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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 56.1940-1941

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Kunstliteratur
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Kunstliteratur

Richard Benz und Arthur von Schneider: Die Kunst der
deutschen Romantik. Mit 128 Bildtafeln. 4 farbigen
Bildbeigaben und 24 Abbildungen im Text. R. Piper Verlag,
München, 1939.

Die geschichtliche Zeit der Romantik war in literarisch philo-
sophischer und künstlerischer Hinsicht von den seltsamsten
und gegensätzlichsten Höhen und Tiefenschichtungen durch-
zogen, und eine Deutung des Romantischen muß daher
immer auf Schwierigkeiten stoßen, aber eine bestimmte Hal-
tung der romantischen Kunst ist unserer Gegenwart ganz be-
sonders nahe gerückt und findet im heutigen Erleben bei
allem sonstigen Unvergleichbaren der Zeiten starken Wider-
hall, und das ist die Hinneigung zu einer wirklichkeitsnahen,
sachlich linearen Gestaltung eines mehr inslinkthaften, wirk-
lichkeitsfernen inneren Wollens und Fühlens. Eine Gesamt-
darstellung der romantischen Kunst Deutschlands hat bisher
gefehlt, und kaum konnte ein Gelehrter dazu berufener sein als
Richard Benz, der in vielen Vorarbeiten und besonders durch
sein umfassendes Werk über die „Deutsche Romantik" dem
Verständnis für die romantische Welt und ihre deutsche Be-
sonderheit neue Bahnen eröffnet hat. Für den stattlichen und
schön ausgestatteten Band über die romantische Kunst, des-
sen Bilderteil zeichnerische, graphische und malerische Werke
enthält, die weniger bekannt sind und zum Teil aus Privat-
besitz stammen, hat Arthur von Schneider einen sorgfältigen
Katalog der abgebildeten Werke mit kleinen Künstlerbiogra-
phien zusammengestellt, durch den die laufende Darstellung
entlastet und der Gehalt des Buches bereichert wird. Die
romantische Kunst gehörte einer letzten Epoche von spon-
taner bildender Kraft an und sie zog, was in der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts nicht mehr der Fall war, auch die Den-
ker und Dichter in ihren Bann. Diese Erkenntnis bildet den
Ausgangspunkt für die Beurteilung, die Richard Benz der da-
maligen Kunst bei aller kritischen Sachlichkeit doch immer in
positivem, aufgeschlossenem Sinn widerfahren läßt. Es ent-
geht Benz kein Phänomen und kein Name oder Datum, dessen
Auftauchen im Zeitgeschehen den Begriff der romantischen
Kunst zu erhellen vermag und die vielen reichen Einzelbezüge,
die er aufdeckt, werden alle auf das geistige Zentrum der
deutschromantischen Kultur hingespannt. Persönlichkeiten
wie Wackenroder, C. D. Friedrich, Runge, Pforr und Fohr,
„vielleicht die größte Kraft der romantischen Kunst", werden
mit fühlbarer Sympathie behandelt, lebendiger als etwa Cor-
nelius und sein Münchener Kreis, aber auch die Stätten der
Wirksamkeit der Künstler wie Hamburg, Wien, Rom, Salz-
burg, Heidelberg finden ihre kenntnisreiche und schöne Cha-
rakterisierung. Das Kapitel über die graphische Nachblüte
der Richter, Rethel, Schwind, Neureuther, Pocci führt zu den
Schlußbetrachtungen über das Ende der Schöpferzeit, das
künstlerische Ideal, die Beziehung zu anderen Künstlern und
über die zeitliche und zeitlose Sendung der romantischen
Kunst, die die „tragische Entfremdung zwischen Künstler
und Volk" ein letztesmal zu überwinden vermochte. ehr.

Friedrich Ahlers-Hestermann—Thomas Herbst: Ein Mal er-
leben von 1848bis 1915. Herausgegeben auf Veranlassung
der Ges. der Freunde Thomas Herbsts i. Hbg. Leinen, 188 Sei-
ten mit 32 Zeichnungen im Text und 36 ganzseitigen Tafeln
in Kupfertiefdruck, RM. 7,50. Verlag Johann Trautmann.
Hamburg.

Die Gedächtnisausstellung in der Hamburger Kunsthalle 1938
für den Maler Thomas Herbst hat erst wieder das Oeuvre der
Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Kenntnis dieses nie-
derdeutschen Landschafters und Tiermalers, dessen Kunst

sich von den Neuholländern (Maris, Mauve, Richard Burnier)
aber auch von der Schule von Barbizon herleitet, soll nun
durch die vorliegende Veröffentlichung von Ahlers-Hester-
mann, der mit Herbst von 1905 bis 1915 durch Freundschaft
verbunden war, noch vertieft werden. In diesem Buch erzählt
und berichtet der Maler über den Maler. Die Aufzeichnungen
über die Kindheit Thomas Herbsts vermitteln dem Leser die
Eindrücke des damals noch „ländlichen" Hamburg. In den
weiteren Jahren erleben wir das Vortasten in den Bereich des
Künstlers mit Frankfurt, Berlin, Weimar, bis schließlich nach
einem Aufenthalt in Düsseldorf, München, Paris und wieder
Hamburg die gereiften Werke entstehen. In Hamburg beginnt
nun wiederum ein lebhafter Austausch mit der um 1870 ge
borenen Generation sowie den späteren, zu denen auch der
Verfasser gehört. Ferner erfahren wir auch einiges über das
Werk des Malers selbst und seine Auffassung vom Bild.
Wir möchten wünschen, daß das Buch, dessen Ausstattung
in jeder Weise mustergültig ist, großen Anklang findet.

E. Rieek

Der Maler Heinrich Altherr. Sein Weg und Werk.
Von Walter Ueberwasser und Wilhelm Braun. Mit 32 Tafeln.
4°. 29 Seiten Text. Kart. RM. 9,—. OreU-Füssli-Verlag, Zürich
und Leipzig.

Das hervorragend ausgestattete Buch, dessen großformatige
Bildtafeln von satten Helldunkelkontrasten erfüllt sind, ist
dem an der Stuttgarter Akademie wirkenden Basler Maler zum
G0. Geburtstag und als ehrendes Geschenk zum 25. Jahre seiner
Lehrtätigkeit gewidmet. In einer knappen Charakteristik um-
schreibt Walter Ueberwasser das Wesen der kraftvollen, auch
das Düstere mutig überwindenden Kunst Heinrich Altherrs.
Wilhelm Braun (Geislingen) schildert in beredter und begei-
sferungsfähiger Weise Weg und Werk des Künstlers, der Sinn-
bildliches, Geistiges immer wieder mit Wucht und Größe an-
packt und diese Visionen zu rein malerischen Kunstwerken
ausreifen läßt. Die Hauptwerke werden in vorzüglicher Tech-
nik wiedergegeben, und durch Gegenüberstellung verschiede-
ner Fassungen kann man den Werdegang von großgesehenen
Kompositionen wie „Der Chronist unserer Tage", „Der
barmherzige Samariter", „Hinweis auf die göttliche Gerech-
tigkeit" und „Der Unentwegte" verfolgen. Auch der meister-
liche Bildniskünstler ist durch eine Auslese innerlich ausge-
reifter Schöpfimgen vertreten. E. Br.

Franz Servaes: Rembrandts Tagebücher 1639 bis
1 6 6 9. Ein imaginäres Porträt. Keil-Verlag, Berlin.
Es war ein gewagtes Unterfangen, aus Rembrandts Werken
Aufzeichnungen und Äußerungen herauszulesen, die Rem-
brandt selbst niemals niedergeschrieben hat und wohl auch
nicht niedergeschrieben hätte.

Es war ein wohlgemeinter und in manchen Einzelheiten
immerhin gelungener Versuch, sich in das Denken und Ge-
stalten des Meisters einzufühlen. Aber wir vermögen nicht
ungeteiltes Einverständnis mit dem sich ergebenden Gesamt-
bild zu äußern. Vor dem gigantischen Werke und vor dem
Drama dieses Menschenschicksals, das auf seinen Höhen ein-
sam und unverstanden blieb, möchte man lieber verstum-
men. Jede Einfühlung, besonders auch in das Liebesleben die-
ses Einsamen kann letzten Endes bestenfalls nur subjektiv
bleiben, nach Wahrheit und Dichtung schwer unterscheidbar.
Aber unter Heranziehung der Äußerungen von Zeitgenossen
und der Konkurs- und Gerichtsaklen ist es Servaes in jeden-
falls feinfühliger, geschmackvoller und taktvoller Weise mög-
lich geworden, ein ungefähres Charakterbild zu zeichnen. Nasse
 
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