Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 56.1940-1941

DOI Artikel:
Christoffel, Ulrich: Neue Bilder von Franz Doll
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16489#0026

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Franz Doli. Tristan und Isolde

Gobelinmalerei für den Festzug am Tag der Deutschen Kunst

zu erreichen suchte, hat für den Festzug zum Tag
der Deutschen Kunst zwei Gobelins entworfen, die
den Tod Siegfrieds und Tristan und Isolde darstel-
len. Es gibt unter den Münchner Künstlern nicht
viele, die in München selber geboren sind und die
stammesmäßig mit Volk und Land verwachsen sind,
aber Franz Doli gehört zu ihnen. Nun aber hat er im
vergangenen Jahr seine Vaterstadt verlassen und ist
einem Rufe an die Düsseldorfer Kunstakademie ge-
folgt. Er wird seinen Schülern ein guter Lehrer sein,
weil er in seiner Kunst ein bestimmtes Formideal
vertritt und weil er über das Grundsätzliche seines
Berufes viel nachgedacht und manches niederge-
schrieben hat.

In seinen ritterlich mittelalterlichen Gobelinmale-
reien nimmt naturgemäß das Ornament einen brei-
ten Raum ein. nicht nur in der rahmenden Bordüre,
sondern auch in der Zeichnung der Pflanzen, Bäume
und Tiere, die im flächigen Bild Schmuckformen des
Gesamtschmuckes sein sollen. Doli hat den Ton der
alten Gobelins in seiner Zeichnung in einer Weise
zu treffen gewußt, die nirgends die Grenze zwischen
der stilistischen Anpassung und einer Nachahmung

überschreitet. Aus seiner Herkunft als Landschafts-
maler erklärt es sich, daß er das Landschaftliche, be-
sonders die Bäume mit großer Sorgfalt behandelt.
Er freut sich an den dekorativen Formen der Blätter
und am Wechsel der verschiedenen Arten von Blät-
tern. Nadeln und Früchten. Gegenüber frühen Ar-
beitenwird man eine gewisse Neigung zur altmeister-
lich italienischen Bildgebung feststellen können,
durch die eine kräftigere Zeichnung besonders im
Figürlichen gewonnen wurde. Doli sagt, daß man
die Natur in sich tragen, aber im Bilde fernhalten
müsse, um ihre Fülle ordnen und in lineare Form
übersetzen zu können. Er bezeichnet mit diesen Wor-
ten zugleich das Stilideal der Wandbilder und Tep-
piche des 15. Jahrhunderts besonders in Italien, dem
unsere Gegenwart auf vielen Wegen wieder zustrebt.
Die Arbeit an diesen Gobelins hat den Künstler also
in seiner stilistischen Entwicklung gefördert.
In den neuen Bildnissen zeigt sich deutlich diese Be-
mühung, der graphisch linearen Form einen festen
plastischen Halt, mehr Wirklichkeit und Fülle zu
geben. An Stelle der tonig weichen, empfindsamen
Behandlung und Betrachtung des menschlichen Ant-

20
 
Annotationen