^^m^^^^ S. 1J •. Kasper ist einer der wenigen.

die ihre Stikruellen so offen bekennen.
Hans Stangl. Stehendes Mädchen Und doch schadet das der Figur nicht,

Ausstellung der Deutschen Akademie in Rom weil sie im großen aus einem SO per-

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