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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 56.1940-1941

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Christoffel, Ulrich: Zu den Wandbildern von Karl Heinz Dallinger
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https://doi.org/10.11588/diglit.16489#0345

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Es wird ein Unterschied gemacht zwischen monu-
mentaler und dekorativer Wandmalerei, der sich dar-
auf bezieht, daß das Monumentale bedingt durch
den geistig ethischen Gegenstand eine ernste ideale
Haltung sucht, das Dekorative aber ein freundlicher
Schmuck der Wände und der Räume sein will. Der
monumentale oder dekorative Stil der Wandbilder
richtet sich nach der höhern oder alltäglichen Be-
stimmung eines Raumes und nach dem innern Sinn
der Darstellung. Daher wird die monumentale Kunst
mehr von der Vernunft betrachtet, aus der heraus sie
auch gestaltet wird, während die dekorative mehr
dem Auge und der Phantasie genügen will. In for-
maler Beziehung ist die dekorative Malerei jedoch
denselben Gesetzen unterworfen wie die monumen-
tale und auch in ihrer heitern, spielerischen, illustrie-
renden Erfindung muß sie die Bedingungen der Flä-
chenkunst in bezug auf Raum und Wand, auf Bild und
Rahmen, auf Linie, Farbe und Figur und auf Breite
und Tiefe beachten und erfüllen. Es sind dies künst-
lerische Gesetzmäßigkeiten, denen die Bildgebung
unter der Führung der Baukunst heute überhaupt
wieder zustreben möchte, um zur Gebundenheit eines

neuen Stiles zu gelangen. Auch der künstlerische Un-
terricht sucht selbst auf die Gefahr des akademischen
Manierismus hin ältere bewährte Methoden zu er-
neuern, daß weniger dem eingeborenen selbsttätigen
Vermögen des Schülers ein unbegrenztes Vertrauen
entgegengebracht wird, als daß man den angehenden
Künstler auf das Gegebene eines Stiles und einer
Form, auf das sichere Zeichensetzen in der Fläche,
auf die organische Ordnung einer Komposition ver-
pflichten möchte.

Zu den gelungenen Unternehmen des erneuerten de-
korativen Stiles gehören die Wandbilder, die Karl
Heinz Dallinger in der Bar des Hauses der Deutschen
Kunst ausgeführt hat. Es sind Landkartenbilder von
Gegenden und Ländern, in denen vornehmlich Wein-
bau getrieben wird. In wechselndem Format von
bald breitern und schmälern Feldern, wie sie durch
die Tür und Fensterteilung gegeben sind, ziehen sich
diese Bilder gleichmäßig über die Wände. Wie auf
den spätgotischen Tafeln sind die Landkarten und
Figuren auf Goldgrund gemalt, und der schimmernde
Ton des Goldes, vornehmlich auf künstliche Beleuch-
tung berechnet, bestimmt auch die Tönung der ge-

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