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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 56.1940-1941

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Heise, Carl Georg: Zu neueren Arbeiten von Gerhard Marcks
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https://doi.org/10.11588/diglit.16489#0309

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Abb. 1

Gerhard Mareks

Bildnisbüste Maria Mareks

Foto Schuck, Charlottenburg

Zu neueren Arbeiten von Gerhard Mareks. Von Carl Georg Heise

„Die Welt ist innerlich ruhig und still, und so muß es auch der Mann sein, der sie verstehen und
als ein wirkender Teil von ihr sie widerspiegeln will." Gottfried Keller

Plastik hat ihre festeren Gesetzmäßigkeiten als die schem Gehalt, sondern umgekehrt sucht ein starker
Malerei. Dennoch haben die Deutschen es verstau- Antrieb von Seiten der Empfindung in mühsamem
den, hart bis an ihre Grenzen vorzustoßen, ja. sie zu Pxingen nach der wesensgemäßen plastischen Formen-
überschreiten. Spätgotische Leidenschaftlichkeit hat gebung. Kein Wunder also, daß die Anfänge dieser
die geschlossene Form gesprengt, und das Schnitzmes- Kunst vom klassischen Schönheitskanon weit entfernt
ser hat einen malerischen Reichtum erschlossen, der sind. Wohl ein Wunder aber, ja der Ausweis echter
seiner Natur nach antiplastisch ist und dennoch künstlerischer Meisterschaft (die ja nichts anderes
höchste Ausdrucksgewalt besitzt. Die Erinnerung dar- ist als die überzeugende Vereinigung derjenigen
an kann aus dem künstlerischen Bewußtsein eines Kräfte, die in des Durchschnittsmenschen zwiegespal-
deutschen Bildhauers niemals ganz getilgt werden. tener Brust sich nicht zu harmonischem Gleichklang
Mareks ist zwar seiner Natur nach ein ursprünglich fügen wollen), daß von Jahrzehnt zu Jahrzehnt voller
formbegabtes Talent, aber nicht wie bei den großen und reiner das Innen und das Außen, die Ungestalt
romanischen Bildhauern bewegt sich der schöpferische wogender Empfindung und die Klarheit ausgewoge-
Vorgang von außen nach innen, von der Erfindung ner plastischer Formung in den Werken dieses großen
der schönen Form zu ihrer Durchdringung mit seeli- deutschen Bildhauers ihre Entsprechung finden.

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