DOI Artikel:
Lorck, Carl von: Fünf neuentdeckte Bilder von Caspar David Friedrich
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.16489#0298
Caspar David Friedrich. Hochgebirgsgipfel mit treibenden Wolken
Privatbesitz
Fünf neuentdeckte Bilder von Caspar David Friedrich. Von Carl v. Lorck
Die fünf Gemälde von Friedrich, die ich hier vor-
lege, fanden sich an einer Stelle, wo man allerdings
Entdeckungen erwarten darf. Ein Gutshaus des fla-
chen Landes enthielt sie unter dem altüberkommenen
Inventar seines Wandschmuckes. Eine kleine Samm-
lung von Bildern aus der Romantik war dort erhal-
ten. Altüberliefert, wie die gleichmäßigen Empire-
rahmen zeigten. Aus lückenlos fortgeerbtem Fami-
lienbesitz, wie die alten Wappensiegel auf der Rück-
seite der Rahmen bewiesen. Unberührt und freilich
auch ungepflegt, wie kleine Abblätterungen an den
Rahmen bekundeten, und eine ältere, glücklicher-
weise ganz unbedeutende Verletzung des einen Bildes.
Unerkannt, wie mir der Besitzer bestätigte, hingen
die fünf Bilder von Caspar David Friedrich, ohne
Namen und ohne Aufmerksamkeit zu erregen unter
vielen anderen mehr oder weniger guten Stücken,
neu und alt durcheinander in den verschiedenen Stock-
werken des weitläufigen Hauses. Es ist ja eines der
Wesensmerkmale des Herrenhauses, das Erbe der
Vorfahren, einerlei, ob es Qualität hat oder nicht, in
sichere Obhut zu nehmen.
Hier hatte ein Vorfahr als Zeitgenosse der Romanti-
ker die fünf Friedrich und andere Bilder gesammelt.
Er hatte sich z. B. den Pferdemaler Adam eingeladen
und von ihm seine Vollblutstuten mit ihren Fohlen
sowie den Vollbluthengst malen lassen. Er hatte fer-
ner von Josef Anton Koch eine große Landschaft mit
biblischer Staffage erworben, die Kundschafter Josua
und Kaleb mit der großen Weintraube. Signiert auf
einem Stein am unteren Rande „J. Koch. T. 1816",
ist das Ölbild auf Leinwand in Größe und Motiv
Kunsf tüir Alle, Jahrg. 56, Heft 7, April 1941
19
]45
Privatbesitz
Fünf neuentdeckte Bilder von Caspar David Friedrich. Von Carl v. Lorck
Die fünf Gemälde von Friedrich, die ich hier vor-
lege, fanden sich an einer Stelle, wo man allerdings
Entdeckungen erwarten darf. Ein Gutshaus des fla-
chen Landes enthielt sie unter dem altüberkommenen
Inventar seines Wandschmuckes. Eine kleine Samm-
lung von Bildern aus der Romantik war dort erhal-
ten. Altüberliefert, wie die gleichmäßigen Empire-
rahmen zeigten. Aus lückenlos fortgeerbtem Fami-
lienbesitz, wie die alten Wappensiegel auf der Rück-
seite der Rahmen bewiesen. Unberührt und freilich
auch ungepflegt, wie kleine Abblätterungen an den
Rahmen bekundeten, und eine ältere, glücklicher-
weise ganz unbedeutende Verletzung des einen Bildes.
Unerkannt, wie mir der Besitzer bestätigte, hingen
die fünf Bilder von Caspar David Friedrich, ohne
Namen und ohne Aufmerksamkeit zu erregen unter
vielen anderen mehr oder weniger guten Stücken,
neu und alt durcheinander in den verschiedenen Stock-
werken des weitläufigen Hauses. Es ist ja eines der
Wesensmerkmale des Herrenhauses, das Erbe der
Vorfahren, einerlei, ob es Qualität hat oder nicht, in
sichere Obhut zu nehmen.
Hier hatte ein Vorfahr als Zeitgenosse der Romanti-
ker die fünf Friedrich und andere Bilder gesammelt.
Er hatte sich z. B. den Pferdemaler Adam eingeladen
und von ihm seine Vollblutstuten mit ihren Fohlen
sowie den Vollbluthengst malen lassen. Er hatte fer-
ner von Josef Anton Koch eine große Landschaft mit
biblischer Staffage erworben, die Kundschafter Josua
und Kaleb mit der großen Weintraube. Signiert auf
einem Stein am unteren Rande „J. Koch. T. 1816",
ist das Ölbild auf Leinwand in Größe und Motiv
Kunsf tüir Alle, Jahrg. 56, Heft 7, April 1941
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