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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 56.1940-1941

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Haftmann, Werner: VIII. Jahresausstellung der Deutschen Akademie in Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.16489#0020
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sönlichen Wollen nach einer klaren, gesetzmäßigen antikisierendem Kontrapost, lebensgroß, und einen
Form geschaffen wurde, daß der Verdacht eines er- Porträtkopf, sehr akzentuiert, der aber der Charakte-
findungsarmen Eklektizismus gar nicht entstehen risierung viel von guter Form opfert. Rößler, ein
kann. Das Maß der Verhältnisse und die Proportion Albikerschüler, mit einem modern antikisierenden
der bildhauerischen Formen haben zudem eine ganz Relief einer Amazone und "Wilhelm Gut mit der
eigene und auch der Archaik nicht verwandte orna- glatten Figur eines „Stehenden Mädchens" vermeh-
mentale Musikalität. Die so offene Übernahme be- ren dieses Übergewicht der Bildhauer,
reits geschaffener Formen kommt aus einer Identität Die Malerei ist kaum vertreten. Eine Wand ist dem
der Gesinnung und ist somit durchaus legitim. — Berliner Maler Hans Sauerbruch zugewiesen, der
Die neue, sehr schöne Figur von Hans Stangl, dem sich in diesem Jahre in Olevano aufhält. Zwei schöne
jetzigen Leiter der Deutschen Akademie, ein stehen- Stilleben, das Porträt einer italienischen Bäuerin und
der Mädchenakt, hält sich ganz frei von äußeren einige Landschaften repräsentieren die Ausbeute des
Übernahmen (Abb. S. 12). Mag auch das einfache Olevaner Aufenthaltes. Außer Sauerbruch ist nur
Standmotiv die Erinnerung an frühgriechische Bild- noch Müller-Rabe mit Malereien beteiligt,
hauerei wachrufen, so hat doch die ganze Figur eine Vortrefflich ist die Graphik. Tucholski und Volkert
so unmittelbare Beziehung zur Xatur, eine schöne sind beides geborene Graphiker und kennen sehr ge-
kräftige und sinnliche Empfindung, die sie ganz aus nau die graphischen Werte im dekorativen Ensemble
sich existieren läßt. Dabei aber ist sie sehr überlegt eines Blattes. Tucholski zeigt eine Reihe trefflicher
in starker bildhauerischer Architektonik aufgebaut, Holzschnittblätter und schöne klargegliederte Aqua-
hinter ihr steht eine lange künstlerische Überlegung relle voll reicher graphischer Phantasie. Auch Vol-
und große bildhauerische Erfahrung. Die schöne kert, dessen reiche, mit großem Fleiß gearbeitete
Zeichnung einer „Sitzenden" vermittelt im graphi- Graphik heute nicht mehr unbekannt ist, hat in eini-
schen Bild die klare Durchordnung der für die bild- gen neuen Arbeiten eine schöne klare Darstellung
hauerische Vorstellung tektonisch wichtigen und be- gefunden, die in vielem an die guten klaren Zeich-
stimmenden Punkte. Von Adolf Abel sind zwei nungen der spätromantischen Schule erinnern (Abb.
stehende weibliche Figuren ausgestellt, die in der Seite 14). In einem schönen Sinne romantisch sind
bildhauerischen Absicht eine Fülle von guten Ein- auch die graphischen Blätter Otto Bertis, wenn auch
sichten zeigen, aber in der Form unkonzentriert und noch ein wenig entfernt von den inneren Strukturge-
gequält geblieben sind. Hans Wimmer zeigt eine setzen der Graphik, die über dem Interesse am darzu-
sehr fertige Jünglingsfigur in weichem, fließendem. stellenden Objekt oft verlorengehen.

Konrad Volkert. Alte römische Brücke

Ausstellung der Deutschen Akademie in Rom

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