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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 56.1940-1941

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Hellwag, Fritz: Hugo Lederer, ✝ 1. August 1940
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https://doi.org/10.11588/diglit.16489#0052

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Hugo Lederer. Anna Pawlowna, ein Reh fütternd

Hugo Lederer. f I.August 1940. Von Fritz Hellwag

Hugo Lederer ist am 1. August im Alter von fast
69 Jahren in Berlin gestorben. Er hatte das seltene
Glück, seinen Namen mit einem großen Werk zu
verbinden, das die Zeiten überdauern wird. Jeder
Deutsche kennt das Bismarckdenkmal in Hamburg aus
bildlichen Darstellungen, und wer es in seinen gre-
waltigen Ausmaßen auf dem Hügel über den Lan-
dungsbrücken, das Stadtbild überragend, als silber-
grau schimmerndes, granitenes Wahrzeichen fluß-
abwärts wirken sah, wird diesen Anblick niemals ver-
gessen können. In diesem Denkmal ist die gewaltige
Bedeutung unseres Reichsgründers so eindeutig sym-
bolisiert, daß an dieser Stelle sich das Gedenken aller
vaterländischen Gesinnung für immer zusammenfin-
den wird.

Aber es ist keineswegs allein die politische Bedeu-
tung, die dieses Denkmal ganz aus der Reihe stellt,
sondern ebensosehr die in ihm liegende und von ihm
ausstrahlende künstlerische Kraft, die ihm den Ewig-
keitswert verleiht und in unserem Lande weder vor-
her noch später von einem Werk ähnlicher Tendenz
erreicht worden ist. Auch die übrige Lebensarbeit des
Schöpfers wird von dieser Leistung so überschattet,
daß man sich daran gewöhnt hat, allzu kategorisch

und einseitig den Namen Lederer nur mit dem Mo-
nument Bismarcks zu verbinden. Überblickt man
aber, was der Künstler in sehr zahlreichen, im gan-
zen Reich verstreuten Denkmälern und freien Pla-
stiken geschaffen hat und was in seinem Atelier noch
der wertenden Ausführung harrt, dann fühlt man,
daß ihm damit ein Unrecht geschieht. Denn das Ge-
lingen eines so grandiosen Wurfes, wie er sich im
Bismarckdenkmal in Hamburg darstellt, gelingt nicht
zufällig, sondern muß und kann nur auf einer hohen
und breiten Plattform des allgemeinen Wollens und
Könnens möglich sein. So war es in der Tat.
Hugo Lederer hat keine Akademie, nicht einmal eine
Kunstgewerbeschule besucht, weil ihm dies die wirt-
schaftlichen Umstände seiner Jugend nicht ermög-
lichten. Er hat aber eine tüchtige handwerkliche,
dreijährige Lehrzeit in einem Atelier für gewerb-
liche Gebrauchsgegenstände und architektonische
Modelle durchgemacht und durfte dann zwei Jahre
im Atelier des Dresdener Bildhauers Johannes Schil-
ling arbeiten, wo aber seine innere Sehnsucht keine
Erfüllung fand. Er war sich über sich selbst noch
nicht klar, als er nach kurzen Etappen bei Christian
Behrens in Breslau, dessen starke Persönlichkeit ihn

Kunst für Alle, Jahrg. 55, Heft 2, November 1940

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