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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 56.1940-1941

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Von etruskischer Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.16489#0102

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Von etruskischer Kunst*)

In zahlreichen europäischen Museen, besonders in Kenntnis und Beherrschung des Handwerks bleibt
den Sammlungen Oberitaliens und Roms, tritt dem ihnen doch ein Letztes an schöpferischer Kraft ver-
Besucher neben den griechischen Originalen und den sagt. Neben orientalischen sind es immerwieder grie-
Schöpfungen der römischen Kunst die Antike noch chische Vorbilder, die die etruskischen Kühstier in
in einer dritten Gestalt seltsam und fremdartig ent- festerem oder matterem Zugriff erfassen und in Ge-
gegen: in den Werken der Etrusker. Dieses um die bilde ihres Geistes verwandeln. Die Unmittelbarkeit
Wende vom 2. zum i. Jahrtausend aus dem Osten in ihres Ausdrucks, die expressive D}mamik ihrer Be-
Italien eingewanderte Volk entfaltete mit dem Stei- wegung, der Reiz des Zwiespältigen einer aus leben-
gen seiner Macht in Kultus und täglichem Leben dig empfundener ins Ornamentale hinübergespielten
einen Reichtum künstlerischer Kultur, jener der Völ- Form sichern diesen Werken in Berührung mit
ker des vorderen Orients und Griechenlands ver- modernem Empfinden die Teilnahme heutiger Be-
wandt und von ihr vielfach befruchtet. Was die trachter. Die im Bild hier wiedergegebenen Tonsta-
Etrusker aus ihrer einstigen Heimat an entwicklungs- tuen des Apollo und Hermes (Abb. S. 55 u. 56) gehörten
fähigen Kunstformen mitbrachten, kann kaum be- zu einer Gruppe des die Hirschkuh erlegenden Herak-
deutend gewesen sein. Erst der Boden Italiens, neue les, die in einem Heiligtum in Veji gestanden hatte.
Bezüge zu den sie umgebenden Kulturen, die Auf- Das ungehemmt kraftvolle Ausschreiten des Apollo
gaben ihres neuen Daseins, durch fremde Künstler in seiner braunrot-gelben Bemalung von Körper und
und fremdes Kunstgut gewonnene Erkenntnisse er- Gewand, das großformige Antlitz des Hermes zeigen
weckten in ihnen die Fähigkeit, ihrer Vorstellungs- eindrucksvoll die etwas ungefüge Monumentalität,
weit Gestalt zu geben. Aber bei einer oft vollendeten in die griechische Form hier umgesetzt ist. Die schöne,

in frühlingshafter Landschaft zum Tanz die
Flöte blasende Jünglingsgestalt aus einem Grab
in Corneto (Abb. S. 57) dankt ihre Substanz
gleichfalls griechischem Geist, aber auch hier
ist durch die Nachdrücklichkeit, mit w-elcher
der Umriß geführt, griechisches Maß in unak-
zentuiert gleitende Bewegtheit gewandelt ist,
ein Neues an Bildhaftigkeit entstanden. Die
Bronzestatuette eines zum Sprung ins Wasser
bereiten Jünglings (Abb. S. 54) vereinigt schließ-
lich in ihrer liebevollen Geformtheit beides:
griechische Charme und weich-füllige etrus-
kische Körperlichkeit in schönem Ausgleich.

D.

") Die Abbildungen dieses Aufsatzes sind einem eben erschie-
nenen außerordentlich reich mid höchst eindrucksvoll illu-
strierten Buche „Die Etrusker. Größe, Geheimnis und Unter-
gang eines Volkes11 von Kurt Pfister (Verlag F. Rruckmann,
München) entnommen. Das Buch gliedert sich vvie folgt: Die
Entdeckung der Ftrusker — Die Herkunft der Etrusker— Das
etruskische Reich — Kolonisation und Wirtschaftsleben —
Zivilisation und Lebenskultur — Mythos, Religion, Ritus —
Die Kunst der Etrusker — Das Fortleben des Etruskers.

Bronzestatuette eines Tauchers. 5. Jahrhundert

Antikensammlung, München

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