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Natur und Kunst
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.16489#0024
Natur und Kunst
Eine vornehme Haut
Sinn der Kunst
Als der Maler Klimt an seinem später so berühmt
gewordenen Bilde ..Goldene Apfel" arbeitete, wagte
ein Besucher den Einwand, daß es eine Baumsorte
mit goldenen Früchten doch nicht gebe.
„In der Natur vielleicht nicht", antwortete Klimt,
,,aber das macht nichts. In der Kunst gibt es sie,
wovon Sie sich ja hier überzeugen können."
Der Haifisch
Wilhelm v. Kaulbach beobachtete eines Tages einen
Stubenmaler, der eine Decke mit allerlei Getier aus-
malte. Darunter bemerkte er einen sonderbaren
Fisch.
„Was ist das für ein Fisch?" fragte der große Künst-
ler den Malermeister.
,,Ein Haifisch, mein Herr!" lautete die Antwort.
„Ja, lieber Mann, haben Sie denn überhaupt schon
mal einen Haifisch gesehen?" fuhr Kaulbach in vor-
wurfsvollem Tone fort.
„Nein, mein Herr — aber Sie malen ja auch Engel,
ohne je einen gesehen zu haben!""
Corinth malte Eduard v. Keyserling, den Dichter der
„Abendlichen Häuser"', draußen in Tutzing auf der
Veranda von Max Halbes Sommerwohnung. Das
Bildnis — heute im Besitz der Münchener Staats-
galerie — wurde eines der besten Porträts, die Co-
rinth gelangen.
Der baltische Graf und sein Landsmann Korfiz Holm
kritisierten das fast fertige Bild, und Holm hatte
hohe Lobesworte für die Arbeit. Keyserling rümpfte
die Nase: „Es mag ja, trotz der Brutalität, die drin-
steckt, gut jemalt seein. gut unterhalten hat er mich
auch dabeei — aber, aber: so aussehen möcht ich
doch lieber nich."'
Von Stund an zeigte er nicht die mindeste Neigung
mehr, irgendwem zu sitzen. Als Albert Weisgerber,
damals „der Sezessionsfuchs" zubenannt, ihm nahe-
legte: „Herr Graf, ich würde Sie zu gerne malen.
Sie haben so eine blödsinnig noble Haut — ganz wie
verknittertes Papier!" winkte er lächelnd ab:
„Aber, nieein lieber Freeund, warum malen sie da
nicht lieber die Ausgabe der Münchner Neeuesten
von vorjestern?"
Carl Schneiders. Blick auf Rees
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Eine vornehme Haut
Sinn der Kunst
Als der Maler Klimt an seinem später so berühmt
gewordenen Bilde ..Goldene Apfel" arbeitete, wagte
ein Besucher den Einwand, daß es eine Baumsorte
mit goldenen Früchten doch nicht gebe.
„In der Natur vielleicht nicht", antwortete Klimt,
,,aber das macht nichts. In der Kunst gibt es sie,
wovon Sie sich ja hier überzeugen können."
Der Haifisch
Wilhelm v. Kaulbach beobachtete eines Tages einen
Stubenmaler, der eine Decke mit allerlei Getier aus-
malte. Darunter bemerkte er einen sonderbaren
Fisch.
„Was ist das für ein Fisch?" fragte der große Künst-
ler den Malermeister.
,,Ein Haifisch, mein Herr!" lautete die Antwort.
„Ja, lieber Mann, haben Sie denn überhaupt schon
mal einen Haifisch gesehen?" fuhr Kaulbach in vor-
wurfsvollem Tone fort.
„Nein, mein Herr — aber Sie malen ja auch Engel,
ohne je einen gesehen zu haben!""
Corinth malte Eduard v. Keyserling, den Dichter der
„Abendlichen Häuser"', draußen in Tutzing auf der
Veranda von Max Halbes Sommerwohnung. Das
Bildnis — heute im Besitz der Münchener Staats-
galerie — wurde eines der besten Porträts, die Co-
rinth gelangen.
Der baltische Graf und sein Landsmann Korfiz Holm
kritisierten das fast fertige Bild, und Holm hatte
hohe Lobesworte für die Arbeit. Keyserling rümpfte
die Nase: „Es mag ja, trotz der Brutalität, die drin-
steckt, gut jemalt seein. gut unterhalten hat er mich
auch dabeei — aber, aber: so aussehen möcht ich
doch lieber nich."'
Von Stund an zeigte er nicht die mindeste Neigung
mehr, irgendwem zu sitzen. Als Albert Weisgerber,
damals „der Sezessionsfuchs" zubenannt, ihm nahe-
legte: „Herr Graf, ich würde Sie zu gerne malen.
Sie haben so eine blödsinnig noble Haut — ganz wie
verknittertes Papier!" winkte er lächelnd ab:
„Aber, nieein lieber Freeund, warum malen sie da
nicht lieber die Ausgabe der Münchner Neeuesten
von vorjestern?"
Carl Schneiders. Blick auf Rees
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