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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 56.1940-1941

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Sarneck, Martin G.: Der Maler Ulrich Ertl
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https://doi.org/10.11588/diglit.16489#0494

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Ulrich Ertl. Finnisches Mädchen

Der Maler Ulrich Ertl. Von M. G. Sarneck

Aus einem kleinen Orte Nordbayerns ist Ulrich Ertl
gebürtig. Ein fein empfindsamer Mensch war schon
der Großvater, der einst im Böhmerwald als Glashüt-
tenbläser arbeitete, bis die Industrialisierung seiner
dortigen Existenz ein Ende bereitete. Mütterlicher-
seits stammt Ertl von Bauern ab. In dem von alter
Romantik erfüllten Rothenburg besucht er die Schule.
Aber ihn erfüllt eine übergroße Sehnsucht: Hinaus
in die Natur! Die Kunstakademie lockt ihn zwar,
allerdings noch nicht in der Absicht, Maler zu wer-
den; lediglich um, aus Gründen der Zerstreuung, im
Zeichnen und Malen sich fortzubilden.
Doch er ist früh genug aufs Verdienen angewiesen.
So malt er denn auf Bestellung frisch drauf los,
hauptsächlich Porträts aller Art. Es gelingt ihm, sich
auf diese Weise seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
Eifrig beschäftigt er sich mit der Graphik und ver-
senkt sich hingebungsvoll in die Werke großer Mei-
ster. Dürer und Rembrandt geben seinem Innenleben,
seiner Entwicklung Entscheidendes. Nachhaltigstes

Erlebnis jedoch wird für ihn der seelische Reichtum,
der aus dem Werk des Matthias Grünewald zu ihm
spricht. Für sein ganzes Menschwerden richtungge-
bend wird ein Aufenthalt in Italien und Sizilien, den
er, weit über seine Absicht hinaus, auf zwei Jahre
ausdehnt.

Doch ein noch eindringlicheres Erlebnis sollte seiner
harren: Eine Reise nach Norwegen, nach Finnland
übt auf den Künstlermenschen Ertl eine so bezwin-
gende Wirkung aus, daß er sich entschließt, dort, ins-
besondere in Finnland, mehrere Jahre hindurch zu
verweilen. Ihm eröffnet sich hier eine völlig neue
YS elt. Die dem nordischen Volksstamm eigenen Sit-
ten und Gebräuche verdichten sich für den allezeit
Empfänglichen, mit offenen Sinnen durchs Leben
Gehenden zu bleibenden Eindrücken.
Dieses Ungezwungene, um keinen Deut von mißver-
standener Kultur Angekränkelte prägt sich auch sicht-
lich aus in seinen Werken. Aus ihnen allen spricht
seine starke Naturverbundenheit. Ertl schöpft die An-

Kunst für Alle, Jahrg. 56, Heft 11, August 1941 33

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