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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 56.1940-1941

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Gebhart, Hans: Steinschnitte von Martin Seitz, Passau
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https://doi.org/10.11588/diglit.16489#0364

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Bergkristall

Steinschnitte von Martin Seitz, Passau. Von H. Gebhart

„Hier ist die Gefahr vorhanden, daß alle diese mark- Steinschnitte? Ein fast nebelhafter Begriff, zu dem
losen, weibischen, überflüssigen ,Bewegungen' nicht man aus dem geläufigen und gewärtigen Bildgut
nur für eine Notwendigkeit, sondern für die Not- älterer und neuerer Zeit nur schwer Vorstellungen
wendigkeit der Zeit gehalten werden. Ich nenne dies findet. Das nimmt nicht wunder: Seit dem Klassi-
die Kunstgewerbliche Weltanschauung. Bauen, Malen zismus ist diese Kunstübung nur mehr in einzelnen
und Dichten als Kunstgewerbe — das stinkt aus all Versuchen gepflogen worden. Und wo in der Gegen-
diesen Kreisen und Bünden, Cafes und Vortragssälen, wart die Unmittelbarkeit der Beziehungen nicht ge-
Ausstellungen, Verlagen und Zeitschriften zum Hirn- geben ist, verliert sich das geschichtliche Bewußtsein,
mel. Und das will nicht geduldet sein — das will Man hat diese alte Kunst, die, in der Antike zumal
herrschen; das nennt sich deutsch; das will über die und ihren Benaissancen so viel bedeutete, heute, so-
Zukunft verfügen.'1 weit etwa die allgemeine Geltung in Frage kommt,
Das sagte Oswald Spengler mit dem Blick auf Kunst so gut wie vergessen. Wer denkt etwa beim Bing des
und Leben im Jahr 1921. Und er hatte zu soviel Hef- Potykrates daran, daß es sich da um einen goldenen
tigkeit wohl allen Grund. Seitdem hat sich viel ge- Siegelring mit einem geschnittenen Smaragden han-
wandelt, so daß es nahezu einer historischen Einfüh- delt (einer Arbeit des Bildhauers Theodoras aus
lung bedarf, um das Spenglersche Wort von der Samos). Und daß es — unter all seinem reichen Be-
„Weltanschauung als Kunstgewerbe" überhaupt noch sitz — die kunstvolle Arbeit dieser Gemme war, nicht
zu begreifen. Immerhin — mag uns eine Welt von etwa die Kostbarkeit ihres Materials, mit deren Opfer
dem neurasthenischen Aufruhr um 1920 trennen — er hoffen durfte, die Götter in ihrem Neide zu be-
es ist nicht zu leugnen, daß dem Begriff „Kunstge- schwichtigen.

werbe" auch heute noch Fragliches und Zweideutiges Seit einigen Jahren erscheinen auf der großen Kunst-

genug anhaftet. Ein gutes Stück neuerer Kulturge- gewerbeausstellung in München, auf der Leipziger

schichte wäre mit der Geschichte dieses Wortes und Messe geschnittene Schmucksteine — Gemmen. Sie

seiner Sinnwandlung ge- brachten einenneuen.un-
geben. Genug — ist MSBiSSfilHHHMHBHSH^^^^^HHHHK vergleichlich reizvollen

nicht so. daß nur allzu- HHHHHH^*gjjMWBä^|Jzj^^HJ H und belebenden Zug in

schnell alles das, was nach Wr^SBk - ^as Bild der edelsten

einer verdächtigen Norm E^iHl - HF JjjjHBf^H deutschen Schmucker-

nicht als „große Kunst" «Fj^Mi^lWH & ^ jj Zeugnisse von heute,

gilt, mit dem unschul- affiffll Sll^ao? Manche dieser Arbeiten

digen Namen ..Kunst- 'KSSsL -AT... ' H zeigen—nicht von unge-

gewerbe" belegt wird? - fähr—die präzisierende

Nebenbei: Die billigste. §5 HH Signatur 5. Es handelt
unverbindlichste hd,^^ HH sich umSteinschnitte von
eines Werturteils zu %d" 'H^^^MMMgd ' HHI Martin Seitz in Passau.
entledigen. Wir stellen H Sie sind Zeugen eines
hier ein Werk von Stein- H stillen Werkes, gediehen
schnitten vor,zu demman seiteinergutenReihevon
„Kunstgewerbe' sagen HJ. ;.•*% ;'H^^^^^*,aa*^WHi - fahren in einem merk-
mag— ohne ihm damit. HHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHi würdigträchtigenRaum;
wie die Dinge liegen, Namen wie Kubin und
gerecht zu werden. Bergkristall, nat. Größe Carossa stehen u.a. darin.

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