Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 56.1940-1941

DOI Artikel:
Körber, Dieter: Johann Heinrich Ramberg: zu seinem 100. Todesjahr
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16489#0073

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Joh. Heinr. Ramberg

Achilles schleift den Leichnam
des Hektor (llias)

Landesmuseum, Hannover

andern Inhalt. Nicht mehr ein unbeschwert orna- daß das eben alles menschlich und eigentlich drol-

mental umspieltes, über den Gründen tänzelndes lig ist.

Leben wird gesehen. Eine mit der Stärke eines Ur- Wenn man nicht vergißt, wie rein und klar zur
triebes auftretende Begabung zur gesellschaftlichen gleichen Zeit die Linie der romantischen Zeichnung
Karikatur geht an die Darstellung des -Menschen. gezogen wird, welcher Drang zur Beseelung sie be-
der unaufhörlichen Begegnung mit seinesgleichen herrscht, wie verspielt wiederum die romantische
und der Situationen, die das Leben als Komödien- Arabeske gleich einem Naturgewächs auflebt, so ei-
dichter zuwegebringt. Dabei wird Bamberg kaum kennt man. auf wieviel Gleisen das Leben damals
einmal bitter — wie später sein Landsmann Wil- lief, daß es auch für die Eleganz Bambergischer
heim Busch wenigstens im Wort seiner Bildgeschich- Ironie eine ein Menschenalter anhaltende Anerken-
ten so oft —, obwohl ein Grundzug von Skepsis über nung und Förderung bewies. Denn nachdem ihn die
soviel Allzumenschliches zu spüren ist. Die weite Zeichnungen zu Wielands Werken 1802 weithin be-
Skala seiner Satire reicht vom liebenswürdig Kecken kanntgemacht haben, fließen die Aufträge. Nach
bis zur Derbheit der Burleske. Er sagt es ohne mora- Chodowieckis Tode darf er als der führende deutsche
lische Absicht und hämische Bloßstellung einfach Illustrator angesehen werden, dessen niemals ver-
offenbarend; er spottet illusionslos. aber nicht mich- sagende Phantasie vielen literarischen Werken und in
tern, sondern amüsant. Ihm fehlt die beißende ungezählten zu Stichen übersetzten Zeichnungen den
Schärfe Hogarths und die vernichtende Kritik Dau- modischen und beliebten Almanachen und Taschen-
miers. Zuzeiten läßt er das Erotische gern mitspie- büchern zugute kommt. Diese Tätigkeit wird zur
len. doch ohne Frivolität, sondern mit dem Gefühl. materiellen Basis des Lebens. Zeichnungen — etwa

46
 
Annotationen