Karl Heinz Daliinger. Traubenpflückerin
Wandbild in der Bar des Hauses der Deutschen Kunst in München
dämpften Temperafarben. Wie in einem Teppich
fügen sich die Musterungen der Tinien und Figuren
in die Ebene des Bildes, so daß zwar jede Gruppe auf
muntere Weise vom Weinbau, von der Lese der Trau-
ben, vom Keltern und Kellern erzählt, aber zugleich
in der tapetenhaft diskreten Belebung der Fläche nur
als Unterton mitschwingt und die Gesamtspannung
zu verdichten weiß. Es ist dem Künstler in schöner
Weise geglückt, diesen Ausgleich von Bilddarstellung
und dekorativem Stil herbeizuführen.
Bei den Landkarten ergeben die Grenzen, Flüsse und
Berge die Grundformen der Bilder, und überall sind
charakteristische Bauwerke oder Städte durch be-
kannte Erinnerungszeichen erkennbar gemacht. Reiz-
voll sind denn in die Ecken der Bildfelder oder auch
mitten in die Fläche einzelne Gruppen und Figuren
gesetzt, die die Landschaft sittenbildlich bezeichnen,
aber noch mehr der dekorativen Beweglichkeit des
Ganzen genügen, denn das Auge soll in ruhigem
Fluß durch Formen, Linien, Farben unterhaltsam
geführt, nirgends aufgehalten, aber immer in woh-
liger Bewegung gehalten werden. An der Wand
neben dem Eingang beginnt die Länderreihe mit
Italien, dessen unverkennbare Küstenlinien an sich
schon ein dankbares Schmuckmotiv sind für jede
Bildwirkung, und zum Weinland Italien gehören
Vignen und Lauben. Auch der zweiräderige Karren
mit kleinen Weinfässern beladen und mit dem
schirmüberwölbten Sitz für den Fahrer, von dem ge-
schmückten und gesattelten Pferd geführt, ist ein ver-
trautes Bild aus dem italienischen Volksleben, und
Daliinger hat es so wirklichkeitsgetreu als möglich
gezeichnet und in der Sachlichkeit wieder dekorativ
rhythmisch in die Einheit des Bildes gebettet. Es
folgen in schmaleren und kleineren Feldern neben
und über der Tür Cuba und Jamaica mit ihrem Rum
und Likör, die auf Schiffen nach Europa verladen
werden. Die ganze breite Hauptwand wird dann von
den deutschen Weingauen an Mosel, Rheingau und
Main eingenommen. Mit Spruchbändern sind die
einzelnen Weindörfer an den sich windenden Flüssen
eingezeichnet und in das leere Gelände dazwischen
wieder mit großem Geschick einzelne Gruppen hin-
gesetzt wie etwa das kniende Mädchen, das die ge-
pflückten Trauben in einem Korbe sammelt, oder die
Winzer, die die Trauben in einen Kelter schütten und
darin stampfen. Durch die Weinberge steigen in
leichter Kurvung steile Treppen auf und nieder und
Mädchen mit Kannen und Körben schreiten, ganz vom
Flusse aller Linien aufgenommen, herunter.
An der nächsten Wand ist Ungarn mit seinen Rot-
und Süßweinen dargestellt und selbst die besondere
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Wandbild in der Bar des Hauses der Deutschen Kunst in München
dämpften Temperafarben. Wie in einem Teppich
fügen sich die Musterungen der Tinien und Figuren
in die Ebene des Bildes, so daß zwar jede Gruppe auf
muntere Weise vom Weinbau, von der Lese der Trau-
ben, vom Keltern und Kellern erzählt, aber zugleich
in der tapetenhaft diskreten Belebung der Fläche nur
als Unterton mitschwingt und die Gesamtspannung
zu verdichten weiß. Es ist dem Künstler in schöner
Weise geglückt, diesen Ausgleich von Bilddarstellung
und dekorativem Stil herbeizuführen.
Bei den Landkarten ergeben die Grenzen, Flüsse und
Berge die Grundformen der Bilder, und überall sind
charakteristische Bauwerke oder Städte durch be-
kannte Erinnerungszeichen erkennbar gemacht. Reiz-
voll sind denn in die Ecken der Bildfelder oder auch
mitten in die Fläche einzelne Gruppen und Figuren
gesetzt, die die Landschaft sittenbildlich bezeichnen,
aber noch mehr der dekorativen Beweglichkeit des
Ganzen genügen, denn das Auge soll in ruhigem
Fluß durch Formen, Linien, Farben unterhaltsam
geführt, nirgends aufgehalten, aber immer in woh-
liger Bewegung gehalten werden. An der Wand
neben dem Eingang beginnt die Länderreihe mit
Italien, dessen unverkennbare Küstenlinien an sich
schon ein dankbares Schmuckmotiv sind für jede
Bildwirkung, und zum Weinland Italien gehören
Vignen und Lauben. Auch der zweiräderige Karren
mit kleinen Weinfässern beladen und mit dem
schirmüberwölbten Sitz für den Fahrer, von dem ge-
schmückten und gesattelten Pferd geführt, ist ein ver-
trautes Bild aus dem italienischen Volksleben, und
Daliinger hat es so wirklichkeitsgetreu als möglich
gezeichnet und in der Sachlichkeit wieder dekorativ
rhythmisch in die Einheit des Bildes gebettet. Es
folgen in schmaleren und kleineren Feldern neben
und über der Tür Cuba und Jamaica mit ihrem Rum
und Likör, die auf Schiffen nach Europa verladen
werden. Die ganze breite Hauptwand wird dann von
den deutschen Weingauen an Mosel, Rheingau und
Main eingenommen. Mit Spruchbändern sind die
einzelnen Weindörfer an den sich windenden Flüssen
eingezeichnet und in das leere Gelände dazwischen
wieder mit großem Geschick einzelne Gruppen hin-
gesetzt wie etwa das kniende Mädchen, das die ge-
pflückten Trauben in einem Korbe sammelt, oder die
Winzer, die die Trauben in einen Kelter schütten und
darin stampfen. Durch die Weinberge steigen in
leichter Kurvung steile Treppen auf und nieder und
Mädchen mit Kannen und Körben schreiten, ganz vom
Flusse aller Linien aufgenommen, herunter.
An der nächsten Wand ist Ungarn mit seinen Rot-
und Süßweinen dargestellt und selbst die besondere
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